Die Kriminalstatistik gibt kein eindeutiges Abbild der Realität wieder. Es lassen sich jedoch Trends ablesen: In Botnang hat die Zahl der gemeldeten Delikte zugenommen.

Botnang - Die gute Nachricht zuerst: In der Landeshauptstadt ist die Zahl der gemeldeten Verkehrs- und Kriminalitätsfälle 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Auch Botnang ist und bleibt einer der sichersten Bezirke Stuttgarts. Doch nicht alle Bereiche entwickeln sich positiv: Während etwa die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückgegangen ist, stieg die Zahl der schweren Körperverletzungen, der besonders schweren Diebstähle sowie der Unfallfluchten. Die genauen Zahlen der Kriminalitäts- und Unfallstatistik stellte Rainer Weigl, Leiter des Polizeireviers 3, Bürgern und Bezirksbeiräten jüngst vor.

 

Mit nicht einmal einem Verkehrsunfall am Tag sei Botnang im Vergleich zur gesamten Landeshauptstadt eher unbedeutend, sagte Rainer Weigl einleitend. 2016 gab es laut der Polizeistatistik 253 Verkehrsunfälle in Botnang, sechs mehr als noch 2015. Erfreulich sei, dass 70 Prozent davon nur Kleinstunfälle waren und man auch keine Verkehrstoten zu verzeichnen habe. In Stuttgart hatte es 2016 insgesamt acht Tote gegeben, fünf davon waren Fußgänger. „Das zeigt, dass der Verkehr in Stuttgart sich zu sehr am Auto orientiert“, befand Weigl.

Körperverletzungen nehmen zu

„Probleme haben wir mit Unfallfluchten“, erklärte er. Hier blieb die Zahl mit 62 relativ konstant, denn es war nur ein registrierter Fall weniger als 2015. Bei der Aufklärung sei man vor allem auf Zeugen angewiesen. Da dies häufig nicht gegeben sei, beträgt die Aufklärungsquote 36 Prozent bei Unfallfluchten, wo Personen verletzt wurden und 32 Prozent bei Unfallfluchten mit reinem Sachschaden.

Nahezu eine Insel der Glückseligkeit sei Botnang laut Weigl im Hinblick auf die Verbrechensrate. Gemessen an allen in Stuttgart registrierten Straftaten entfielen mit 428 Fällen nur 0,72 Prozent auf den Bezirk. Das ist ein leichter Anstieg zu 2015, wo die Statistik 405 Straftaten zeigt. Doch in Dingen, die die Bevölkerung beschäftigen, weiß Weigl zu beschwichtigen: „Straftaten auf den Straßen sind auf dem Rückgang.“ Zwar ist den Zahlen zu entnehmen, dass die Körperverletzungen von 48 im Jahr 2015 auf 59 im vergangenen Jahr angestiegen sind. Doch handle es sich dabei häufig um Fälle häuslicher Gewalt, wie Polizeihauptkommissar Hubert Polzer betonte.

Autodiebe schlagen auch in Botnang zu

Deutlich häufiger griffen Sprayer zur Sprühdose. Hier verzeichnete die Polizei 32 Fälle, verglichen zu 13 im Jahr 2015. Gesunken sind dagegen Drogendelikte von 15 auf 6 sowie einfache Diebstähle von 77 auf 70. Auch die Zahl der ertappten Schwarzfahrer ist von 27 auf 18 zurückgegangen.

Polzer hatte auch einige Beispiele im Gepäck, etwa aus dem Bereich der sogenannten „besonders schweren Fälle des Diebstahls“. Diese haben sich fast verdoppelt. Lag die Zahl 2015 noch bei 38, waren es im vergangenen Jahr 68. So wurden im April 2016 gleich zwei Porsche Cayenne im Wert von 200 000 beziehungsweise 118 000 Euro gestohlen.

Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt

Als „sehr positiv“ beurteilten die Beamten die im dritten Jahr gesunkene Zahl der Wohnungseinbrüche. Nur noch 14 Mal (2015: 17) wurde in Botnang zugeschlagen. Dank häufig verbesserter Sicherheitstechnik, aufmerksamen Nachbarn sowie vorausschauender Polizeimaßnahmen habe man das Problem, so Weigl, besser im Griff. „Oft ist es bei Versuchen geblieben“, ergänzte Hubert Polzer. Ins Netz gegangen ist den Behörden ein „richtig guter Fang“. So wurde bei einem versuchten Wohnungseinbruch Ende Januar ein 46-jähriger Kosovare festgenommen, gegen den in Serbien ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Mord und schwerem Raub, in Österreich mehrfach Ermittlungsverfahren wegen Einbruchdiebstahls liefen. Ähnlich in Italien, wo gegen den Beschuldigten auch wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt wurde. Er wurde laut Polzer zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Erfolgreich dagegen waren Unbekannte in einer Wohnung an der Lindpaintnerstraße, wo Schmuck im Wert von 20 000 Euro entwendet wurde.

Auch nicht gefasst wurde der Täter, der am 9. September auf dem Waldweg vom MTV Stuttgart in Richtung Kräherwald ein Seil auf Kopfhöhe gespannt hatte. Ein 26-jähriger Radfahrer wurde vom Rad gerissen, schwer verletzt und war kurze Zeit bewusstlos. Wie er in das Katharinenhospital gekommen ist, weiß er nicht mehr. Von seinem Fahrrad, dem Seil sowie dem Täter fehlt bis heute jede Spur.