Der Bezirksbeirat kritisiert massiv den Lärmaktionsplan der Stadt und fordert konkrete Messungen.

Wangen - Zahlreich hatten Mitglieder des Bezirksbeirates an der gemeinsamen Sitzung der Beiratsgremien der Neckarvororte im Kursaal in Bad Cannstatt teilgenommen, in der die Stadtverwaltung den aktualisierten Lärmaktionsplan vorgestellt hatte. Entsprechend vielstimmig war nun in der aktuellen Sitzung des Wangener Gremiums die Kritik an dem Plan. Marijan Laszlo (CDU) nannte die aufwendigen Erhebungen gar „rausgeschmissenes Geld“.

 

Seine Kritik machte der Fraktionssprecher vor allem an drei Lärmwellen fest, die in dem Bericht der Stadt keinerlei Erwähnung finden würden: „Die Bundesstraße B 10 im Bereich Wangen taucht überhaupt nicht auf. Dabei wird übersehen, dass auch in den Stockwerken über dem Erdgeschoss Menschen wohnen“, sagte Laszlo. Und diese würden nicht durch die Lärmschutzwand geschützt und seien zusätzlich beeinträchtigt durch den Verkehrslärm, der von den Hallen gegenüber reflektiert werde. Deswegen fordere man auch „schon seit Jahren, auf die Besitzer der Hallen zuzugehen, damit diese begrünt werden“.

Kritik an Erhebung der Stadt

Als Ärgernis bezeichnete es Laszlo, dass auch die durch Wangen führende Stadtbahn keine Erwähnung finde, obwohl diese nicht zuletzt in den Kurvenbereichen der Wasenstraße „erheblichen Lärm macht“. Durch die Nichterwähnung falle die Forderung unter den Tisch, die Trasse zwecks Lärmdämmung „von der Langwiesenstraße bis nach Hedelfingen zu begrünen“. Zudem zeigte sich Laszlo „überrascht, dass der Hafen als Lärmquelle in dem Bericht nicht auftaucht“. Verwundert zeigt er sich über die Position der Stadt, „bei gefordertem Lärmschutz der Deutschen Bahn auf der anderen Neckarseite nicht zuständig zu sein, weil das einen anderen Eigentümer betreffe“. Dann sei die Stadt „auch nicht bei der Stadtbahn, bei der Bundesstraße und beim Hafen zuständig. Dann können wir das alles gleich bleiben lassen“, meinte Laszlo.

Volkmar Mäckle (SPD) bezeichnete es als „ein Problem, dass die Werte nur berechnet und nicht gemessen sind“. Außerdem würden nur Durchschnittswerte zugrunde gelegt: „Der errechnete Wert ist aber nicht der gehörte. Schon gar nicht an Stellen, wo der Lärm wirklich gravierend ist. Warum nicht auch messen?“, fragte Mäckle. Ein Frage, die Laszlo gleich mit dem Hinweis ergänzte, dass solch eine Messung, etwa im zweiten Stockwerk betroffener Häuser, „vom Aufwand her kein Hexenwerk wäre“.

Lärm als Gefahr für die Gesundheit

Auch Gerhard Föll (Bündnis 90/Die Grünen) stieß sich daran, dass der Aktionsplan „keine konkret gemessene Basis“ habe. Noch mehr wundere ihn das, „weil der Bericht doch deutlich die Gefahren für die Gesundheit nennt, die durch Lärmbelastung entstehen“. Deshalb habe er sich „geärgert, dass zwar Kosten, die für das Gesundheitssystem entstehen, aufgeführt werden, dass aber dort, wo Geld investiert werden müsste, um Verbesserungen zu realisieren, nichts geschieht“. Föll griff auch den Punkt einer Begrünung von großflächigen Hallenwänden entlang der Bundesstraße auf: „Da gab es vor Jahren einmal Zuschüsse. Dann aber wurde angeblich vergessen, die Begrünung zu bewässern, dann war das wieder tot. Aber Geld ist geflossen.“ Ein Satz, nach dem Gerhard Föll resigniert abwinkte.

Die Debatte wurde schließlich von Bezirksvorsteherin Beate Dietrich zusammengefasst, was in einen vier Punkte umfassenden Antrag mündete. In diesem einstimmig angenommenen Antrag wird moniert, dass wichtige Lärmquellen im Lärmaktionsplan der Stadt keine Erwähnung finden. Es wird gefordert, dass „an zwei relevanten Stellen in Häusern entlang der Bundesstraße 10 eine 24-stündige Messung vorgenommen wird“. Außerdem soll die Verwaltung „auf die SSB zugehen“, damit bei anstehenden Gleiserneuerungen die Schottertrasse begrünt wird. Im vierten Punkt des Antrages schließlich wird, „bezugnehmend auf alte Beschlüsse, erneut die Begrünung der Hallenwände entlang der B 10 gefordert“.