Was für die Kinder der 70er und 80er Jahre die Kassette war, war er für die Jugend der 90er und Millenials: der MP3-Player. Doch jede Technik hat ihr Ende. Heimlich, still und leise verabschiedet sich die deutsche Erfindung.

Stuttgart - Der Walkman brachte einst eine kleine Revolution mit sich. Musik wurde mobil und leicht zu transportieren. Mit Ghettoblastern konnten zwar ganze Straßenzüge beschallt werden, doch die Geräte waren schwer und alles andere als platzsparend. Die Zeit der Kassette war jedoch abgelaufen, als die CD auf den Markt kam. Auf den Walkman folgte daher der Discman, doch beim Sport war er nicht zu gebrauchen. Selbst mit einem starken „Anti-Shock“ waren die Erschütterungen bei Bewegungen zu viel für den Laser.

 

Entwickelt in Erlangen

Dann entwickelte das deutsche Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen das MP3-Format und löste die nächste Revolution aus: die Datenmenge der Musiktitel sank durch Kompression dramatisch, während die Qualität weniger darunter litt als bei anderen Verfahren. Schon bald wurden Lieder im MP3-Format im Internet verbreitet, da der Datentransfer selbst mit den damaligen Leitungen zügig vollzogen war.

Bereits Mitte der 1990er Jahre gab es MP3-fähige Geräte im Handel, spätestens nach der Jahrtausendwende aber hatte sich das Format endgültig durchgesetzt. Die ersten MP3-Player kamen auf den Markt. Zunächst mit bescheidener Speicherkapazität von beispielsweise 32 Megabyte, auf die maximal eine handvoll Lieder passten. Doch schon bald ließ sich auf den handelsüblichen Geräten mehr Musik speichern, als die meisten Menschen in ihrer CD- oder Plattensammlung beherbergten. Apples iPod war ein wesentlicher Wegbereiter des Erfolgs von MP3.

300 Millionen Euro jährlich für die Steuerkassen

Doch jede Technologie hat ihr Ende. So wie die Kassette von der CD, so wurde auch die deutsche Entwicklung von einer neueren abgelöst. Die Formate AAC und MPEG-H-Audio sind dem Fraunhofer-Format längst überlegen. Sie bieten weniger Qualitätsverlust bei gleichzeitig geringerer Datenmenge.

Die angemeldeten Patente auf MP3 liefen bereits am 23. April dieses Jahres aus, damit wurde auch das Lizenzprogramm eingestellt. Das Fraunhofer Institut bezog daraus jährlich nach eigenen Angaben einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, zudem soll die Technologie rund 300 Millionen Euro jährlich in die Kassen von Bund und Ländern gespült haben.

In Panik brauchen MP3-Nutzer deswegen aber nicht geraten. Auch wenn die Patente ausgelaufen sind, ist es niemandem verboten, das Format weiterhin zu nutzen. Die Zukunft gehört aber anderen Technologien.