Mannheim, die drittgrößte Stadt im Südwesten, will die Videoüberwachung in Teilen der Innenstadt massiv ausdehnen. Ein Feldversucht mit Risiken, findet Achim Wörner.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Mannheim - Überwachungskameras hängen längst überall, egal ob in U-Bahn-Stationen oder privaten Einkaufspassagen. Doch nun setzt Mannheim bei der Kontrolle neue Maßstäbe, wenn mit 71 Aufnahmegeräten ein nicht unerheblicher Teil der Innenstadt unter Dauerbeobachtung gestellt werden soll. Wie Umfragen zeigen, heißt in Deutschland die Mehrheit der Bürger dieses Instrument gut. Es werden eher die Chancen als datenschutz- und freiheitsrechtliche Risiken gesehen – dies auch im Bewusstein, dass Big Brother in öffentlichen Räumen nur unter engen Voraussetzungen überhaupt erlaubt ist.

 

Dem Image nicht zuträglich

Und dennoch geht Mannheim mit seinen wissenschaftlich begleiteten Observationsplänen einen mutigen, in Teilen auch gewagten Schritt. Dazu zählt das Eingeständis, in großen Bereichen der City einen Kriminalitätsschwerpunkt zu haben, denn nur deshalb ist im Moment die Aufsicht rechtlich möglich. Dem Image der drittgrößten Stadt im Südwesten ist das nicht gerade zuträglich. Zudem ist der finanzielle Aufwand hoch, weshalb sich die Frage nach der Kosten-Nutzen-Rechnung stellt. Denn die Videoüberwachung ist kein Allheilmittel zur Verhinderung von Straftaten. Beim Drogenhandel etwa führen detektivische Maßnahmen nachweislich eher zur Verlagerung als zur Lösung des Problems. Dennoch lässt sich eine gewisse abschreckende Wirkung nicht verhehlen, selbst wenn diese sich im Rahmen hält und kein Schutz gegen Terroranschläge ist. Fakt ist immerhin, dass gerade bei schweren Delikten Bilder vom Tathergang oft überaus hilfreich sind, um am Ende die Verbrecher zu ermitteln.

Viele Großstädte im Südwesten sind bei der Videoüberwachung bisher sehr zurückhaltend. Gewiss ist aber auch: Sie alle werden die Ergebnisse des Mannheimer Feldversuchs gespannt erwarten.

achim.woerner@stzn.de