Reiner Keller möchte in Höfingen die Ladenfläche in seinem elterlichen Haus zu einem gemütlichen Treffpunkt im Ort umbauen. Er stößt an Grenzen.

Damit hat Reiner Keller nun gar nicht gerechnet. Beim vereinbarten Termin mit der örtlichen Presse an diesem Dienstagvormittag will er von seinen vermutlich gescheiterten Plänen, im Höfinger Elternhaus an der Ecke Pforzheimer Straße/Lachentorstraße das leer stehende Ladengeschäft in ein Eiscafé umzubauen, erzählen. Das Gespräch entwickelt sich nach und nach zu einer kleinen Demonstration, als fünf Mütter, ein Vater, drei Kinder und Andrea Stammel, die neben dem geplanten Eiscafé ihren Obst-, Gemüse- und Blumenladen betreibt, dazustoßen. „Das ist eine ganz emotionale Sache hier im Ort, alle haben sich auf das Eiscafé gefreut, deshalb sind wir heute auch gekommen, um das zu unterstützen“, sagt Yanette Lehman, die mit ihrer Familie gleich in der Nähe wohnt.

 

In den warmen Monaten wäre die Terrasse ein Ort zum Verweilen

Ein paar Tische im Innern, eine gemütliche Sitzecke, in den warmen Monaten wäre die Terrasse ein schöner Ort zum Verweilen. Als die junge Mutter eines eineinhalbjährigen Kindes vor einigen Tagen von Andrea Stammel erfahren hatte, dass das Café wegen baurechtlicher Gründe vermutlich nur ein Traum bleiben wird, mobilisierte sie einige Eltern über die sozialen Netzwerke, um spontan zu zeigen, wie wichtig ihnen ein Treffpunkt im westlichen Teil ihres Ortes ist. „Wir wollen unser Eiscafé in Höfingen und werden dafür kämpfen, wenn es sein muss, starten wir eine Petition und sammeln Unterschriften im Ort.“

Reiner Keller, der bereits seit vielen Jahren im Zollernalbkreis lebt, aber regelmäßig in Höfingen nach dem Rechten schaut, ist gerührt über so viel Unterstützung aus der Bevölkerung. Doch er weiß mittlerweile auch um die Hürden, die baurechtliche Vorschriften nach sich ziehen. „Da habe ich vermutlich einen Fehler gemacht, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass ich einen Bauantrag für mein Projekt stellen muss.“ Diese entscheidende Information habe er erst im Januar dieses Jahres bekommen, als er mitten im Umbau der Räumlichkeiten steckte.

Der Mietvertrag war schon aufgesetzt

Den Mietvertrag mit einer potenziellen Eiscafé-Betreiberin aus Heimerdingen hatte er bereits aufgesetzt. Als diese ihr Gewerbe bei der Stadt Leonberg anmelden wollte, kam die Sache ins Rollen. Der Vertreter des Gesundheitsamtes, der in Höfingen vorbeischaute, war nicht das große Problem. Die geforderten zusätzlichen Waschbecken wären problemlos zu montieren. Die neuen Stromleitungen sind auch schon gelegt.

Komplizierter gestalteten sich all die baurechtlichen Auflagen, die Keller plötzlich zu erfüllen hatte: Er müsse eine zweite Kundentoilette einbauen, einen Notausgang sowie eine Lüftungsanlage. Gefordert sei zudem eine bestimmte Anzahl von Parkplätzen, und der Brandschutz müsse auch auf dem neuesten technischen Stand sein. „Das wäre ein großer finanzieller Kraftakt, der meine Möglichkeiten übersteigt“, sagt Reiner Keller. „So viele Jahre wurde die Fläche als Laden genutzt, und plötzlich wird ein Bauantrag gefordert, und es gibt Bestimmungen, um die sich lange niemand geschert hat“, sagt der Eigentümer des alten Hauses.

Seit 1954 ist das Haus nicht mehr umgebaut

Der Name Keller ist in Höfingen eine Institution. Von 1954 bis 1991 hatte seine Mutter Gertrud an diesem Ort ein Haushalts- und Eisenwarengeschäft geführt. 1992 bis 2011 übernahm die Bäckerei Baur aus Hirschlanden die Räume und betrieb dort auch ein Stehcafé. 2011 zog eine Filiale der Leonberger Bäckerei Zachert ein, die von 2018 bis 2020 auch die Poststelle führte. Von 2020 bis Ende 2022 war in den Räumen nur noch die Post untergebracht. „Das Ladengeschäft wurde seit 1954 nicht mehr umgebaut, sondern immer nur renoviert, lediglich das WC haben wir im Dezember 1991 nachträglich eingebaut“, sagt Reiner Keller.

Auf Anfrage unserer Zeitung bei der Verwaltung versichert der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner, „dass die Stadt Leonberg nicht daran interessiert ist, die Umnutzung zu verhindern. Es muss aber ein Mindestmaß an sicherheitsrelevanten Regelungen wie zum Beispiel die Hygiene oder der Brandschutz eingehalten werden. Dies dient dem Schutz der Besucherinnen und Besuchern sowie den Mitarbeitenden.“ Bei einer Verarbeitung von Lebensmitteln wie etwa Eiscreme seien Auflagen zu erfüllen. Ebenso werde geprüft, ob sicherheitsrelevante Aspekte wie zum Beispiel Brandschutz und Arbeitsschutz erfüllt seien. All dies könne jedoch erst konkret im Verfahren geprüft werden, weshalb der Eigentümer einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen sollte. Laut Aktenlage stamme die letzte Genehmigung aus dem Jahr 1968, einem Umbau zur Schmiede samt Werkstattanbau, die Reiner Kellers Vater Wilhelm betrieben hatte. „Die nach Aufgabe dieser Nutzung erfolgten Nutzungsänderungen waren allesamt nicht genehmigt, obwohl eine Genehmigung notwendig gewesen wäre“, sagt der Baubürgermeister.

Währenddessen überlegt sich Reiner Keller ernsthaft, das ganze Anwesen zu verkaufen. „Wenn das der Fall wäre, höre ich dort mit meinem Geschäft auf“, sagt Andrea Stammel vom Obst-, Gemüse- und Blumenladen nebenan. Sie habe Verständnis für gewisse Auflagen. „Aber es muss doch möglich sein, eine Lösung zu finden, wir wollen den Ort einfach nur beleben, damit sich die Menschen hier wohlfühlen. Es kann nicht sein, dass das an zu viel Bürokratie scheitert.“