Virtuelles Schweißen, das Arbeiten mit einer Datenbrille oder die Bedienung eines 3-D-Druckers: In der neuen Zukunftswerkstatt von Mercedes Benz in Sindelfingen probieren Azubis neue Technologien aus.

Sindelfingen - Bei Daimler beginnt die Zukunft schon jetzt. Ob virtuelles Schweißen und Lackieren, das Arbeiten mit einer Datenbrille oder die Bedienung eines 3-D-Druckers: in der neuen Zukunftswerkstatt können die Auszubildenden des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen (Kreis Böblingen) neue Technologien ausprobieren. Damit will man den Standort in die Zukunft führen.

 

Industrie 4.0 und Digitalisierung – diese Schlagworte fielen bei der offiziellen Eröffnung der Zukunftswerkstatt am Mittwoch immer wieder. Die Fragen, wie man diese Themen umsetzen und neue Technologien gewinnbringend für das Sindelfinger Werk in die Ausbildung integrieren könne, waren die Grundlage für das Konzept der neuen Werkstatt. Dafür habe der Konzern „eine erhebliche Investition“ geleistet, sagte Thomas Fuhry, der Leiter der Ausbildung im Sindelfinger Werk. Das Ziel ist klar: „Wir wollen, dass die Auszubildenden mit den Technologien in Kontakt kommen, auf die sie später im Berufsleben treffen werden.“

Autoindustrie ist im Wandel

Prinzipiell könne daher jeder Sindelfinger Azubi an einem Projekt der Zukunftswerkstatt teilnehmen, erklärt Fuhry. Die Ideen dafür würden entweder von den Auszubildenden selbst oder von anderen Mitarbeitern des Werks eingebracht. „Ein Gremium entscheidet dann, welche Vorschläge zum Zuge kommen.“ In diesem Rahmen könnten die Auszubildenden gemeinsam mit Mitarbeitern anderer Fachbereiche diese neuen Konzepte und Technologien ausprobieren – und zwar ohne, dass die Produktion des Werks gestört werde. Denn Fehler seien in der Zukunftswerkstatt erlaubt, sagt Fuhry. Und auch die übrige Belegschaft könne durch die Zusammenarbeit mit den Azubis oft noch etwas lernen – laut dem Ausbildungsleiter eine „Win-Win-Situation“. Einige Projekte seien bereits erfolgreich durchgeführt worden, erklärt Fuhry.

Dass es einen Bedarf an Mitarbeiterin mit Kenntnissen über Zukunftstechnologien gibt, das sieht auch Michael Bauer, der Standortverantwortliche des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen, so. „Noch nie war die Autoindustrie so sehr im Wandel“, sagte er. Die Themen Digitalisierung und Industrie 4.0 würden in Zukunft das Geschäft prägen. Mit der neuen Werkstatt würden die Auszubildenden auf genau diese Zukunft vorbereitet. „Wir sind in Sindelfingen am Ball“, konstatierte Bauer.

Auch Thomas Schulz, Leiter Personal Mercedes-Benz Cars, betonte die Bedeutung von qualifizierten Mitarbeitern für ein erfolgreiches Weiterbestehen des Konzerns. Man investiere zwar in hohem Maße in zukunftsfähige Hardware. „Den Unterschied aber wird der Mensch machen.“

Leuchten in den Augen

Die drei Azubis Julian Pfeffer (19) aus Herrenberg, Patrick Egeler (18) aus Gäufelden und Yannik Berdel (18) aus Holzgerlingen, die im Sindelfinger Werk zu Werkzeugmechanikern ausgebildet werden, sind jedenfalls begeistert von den neuen Möglichkeiten, die ihnen die Zukunftswerkstatt bietet. Sie haben bereits an einem Projekt teilgenommen, das sich um das Thema 3D-Druck drehte. Dabei stellten sie mit Hilfe eines entsprechenden Druckers Bauteile her. „Das hat total Spaß gemacht“, sagt der Azubi Julian Pfeffer.

Zunächst sei die Beschäftigung mit der für sie neuen Technologie ungewohnt und kompliziert gewesen, doch schnell hätten die drei Auszubildenden den Dreh raus gehabt, bestätigt auch Patrick Egeler. „Wenn etwas Spaß macht und man sich dafür interessiert, dann lernt man schneller.“ Dass die Auszubildenden im Umgang mit den neuen Technologien eine große Begeisterung an den Tag legten, das bestätigt der Ausbildungsleiter Thomas Fuhry. „Sie haben dabei ein richtiges Leuchten in den Augen“, beschreibt er seine Beobachtung.

Die Ausbildung

Standorte: Nicht nur in Sindelfingen können die Auszubildenden in einer Zukunftswerkstatt neue Technologien kennenlernen. Auch in den Mercedes-Benz-Werken in Bremen und Rastatt gibt es ein solches Zentrum.

Zahlen: Sindelfingen kommt auf rund 850 Auszubildende, in Rastatt lernen gut 500 junge Menschen die Fertigkeiten für ihren künftigen Beruf. Im Werk in Bremen beläuft sich diese Zahl auf rund 250.

Berufe: Bei Mercedes Benz werden junge Leute, die später in einem technischen Beruf arbeiten möchten, beispielsweise zum Werkzeugmechaniker, Mechatroniker, Gießereimechaniker, Metallwerker oder IT-Systemelektroniker ausgebildet.