In der Interimsspielstätte Wintergarten findet von Donnerstag an die Messe Paperness statt. Die Macher bieten in der ehemaligen Suite 212 dabei besonders schön gestalteten Magazinen und Büchern eine Plattform.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Je flüchtiger die Gegenwart ist, desto stärker tritt eine Gegenbewegung für Halt und Haptik auf den Plan. In Zeiten von Streamingdiensten wie Spotify feiert Vinyl seinen geschätzt 20. Frühling. Und als Gegenbewegung zum Siegeszug des Digitalen rufen Liebhaber die Renaissance von Print aus. In München, Berlin oder Hamburg sind Messen, die besonders schön gestaltete Printprodukte feiern, längst fest im Veranstaltungskalender verankert. In Stuttgart wird nun bei der zweiten Auflage der Paperness besonderen Magazinen und Büchern gehuldigt.

 

Die drei Veranstalter Sabine Marinescu, Janina Poesch und Matthias Straub präsentieren von Donnerstag an über eine Woche lang in der Interimsspielstätte Wintergarten (Ex-Suite 212) an der Theodor-Heuss-Straße an die 100 Printerzeugnisse, die ihren gestalterischen Ansprüchen genügen. Der Großteil der Printerzeugnisse kann bei der Paperness käuflich erworben werden. Begleitend zu der Ausstellung finden Vorträge statt, die sich mit besonders bedrucktem Papier auseinandersetzen.

Die erste Paperness fand 2011 im Wilhelmspalais statt

Alle drei Veranstalter sind Überzeugungstäter: Marinescu und Poesch geben das Architekturmagazin Plot in Stuttgart heraus und konzipieren Magazine für andere. Straub ist Herausgeber des Kunstmagazins Opera. „Wir kennen und schätzen uns schon lange gegenseitig“, sagt Sabine Marinescu. Aus dieser gegenseitigen Fanfreundschaft ging im Jahr 2011 die erste Paperness Messe hervor. Damals fand die Veranstaltung im Wilhelmspalais statt. Der Fokus lag auf Magazinen aus der Region Stuttgart.

Dieses Mal ist die Bandbreite deutlich größer. Die Printausstellung ist in unterschiedliche Themenfelder gegliedert, „die wiederum von Experten kuratiert wurden", erklärt Janina Poesch. So hat sich zum Beispiel die Stuttgarter Modefotografin Monica Menez um Modepublikationen gekümmert, Jessica Reitz, die Macherin des gefeierten Berliner Ladens „Do you read me?! – Magazine und Lektüre der Gegenwart“ zeichnet für den Thementisch Zeitgeist verantwortlich.

Eine Leidenschaft für Druckerschwärze

Die Protagonisten der Paperness eint eine Leidenschaft: „Wer einmal Druckerschwärze gerochen hat, den lässt sie nicht mehr los“, sagt Matthias Straub. Straub ist übrigens nicht nur Verleger, sondern auch Agenturangestellter und Fotograf. Als Handlungsreisender in Sachen Kunst war er vor drei Wochen in Paris bei einer Fotobuchmesse, als die Terroranschläge 130 Menschen das Leben gekostet haben. Seine Airbnb-Wohnung lag ganz in der Nähe eines der Anschlagsorte. In der StZ hatte er von seinen Erlebnissen berichtet. „Verarbeiten konnte ich das Wochenende in Paris noch nicht, das kommt vielleicht erst an den ruhigen Tagen nach Weihnachten.“

Bei der Vernissage am Donnerstag spricht Julian Zimmermann, der mit seinem Design-Studio Deutsche & Japaner in Mannheim auch schon Merchandising-Produkte für den amerikanischen Rapstar Jay Z entworfen hat. Die Auseinandersetzung mit bedrucktem Papier bleibt übrigens nicht rein akademisch: Am Sonntag findet auf der Paperness ein Tischtennis-Turnier mit selbst bedruckten Papierschlägern statt. Wird Print in Zukunft zu mehr taugen als zu selbst gebastelten Sportgeräten? „Ja“, sagt Janina Poesch, „Print ist die Zukunft des Digitalen.“