Der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Kadner beendet altershalber seine berufliche Tätigkeit bei der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf. Auch Uwe Stuckenbrock scheidet aus dem Vorstand aus. Beide wurden bei der Mitgliederversammlung verabschiedet.

Feuerbach - Der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Kadner beendet nach mehr als 30 Jahren altershalber seine berufliche Tätigkeit bei der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf im September 2017. Sein Nachfolger wird Christian Reinhard. Der 39-jährige Wirtschaftsjurist ist seit dem 1. Januar Geschäftsführer der Baugenossenschaft und wird zum 1. Juli als geschäftsführendes Vorstandsmitglied bestellt.

 

Auch Uwe Stuckenbrock scheidet wegen Erreichens der Altersgrenze zum 6. Juli aus dem Amt aus. Seine Funktion als nebenamtliches Vorstandsmitglied übernimmt der selbstständige Architekt Winfried Stempfle, der sich zuvor dem Gremium genauso wie Christian Reinhard kurz vorgestellt hatte. Stempfle ist geschäftsführender Gesellschafter des Architekturbüros S-ASS mit Sitz in Weilimdorf und Freiburg. Als Aufsichtsratsmitglieder wiedergewählt wurden der Bauingenieur Stefan Peters und der frühere Bankvorstand Siegfried Schön.

Aufgrund dieser personellen Entscheidungen an der Spitze der Baugenossenschaft rückten die Präsentation des Geschäftsberichtes sowie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag im Kongresshotel Europe ein Stück in den Hintergrund. Denn es war die letzte Versammlung in der alten Besetzung des Vorstands.

Das Dream-Team der Baugenossenschaft

Die Aufsichtsratsvorsitzende Ulrike Zich nutzte die Gelegenheit, sich bei Klaus-Dieter Kadner und Uwe Stuckenbrock für deren Einsatz, Kompetenz und Engagement zu bedanken: „Sie beide waren schon so etwas wie das Dream-Team der Baugenossenschaft. Eine Ära geht zu Ende.“ Wenn sich jemand mit Herzblut und Begeisterung einer Aufgabe widme, dann werde es gut: „Und Sie beide haben ihre Sache sehr gut gemacht“, betonte Zich.

Wichtig war es nach den Worten von Zich auch, dass die menschliche Chemie im Gremium gestimmt habe, denn die Führung einer Genossenschaft sei auch ein Gemeinschaftswerk. Kadner habe mit Stuckenbrock, dem früheren Stuttgarter Stadtbaudirektor, einen absoluten Experten in bautechnischen Fragen an der Seite gehabt.

Daran anschließend überreichte Ursula Hennes, die Leiterin der Rechtsabteilung des Verbandes der baden-württembergischen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW), Kadner die silberne Verdienstmedaille und Stuckenbrock die silberne Ehrennadel des VBW. Ein wenig Wehmut schwang auch in Kadners Abschiedsrede mit: „Die Zeiten zwischen 1984 und heute haben sich grundlegend geändert.“ Allerdings gebe es auch Konstanten: „Bis in unsere heutige Zeit gleichgeblieben sind fehlende Grundstücke für den Wohnungsbau, Reglementierungen im Wohnungsbaurecht und die Bürokratisierung durch Verordnungen und Gesetze.“

Überreglementierung behindert den Wohnungsbau

Kadner kritisierte die Überreglementierung und appellierte an die Politik, diese zurückzufahren, denn sie behindere die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Bereits in seinem Geschäftsbericht für 2016 wies Kadner darauf hin, dass es für nicht so zahlungskräftige Schichten der Bevölkerung angesichts immens steigender Wohnkosten immer schwieriger werde, sich in der Landeshauptstadt niederzulassen. „Für die Pflege- und Sozialberufe wird es zunehmend schwieriger, Personal zu finden, da bezahlbare Wohnungen nicht zur Verfügung stehen.“ So gesehen wirkten sich die hohen Wohnkosten langfristig als Standortnachteil aus. Die Stadt versuche, diesem Trend mit dem Bündnis für Wohnen entgegenzuwirken: „Die Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften stehen bereit, neue Wohnungen zu errichten“, betonte Kadner. „Unsere Mieten orientieren sich nicht an Höchstmieten. Wir bieten zu bezahlbaren Mietpreisen ein qualitativ sehr gutes Angebot an Wohnungen an.“ In Feuerbach soll im Rahmen des Bündnisses für Wohnen das Schoch-Areal bebaut werden. Neben Gewerbe und Dienstleistung ist hier geplant, 125 Wohnungen zu bauen.

„Doch wenn die Stadt ihr Ziel, jährlich 1800 neue Wohnungen zu erstellen, erreichen will, muss sie den Wohnungsbau weiter forcieren“, sagte Kadner. Die Zeitstufenliste zeige die Baupotenziale in Stuttgart. Danach sei es möglich, bis 2025 knapp 24 000 Wohneinheiten zu schaffen. Andererseits halte der Gemeinderat an seinem Grundsatzbeschluss „Innen- vor Außenentwicklung“ fest. Mit Blick auf die Stuttgarter Wohnungssituation stelle sich die Frage, wie in sehr begrenzten und ausgewählten Gebieten zusätzliche Flächen geschaffen werden können: „Wir brauchen einfach mehr Fläche, um mehr Wohnungsbau zu realisieren“, sagte Kadner. Wichtig sei auch die Ausnützung von Grundstücksreserven.

Diese Gelegenheit ergibt sich nach den Worten von Kadner für die Baugenossenschaft in Giebel. Der nicht gerade attraktive Garagenhof am Lurchweg biete die Möglichkeit für einen Neubau. Nach ersten Plänen und Abstimmungen mit der Stadt sollen 17 Genossenschaftswohnungen mit 24 Tiefgaragenplätzen entstehen. Insgesamt hat die Genossenschaft für die Modernisierung und Instandhaltung im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Euro ausgegeben. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag in der Wohnanlage Banzhaldenstraße 2A – 2D.

Kadner wies darauf hin, dass die Vermögens- und Kapitalstruktur der Baugenossenschaft eine gute Entwicklung aufweist. „Die Ertrags- und Finanzlage der Genossenschaft ist unverändert gut.“ Vorstand und Aufsichtsrat schlugen vor, einen Gewinnanteil in Höhe einer vierprozentigen Dividende an die Mitglieder auszuschütten. Die Mitgliederversammlung stimmte dieser Verteilung des Bilanzgewinnes einstimmig zu.