Steve Berman reicht eine weitere Klage ein, die sich auch gegen den Technologiekonzern Bosch richtet.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Der amerikanische Anwalt Steve Berman, der in New Jersey eine Sammelklage gegen den Stuttgarter Autobauer Daimler eingereicht hat, rechnet sich nach der US-Klage gegen Fiat für seine Fälle bessere Chancen aus. „Die Tatsache, dass sowohl Fiat Chrysler als auch Daimler Motorsteuergeräte von Bosch verwendet haben, unterstreicht die Glaubwürdigkeit unserer Vorwürfe“, sagte Berman unserer Zeitung.

 

Laut Berman spielt Bosch eine zentrale Rolle bei den Betrugsvorwürfen gegen verschiedene Autohersteller. Darum richtet sich seine Klage neben Daimler auch gegen Bosch. Auch in seiner neuesten Klage wird der Autozulieferer als Beschuldigter mit aufgeführt: Am Donnerstag hat Berman vor dem Bezirksgericht Michigan eine Klage gegen General Motors und Bosch eingereicht. In der 191-seitigen Klageschrift, die unserer Zeitung vorliegt, wirft Berman dem amerikanischen Autobauer vor, bei rund 705 000 Fahrzeugen mithilfe spezieller Software die Emissionswerte des Schadstoffs Stickoxid manipuliert zu haben.

Es geht dabei um schwere Pick-up-Trucks der Marken Chevrolet und GMC. Betroffen sind demnach die Modelljahrgänge 2011 bis 2016. Bei den betroffenen Fahrzeugen habe General Motors Softwarekomponenten zur Manipulation eingesetzt, die von Bosch entwickelt und produziert worden seien. Der Stuttgarter Zulieferer sei jahrelang ein aktiver Teil einer Verschwörung mit Herstellern wie Volkswagen, General Motors und anderen gewesen, um amerikanische Verbraucher und Behörden zu täuschen. „Bosch ist das Herz des Dieselskandals in den USA und in Europa“, führt der Anwalt in seiner Sammelklage in markiger Sprache aus, die für amerikanische Anwälte nicht ungewöhnlich ist. Die amerikanischen Klageschriften sind häufig reißerischer formuliert, als dies hierzulande üblich ist, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Daimler weist die Vorwürfe als haltlos zurück

Dass die Anschuldigungen bisweilen auch in sich zusammenfallen, beweist die erste Klage, die Berman gegen Daimler eingereicht hat. Diese hat das zuständige Gericht in New Jersey im Dezember abgewiesen. Daraufhin hat der Anwalt jedoch eine erweiterte Klage eingereicht, in welcher er seiner Meinung nach die von den Richtern beanstandeten Mängel behoben hat.

Daimler weist die Anschuldigungen Bermans regelmäßig als haltlos zurück. Der Autozulieferer Bosch wiederholt stets das Bestreben, mit allen Behörden zusammenzuarbeiten, und äußert sich darüber hinaus nicht zu laufenden Verfahren.

Steve Berman ist Partner der US-Kanzlei Hagens Berman in Seattle im Bundesstaat Washington. Er vertritt Verbraucher, Investoren und Mitarbeiter in großen Verfahren. So war er beispielsweise federführend an dem Prozess gegen den Autohersteller Volkswagen beteiligt.

Berman bezeichnet sich selbst als jemanden, der lautstark für die Rechte jener kämpft, die nicht für sich selbst kämpfen können. Zu seinen größten Erfolgen zählt ein Vergleich mit der Tabakindustrie 1998, bei dem Tabakkonzerne zu Zahlungen in Höhe von fast 200 Milliarden Euro verdonnert wurden. Der Vergleich zählt zu den wichtigsten in der Rechtsgeschichte.