Bitteres Aus für Daimler als Sponsor des Deutschen Fußball-Bundes ab 2019: Die Nationalspieler fahren künftig auf VW ab. Dem DFB bringt das richtig viel Geld.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Es gibt ja nicht wenige Hingucker im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum. Ein Exemplar sticht dennoch besonders ins Auge: die Nachbildung des Busses, in welchem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1974 auf WM-Tour im eigenen Land war. Knallig gelb, dazu die Farben Schwarz und Rot – und, natürlich, vorne drauf der Stern. Wie als Beweis der jahrelangen Partnerschaft des Daimler-Konzerns mit dem Fußball. Und im Speziellen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB).

 

Schon zwei Jahre vor der WM 1974 begann die Zusammenarbeit zwischen dem größten Sportfachverband der Welt und dem Autobauer aus Stuttgart, der seit 1990 Generalsponsor des DFB ist. „Die Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und dem Deutschen Fußball-Bund ruht auf einem starken Fundament“, sagte Dieter Zetsche, der Daimler-Vorstandsvorsitzende, im August 2011. Damals wurde die Zusammenarbeit vertraglich bis 2018 fixiert. Was damals keiner ahnte: Danach ist Schluss.

Die Entscheidung fällt einstimmig

Am Freitag entschied das DFB-Präsidium einstimmig, dass der Kontrakt mit der Daimler AG nicht verlängert wird. Den Zuschlag für die im März ausgeschriebene Rolle als Mobilitätspartner bekommt der Volkswagen-Konzern. „Es passt zum DFB, dass VW mit seinem Engagement den gesamten Fußball im Blick hat“, sagte Verbandspräsident Reinhard Grindel, der VW auch als Partner für „die Internationalisierung vor allem in China“ sieht. „Volkswagen und der Volkssport Nummer eins – das ist eine gute Partnerschaft“, sagte Herbert Diess, der Vorstandsvorsitzende der Marke Volkswagen. Lange Gesichter gab es dagegen in der Stuttgarter Daimler-Konzernzentrale.

Der Autobauer hätte seine jahrzehntelange Partnerschaft mit dem DFB gerne fortgeführt – obwohl das ausgeschriebene Paket zwar zusätzlich die Vermarktung des DFB-Pokals vorsieht (die VW bereits inne hat), nicht aber den Umfang der bisherigen Generalsponsor-Vereinbarung hat. Zudem stieg der Preis. Daimler war bereit, sein bisheriges Engagement von geschätzten acht Millionen Euro jährlich aufzustocken. Der DFB entschied sich allerdings für das noch bessere finanzielle Angebot. Über 25 Millionen Euro soll VW künftig jährlich zahlen. Der neue Vertrag gilt vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Juli 2024. Bestätigen wollte diese Summen am Freitag keiner, Grindel immerhin sprach von einer „signifikanten Steigerung“.

VW und DFB arbeiten die Vergangenheit auf

Dass er sich mit dem Deal nicht nur diese Mehreinnahmen, sondern auch einen Sponsor mit zuletzt höchst zweifelhaftem Gebaren rund um den Abgasskandal ins Haus holt, ist dem DFB-Chef bewusst. Den Kritikern dieser Konstellation hielt er am Freitag entgegen: „Auch wenn die Vorgänge nicht vergleichbar sind, eint den DFB und VW die Notwendigkeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die richtigen Maßnahmen für die Zukunft abzuleiten.“

Aus dem Hause Daimler gab es am Freitag lediglich eine offizielle Stellungnahme zum verlorenen Zweikampf mit dem Konkurrenten aus Wolfsburg: „Wir blicken auf über vier Jahrzehnte einer spannenden und überaus erfolgreichen Partnerschaft zurück. Wir wünschen den Nationalmannschaften auch nach unserer Partnerschaft alles erdenklich Gute für eine erfolgreiche sportliche Zukunft.“ Intern dagegen gab sich Konzernchef Zetsche in einer Mitteilung an die Mitarbeiter kämpferisch: „In diesem Ende liegt auch die Chance einer Neuausrichtung“, schrieb er, „und Sie können sicher sein: Die werden wir nutzen.“ Bei der WM 2018 ist Daimler mit der Marke Mercedes-Benz noch an Bord. Ende des kommenden Jahres enden dann wohl auch die persönlichen Vereinbarungen mit Nationalteam-Manager Oliver Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw.

Daimler ist Investor beim VfB

Volkswagen ist bereits als Sponsor und Automobilpartner bei zahlreichen Vereinen im Profifußball aktiv – unter anderem beim VfL Wolfsburg, bei RB Leipzig, bei Werder Bremen und bei Eintracht Braunschweig. Als Partner für den DFB-Pokal überwies der Autobauer aus Niedersachsen zudem bereits geschätzte sechs Millionen Euro jährlich an den DFB. Die VW-Tochter Audi ist außerdem einer der wichtigsten Partner des FC Bayern und Anteilseigner der FC Bayern AG.

Ein solches Investment tätigte jüngst auch die Daimler AG, die für 41,5 Millionen Euro 11,75 Prozent der Anteile der neuen VfB AG zahlte und nun Hauptsponsor und strategischer Partner des Bundesliga-Aufsteigers ist. Auch der Mannschaftsbus des VfB kommt aus dem Hause Daimler – das Nationalteam dagegen ist schon bald im VW-Gefährt von MAN unterwegs.