Wo heute das Korntaler Rathaus steht, befand sich eins die Weinkelter. Längst wird im Ort kein Wein mehr angebaut, doch das Getränk hat Korntal einst erst bekannt gemacht.

Korntal-Münchingen - Wie der Schillerwein zu seinem Namen kam, ist nicht eindeutig geklärt. Entweder, er wurde nach dem Dichter Friedrich Schiller benannt, oder er erhielt seinen Namen wegen seiner blassroten, schillernden Farbe. Hingegen gesichert ist, dass die Münchinger einstmals vorwiegend Schillerwein produzierten, deshalb vermutlich auch vornehmlich tranken. „Zuerst wurde er in der Ebene angebaut, erst im 13./14. Jahrhundert wurden dann Terrassen angelegt“, sagt Sabine Rathgeb. Rathgeb leitet das Heimatmuseum Münchingen. Dort ist von morgen an die Ausstellung „Weinbau in Korntal und Münchingen. Eine Spurensuche“ zu sehen. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Münchinger Eckhard Holderrieth, Fachberater für Weinbau im Regierungspräsidium Stuttgart.

 

Die Ausstellung zeigt das benötigte Handwerkszeug, präsentiert historische Fotografien und Jahrhunderte alte Schriften. So erfährt man dort, dass die erste Erwähnung Korntals auf das Jahr 1297 zurückgeht und mit dem Weinbau zusammenhängt, weil darin die Abgaben der Weinbauern geregelt wurden. In Korntal gab es einst auch die meisten Weinberge, nämlich 157 auf einer Fläche von 108 Morgen. In Münchingen waren rund 80 Morgen besetzt, in Kallenberg 40. Drei Morgen entsprachen einem Hektar.

Gekeltert wurde in allen Ortsteilen. Die Baumpressen befanden sich in Münchingen und Korntal dort, wo heute das Rathaus steht. „In Korntal waren es sogar zeitweise vier“, weiß Rathgeb aus Dokumenten, die im 16. Jahrhundert entstanden. Im 19. Jahrhundert wichen sie dem Töchterinstitut. Aus dem Jahr 1730 ist zudem dokumentiert, dass ein Weinhändler mehr als 60 000 Liter Wein im Keller lagerte. Küfereien gab es sowohl in Korntal als auch in Münchingen. Die Münchinger haben gar ihren Necknamen „Hoba“ aus dem Weinbau: Hoba bezeichnet das Rebmesser, das der Wengerter unter anderem zum Rebschnitt nutzte

Gefäße aus der Römerzeit werden in der Ausstellung ebenso gezeigt, wie Sandsteinköpfe der Götter Bacchus und Apollo, die wahrscheinlich aus der Kelter in Kallenberg stammen. Ebenfalls ausgestellt ist eine Glasscherbe aus dem 16. Jahrhundert. Glas war damals teuer: „Es zeigt, wie reich die Münchinger waren“, sagt Rathgeb.

Bis ins 20. Jahrhundert wurde in Korntal und Münchingen Wein angebaut. Laut Rathgeb wurde der Anbau in Münchingen 1917 aufgegeben, in Korntal Anfang der 1930er Jahre. Ein Grund sei gewesen, dass die Weinbauern nicht mehr Wert auf die Menge legten, sondern auf die Qualität des Weins. Zudem machte den Wengerten die Reblaus zu schaffen. Mit neuen Rebsorten war der Schädling aus Amerika eingeschleppt worden. Doch anders als die amerikanischen Sorten, waren die europäischen nicht gegen den Schädling resistent.