Erneut sind in Südbaden Reittiere misshandelt worden. Vorsorglich installierte Bewegungsmelder wurden abgerissen. Die Tierschutzorganisation Peta hat jetzt eine Belohnung für die Ergreifung des oder der Täter ausgesetzt.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Erneut sind in Freiburg und Umgebung drei Pferde so misshandelt worden, dass der Verdacht besteht, der Pferdeschänder aus dem Jahr 2012 könnte wieder sein Unwesen treiben. Möglicherweise sind es auch mehrere Täter. Die Vorfälle im März und Anfang April 2017 tragen jedenfalls eine perverse Handschrift: Am 8. April fand der Besitzer einer Pferderanch im Freiburger Westen morgens eine Stute in ihrer Box gefesselt und im Genitalbereich verletzt vor. Schon vier Tage zuvor war im gleichen Stall eine andere Stute gefesselt und mit Schnittwunden verletzt aufgefunden worden.

 

Daraufhin wurden Bewegungsmelder installiert, diese wurden beim zweiten Mal vom Täter gezielt abgerissen. Bereits am 24. März war eine Stute rund sieben Kilometer entfernt im Nachbarort Umkirch angegriffen worden, sie wurde bei der heftigen Gegenwehr verletzt. Ob es sich bei den Taten um eine neue Serie handelt oder ob der oder die Täter auch für die Fälle verantwortlich sind, die im Sommer und Herbst 2012 die Reiterszene und die Öffentlichkeit in Südbaden schockiert haben, ist ungewiss. Denn die damaligen Schändungen sind nie aufgeklärt worden.

Im Jahr 2012 wurden 17 Pferde in „hochgradig perverser“ Art misshandelt

Die Ermittlungsgruppe „Koppel“ der Freiburger Polizei wurde im Januar 2013 aufgelöst, nachdem sich unter den 300 Hinweisen keine heiße Spur ausfindig machen ließ. In 17 angezeigten Fällen wurden Pferde in „hochgradig perverser“ Art – so die Polizei – misshandelt. Den Pferde- und Eselstuten wurden mit Messerschnitten Verletzungen an den Genitalien beigebracht und Gegenstände anal eingeführt, so dass in einem Fall eine Stute starb. Rund um Freiburg gerieten Pferdehalter in Angst und Schrecken. In einigen Fällen wurden private Sicherheitsdienste für die Bewachung der Ställe und Koppeln engagiert. Ende 2012 hörten die Schändungen urplötzlich auf. Möglicherweise, so die Polizei, sei man dem Täter sehr nahe gekommen, so dass er die Entlarvung fürchten und sein Treiben einstellen musste.

Oder der offensichtlich schwer gestörte Täter habe sich in Behandlung begeben, um seine irrgeleiteten Triebe in den Griff zu bekommen. Es gäbe zwei Personentypen, die für solche schweren Schändungen infrage kommen, sagt Professor Michael Berner, „beide sind relativ schwer psychisch gestört“. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Karlsruhe ist auch Leiter des Referats Sexualmedizin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.

Lust am Quälen oder gestörte sexuelle Entwicklung

„Für den einen Typus geht es um die Lust am Quälen“, sagt Michael Berner. Das Gefühl der Empathie gehe ihm ab. Der andere Typus habe eine gestörte sexuelle Entwicklung, könne keine „normale Sexualität“ leben und missbrauche stattdessen ein schwächeres, hilfloses Wesen. Ein Tier eignet sich dafür in besonderer Weise. Denn es kann nach einem Missbrauch keine Zeugenaussage machen.

Und andere Tatzeugen gab es bisher nicht, weder in den alten noch in den neuen Fällen. „Wir haben keinen konkreten Tatverdacht“ sagt die Pressesprecherin der Freiburger Polizei. Ein Zusammenhang mit den frühen Taten sei möglich, aber nicht erwiesen. Es könne sich auch um neue Täter handeln.

Die Polizei in Freiburg rät den Pferdehaltern zu erhöhter Wachsamkeit, zu Videokameras und effizienter Schließtechnik. Seile, Ketten und Draht solle man lieber wegschließen, damit sie nicht als Fesselmaterial verwendet werden können. Grundsätzlich gelte: Pferdeschänder machen sich der Tierquälerei schuldig. Die Tierschutzorganisation Peta hat 1000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen, und fordert ein bundesweites Register.