Das Wetter hat gehalten, die Stimmung war entsprechend gut. Leser der Stuttgarter Zeitung konnten die Eskapaden der „Blues Brothers“ im Freilichtkino verfolgen.

Stuttgart - Als Bernhard Müller am Mittwochabend aus dem Bus vor dem Mercedes-Benz-Museum steigt und in den Himmel blickt, sieht er zufrieden aus. „Es sieht ja aus, als hätten wir Glück“, sagt der 58-Jährige angesichts der freundlichen Wetterlage.

 

In einer halben Stunde beginnt das Freilichtkino mit einer exklusiven Vorstellung für die Leser der Stuttgarter Zeitung. Sein Abstecher an diesem Abend sei eine spontane Entscheidung gewesen, sagt Müller. Auf der App hatte er das Angebot entdeckt und sich kurzerhand entschieden, dabei zu sein. Auf den Film „Blues Brothers“, für den sich die StZ-Leser aus einer Auswahl von zehn Filmen entschieden hatten, ist er aus einem besonderen Grund gespannt. „Bislang kenne ich die Blues Brothers nur vom Theater. Ich habe das Stück bei den Burgfestspielen in Jagsthausen gesehen.“ Ob der Film die Inszenierung wohl überbieten kann?

Ein Vater und sein Sohn sind im passenden Outfit erschienen

Das Amphitheater ist bis zum Einbruch der Dunkelheit gut gefüllt. Nur wenige der 700 Plätze bleiben unbesetzt. Die Zuschauer genießen die Abendluft und blättern in der Donnerstagsausgabe der „Stuttgarter Zeitung“, die sie am Eingang bekommen haben. Einige laufen zur Bar links neben der riesigen Leinwand und decken sich mit Snacks und Getränken ein.

Mittlerweile sind auch die Stuttgarter Blues Brothers eingetroffen. Ein Vater und sein Sohn haben den Kinoabend zur Mottoparty gemacht: Mit schwarzem Anzug, Krawatte und Hut haben sie sich in Jake und Elwood Blues, die echten „Blues Brothers“, verwandelt.

Bevor die beiden, im Film gespielt von Dan Akroyd (Elwood Blues) und John Belushi (Jake Blues), auf der Leinwand erscheinen, kommt nochmal Bewegung ins Auditorium. Denn Alexandra Süß, Mitglied der Geschäftsführung des Mercedes-Benz-Museums, fordert die Zuschauer auf, unter ihren Sitzen nach einem Zettel zu schauen.

Wer einen findet, gewinnt ein Monopoly-Brettspiel in der Mercedes-Classic-Version. Ein paar Momente später geht tatsächlich eine Hand hoch, und ein glücklicher Mann aus Stuttgart holt sich seinen Preis ab. Die Open-Air-Veranstaltung sei aus dem Kalender des Museums nicht mehr wegzudenken, sagt Süß.

StN-Lokalchef Jan Sellner freute sich bei seiner Begrüßung vor allem über das stabile Wetter. Er habe sich in den vergangenen Tagen dabei ertappt, regelmäßig auf Wetter-Apps nachzusehen, was der Mittwoch wohl bringen werde, so Sellner.

Besucherin gefällt die Open-Air-Stimmung

Um halb zehn beginnt die Vorstellung, und die Zuschauer verfolgen die Musiker und Kleinganoven auf ihren unzähligen skurrilen Verfolgungsjagden, die sie sich mit der Chicagoer Polizei liefern. In der viertelstündigen Filmpause resümiert StZ-Abonnent Harald Bauer seine Eindrücke: „Open Air heißt für mich 50 Prozent Atmosphäre und 50 Prozent Film.“

Bei der Abstimmung habe er nicht mitgemacht, der Film sei nicht mal unbedingt sein Geschmack. Doch, ergänzt seine Frau Sonja, lohne sich das Kommen allein wegen der Open-Air-Stimmung. Diese Stimmung gefällt auch Gisela Bäuerle und Birgit Nägele, die sich in der Pause die Beine vertreten und ins Halbrund des Auditoriums blicken.

Die Freundinnen sind schon in anderen Open-Air-Kinos gewesen, zum Beispiel in der Ludwigsburger Karlskaserne. „Dort passen allerdings viel mehr Zuschauer rein“, sagt Nägele. „In Ludwigsburg sitzt man flach, hier sind die Plätze gestaffelt. So sieht man besser“, findet Bäuerle.

Das Original gefällt besser als die Inszenierung

Um kurz vor Mitternacht steuert der Film dem Finale zu. In einem Großeinsatz ist mittlerweile nicht nur die Polizei, sondern auch Neonazis und das Militär hinter den Blues Brothers her. Trotzdem erfüllen sie am Ende des Films ihre Mission: Sie haben 5000 Euro aufgetrieben und sichern damit das Überleben des Waisenhauses, in dem sie aufgewachsen sind.

Am Eingang wartet Bernhard Müller. Dessen Urteil steht nun fest: Die Theaterinszenierung in Jagsthausen sei zwar schön gewesen – „aber der Film war besser“.