Das Musik- und Theaterprojekt Labyrinth besteht seit fünf Jahren. Die Ergebnisse waren am Wochenende in der Stuttgarter Innenstadt zu sehen. Wir waren dabei und haben ein paar Eindrücke gesammelt.

S-Mitte - Das Rad dreht sich so schnell, dass die Wörter und Farben – gelb und blau – ineinander zu fließen scheinen. Als es langsamer wird, ist „Oriental. Electric. Latin. Hip Hop“ zu lesen. Welches Wort wird am schwarzen Pfeil landen? Denn zu diesem Thema wird die Artistikgruppe Labyrinth ihre Akrobatik zeigen. Wieder Latin! Einer der jungen Akrobaten schiebt das Rad weiter auf Electric. Manchmal muss man halt nachhelfen. Die Zuschauer vor den Sportmatten klatschen begeistert. Konzentriert steigen die zwei Mädchen und vier Jungs einander auf Schultern oder Händen, balancieren aufeinander. Die Stuttgarter Teenager zeigen nur eine der mehr als 30 Performances, die beim zweiten interkulturellen Straßenkunstfestival Labyrinth an der Moserstraße zu erleben sind.

 

Ein Wochenende lang treten internationale Künstler gemeinsam mit geflüchteten Jugendlichen und Schülern auf, viele mit Migrationshintergrund. Auch die Nachbarn, die an der Straße leben oder einen Betrieb haben, sind dabei. Unter anderem bieten die dortigen Restaurants Speisen aus Afrika oder Thailand an. Der Name Labyrinth steht für ein Musik- und Theaterprojekt, das im Jahr 2012 ins Leben gerufen wurde. Damals studierte Labyrinth-Gründerin Patrizia Birkenberg an der nahen Musikhochschule in der Urbanstraße – und sie wollte den „etwas elitären Ort für benachteiligte Menschen öffnen.“ So entstanden ein interkulturelles Theaterprojekt, das Café Belnik als Begegnungsort, Werkstätten für Sprache, Kostüm- und Bühnenbild, Workshops. Es gibt Gastspiele, Vorträge und mehr. Seit damals unterstützt auch die Musikhochschule das Projekt, stellt etwa Probenräume zur Verfügung.

Eine friedliche, nachhaltige und weltoffene Feier

Was dabei erarbeitet wird, ist beim Labyrinth-Festival zu erleben, dem zweiten Teil des Projekts. Dazu gehören die Labyrinth Band, das Figurentheater, Sprechkunst, der Dokumentarfilm zu den ersten fünf Jahren sowie Tanz und Pantomime. Als friedliche, nachhaltige, weltoffene Feier der „Kunst, Vielfalt und des Miteinanders“, bezeichnet es Birkenberg.

Und das ist quer durch die Moserstraße zu spüren. Menschen unterschiedlicher Nationen und Generationen essen, spielen, tanzen, sehen oder lauschen an verschiedenen Ständen oder vor kleinen oder der großen Bühne miteinander. Bei der „Kunschd geht um“ wird gemalt und getöpfert. Die Straße hinunter sorgen die Schauspieler von Flunker Produktionen mit ihrem Lobbüro dafür, dass auch jeder den Bauch gepinselt und die Schulter geklopft bekommt. „Er hat meine Tochter gefragt, ob sie heute schon mal gelobt wurde“, schmunzelt eine Mutter. „Wurde sie, aber sie wusste es nicht mehr. Er überlegt sich was, mal sehen, was nachher passiert, wenn wir wieder zum Stand kommen.“

Die beiden steuern an „Foigl“ vorbei, die Klezmer-Sounds intonieren, während an anderem Ort Sebastian Fuchs einen Mundtanz gibt: Beatboxen vom Feinsten. Im Zeltlager von Halli Galli spielen und „chillen“ Eltern und Kinder, ebenso bei „Schach-Matt“, wo Hängematten in allen Formen und Farben baumeln. Später wird Singer-Songwriterin Marie Louise mit ihrer außergewöhnlichen Stimme von Jazz, Soul und Pop inspirierte Lieder interpretieren und rasanten Balkan-Brass-Pop mit Multi-Kulti-Einflüssen. „Ich bin zum ersten Mal hier“, so eine Besucherin. „Toll! Kunst öffnet Menschen und verbindet. Das ist Integration, wie sie gelebt werden sollte.“