Die Rekordstrafe gegen Google ist gerecht, aber sie wird die Beziehung zwischen EU und USA weiter belasten, meint Daniel Gräfe. Der transatlantischen Wirtschaftsbeziehung stehen turbulente Zeiten bevor.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Die Macht Googles und seiner den Markt beherrschenden Suchmaschine ist enorm. Als Suchergebnis sind meist nur zwei, drei Beiträge auf dem Display zu sehen. Wer etwa als Hemdenhersteller zur Suche „Hemd“ als Beitrag Nummer vier, fünf oder sechs erscheint, hat bereits weniger Verkaufschancen. Wer erst auf einer der nächsten Seite gelistet ist, spielt praktisch keine Rolle mehr. Deshalb ist es völlig richtig und vor allem für reine Online-Unternehmen essenziell, dass die EU-Kommission gegen Google hart vorgeht. Denn Google benachteiligt die Wettbewerber, weil das hauseigene Shopping-Vergleichsportal meist ganz oben aufgelistet steht, wie im Übrigen andere Google-Dienste auch. Die Rekordstrafe gegen den US-Konzern schützt aber auch die Verbraucher. Sie sehen bisher statt des für sie am wichtigsten oder günstigsten Artikels vor allem die Firmen, die sich den Platz bei Google erkaufen.

 

Vestager zeigt sich als unerschrockene Kämpferin

Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zeigt sich wieder einmal unerschrockene Kämpferin, die die Auseinandersetzung mit den mächtigsten Firmen der Welt nicht scheut. Wegen falscher Angaben bei der Übernahme des Messengerdienstes Whatsapp hat sie vor kurzem eine 110-Millionen-Euro-Strafe gegen Facebook verhängt. Im vergangenen Sommer verdonnerte sie Apple zu einer Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro. Schon das hatte die Beziehung zwischen EU und den USA deutlich abkühlen lassen, obwohl damals noch Barack Obama das Land regierte. Der Vorwurf: Die EU gehe maßlos gegen US-Internetgiganten vor.

US-Präsident Donald Trump wird die aktuelle Strafe wohl als Bestätigung sehen, dass die EU die USA wirtschaftlich schwächen will und auf dem alten Kontinent der Anti-Amerikanismus grassiert. Der transatlantische Konflikt wird sich noch weiter vertiefen. Zumal derzeit noch zwei weitere Wettbewerbsverfahren der EU gegen Google laufen. Wie sie auch ausgehen werden: Die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen dürften in Zukunft noch turbulenter werden.