Die Stadtverwaltung hat sich zu den Planungen für Stuttgart 21 auf der Filderebene geäußert. Dabei ging es um Verkehr durch die Ortsmitten der Stadtteile, Lärmschutzmaßnahmen – und wo die Ausgleichsflächen für den Wald entstehen, der für die Rohrer Kurve weichen muss.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Filder - Es sind drei Dinge, die die Vaihinger, Möhringer und Plieninger im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für Stuttgart 21 beschäftigen. Erstens: Sie wollen nicht, dass die schweren Lastwagen mit tonnenweise Baumaterial durch die Ortsmitten donnern. Zweitens: Sie befürchten, dass die Lärmbelastung während der Bauarbeiten für die umliegenden Anwohner unerträglich wird. Und drittens wollen sie nicht, dass für die Rohrer Kurve so viel Wald gerodet wird.

 

Am Dienstagabend haben sich mehrere Vertreter der Stadtverwaltung gegenüber den Bezirksbeiräten von Vaihingen, Möhringen und Plieningen sowie interessierten Bürgern zu den Stuttgart-21-Planungen der Bahn geäußert. Dabei ging es vorrangig um den Planfeststellungsabschnitt 1.3b; also den Bau der Flughavenkurve, das dritte Gleis am Flughafen und den Bau der Rohrer Kurve. Außerdem sprachen sie die geplanten Bauarbeiten an, von denen die Anwohner der drei Bezirke betroffen sind.

Keine Lastwagen durch die Ortsmitten

Der für S 21 beim Tiefbauamt zuständige Projektleiter Gerhard Rotermund versprach: „Der Baustellenverkehr wird sich auf die Autobahn und die direkt umliegenden Straßen konzentrieren und nicht durch die Ortsmitten der Stadtbezirke führen.“ Ausnahmen wird es aber wohl trotzdem geben. So schreibt die Stadt in ihrer Stellungnahme für die Bahn lediglich, dass das bestehende Lkw-Fahrverbot an der Echterdinger Straße in Plieningen auch während der Bauarbeiten für Stuttgart 21 „grundsätzlich“ eingehalten werden solle. Außerdem schlägt die Stadt vor, dass Feldwege temporär ausgebaut werden könnten. So könne der Baustellenverkehr ebenfalls aus den Ortsmitten ferngehalten werden.

Zusätzlich setzt sich die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme gegen die Nutzung der Bahn des Aurelis-Areals südwestlich vom Vaihinger Bahnhof ein. Die Bahn möchte dort zwei Abstellgleise sowie eine Straße für die Verladung von Baumaterialien einrichten. „Das wollen wir nicht“, sagte Rotermund vom Tiefbauamt.

26 075 Quadratmeter Wald werden gerodet

Im Anschluss ging es um die Rohrer Kurve. Durch diese können aus Richtung Singen kommende Züge direkt zum Flughafen weiterfahren. Die Fahrgäste müssen dann nicht am geplanten Regionalbahnhalt in Vaihingen in die S-Bahn umsteigen. Viele Anwohner befürchten, dass durch die Bauarbeiten für die Rohrer Kurve die Lärmbelastung deutlich zunimmt. Thomas Schene vom Amt für Umweltschutz sagte dazu: „Die Rohrer Kurve ist soweit entfernt von der Bebauung, dass die Lärmschutzgrenzwerte hier eingehalten werden. Die Stadt ist nicht verpflichtet, hier Lärmschutzmaßnahmen durchzuführen.“

Wolfgang Maier, der beim Stadtplanungsamt für Landschaftsplanung und Grünordnungsplanung zuständig ist, nannte die genauen Zahlen, wie viel Wald für die Rohrer Kurve abgeholzt werden müsse: „Dauerhaft wird mit einem Waldverlust von 26 075 Quadratmetern gerechnet.“ Die Bahn sei zwar verpflichtet, ein Waldgebiet in dieser Größe zum Ausgleich zu schaffen – aber eben nicht unbedingt auf der Filderebene.

Bürger sehen die Maßnahmen kritisch

Dass viele Anwohner die Maßnahmen der Bahn kritisch sehen, zeigte sich bei der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde. So regte der Plieninger SPD-Bezirksbeirat Ulrich Berger beispielsweise an, dass die Stadt darauf achten solle, dass während der Bauarbeiten nicht nur der Langwieser See in Plieningen, sondern auch die Ackerflächen beobachtet werden müssten. Er gehe davon aus, dass dort viel kaputt gehe.

Kristin Wedekind, die für die Grünen im Bezirksbeirat Vaihingen sitzt, sagte: „Wo können die Dürrlewanger eigentlich noch hin, wenn der Wald abgeholzt wird und die Sportplätze durch die Ansiedlung der Allianz wegfallen?“ Außerdem stelle sich die Frage, was mit dem Waldkindergarten Rohr passiere, der ja möglicherweise Stuttgart 21 weichen müsse. Gerhard Rotermund vom Tiefbauamt sagte daraufhin: „Meines Wissens nach hat die Bahn mittlerweile Kontakt zu dem Waldkindergarten aufgenommen. Das Thema ist also zumindest dort angekommen.“