Das Hospitalviertel hat sich zu einem Vorzeigequartier entwickelt. Großen Anteil daran hat der Verein Forum Hospitalviertel. Nun erhofft sich der Verein weitere Impulse für die Quartiersentwicklung durch die neue Geschäftsführerin Silvia Korkmaz.

Stuttgart - Der Tag müsste mehr als 24 Stunden haben. Aber selbst dann stünden auf der To-do-Liste von Silvia Korkmaz wohl immer noch Aufgaben, die unerledigt blieben. Genau so ist die neue Geschäftsführerin des Vereins Forum Hospitalviertel. Auf gut schwäbisch würde man „schaffig“ sagen. Und sie ist voller Ideen. „Ich bin halt eine Macherin“, sagt sie und zieht die Augenbrauen nach oben, „ich kann nicht anders.“

 

Prima, werden sich viele denken. Damit sind die Geschäfte, die zuvor Gabi Stein mit größter Zuverlässigkeit erledigte, in den besten Händen. Das ist zwar richtig, aber die Sache hat dennoch einen kleinen Haken: Die Zeit ist (zu) knapp. Denn Silvia Korkmaz stehen nur 16 Stunden in der Woche für den Hospitalviertelverein zur Verfügung.

Vor zehn Jahren ein verlorenes Quartier

Wollte sie nur verwalten, könnte das Zeitbudget durchaus reichen. Aber die Deutsch-Türkin „will gestalten“. Sie will das Quartier weiter nach vorne bringen und „Synergien“ aller im Quartier anzapfen. Zur Erinnerung an die Vorgeschichte des Viertels sagt Pfarrer Eberhard Schwarz, Vorstand des Vereins, gerne: „Vor zehn Jahren galt das Hospitalviertel als ein verlorenes Quartier, von dem kaum jemand dachte, dass sich hier noch etwas regen könnte.“

Doch dann packte der Hospitalviertelverein im Verbund mit der Bürgerschaft und der Kommunalpolitik an. Das Ergebnis ist für jedermann sichtbar: Das Hospitalviertel ist eines der lebendigsten Quartiere in der Stadt. Als Markenzeichen für Austausch, Miteinander, Toleranz und Vielfalt gelten die markanten blauen Stühle auf dem Platz vor der Hospitalkirche. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle bezeichnet die Entwicklung des Viertels daher gerne „als einen Glücksfall“.

Veronika Kienzle war es auch, die im Hintergrund die Fäden zog, dass dieser „Glücksfall Hospitalviertel“ auch in Zukunft positiv weiterentwickelt wird. Kienzle vermittelte Silvia Korkmaz an den Hospitalviertelverein, worauf dessen Vorstand einstimmig für die 39-Jährige Marketingfachfrau als neue Geschäftsführerin votierte. Offenbar sind inzwischen alle sehr zufrieden mit ihrer Wahl.

Schon nach kurzer Einarbeitung stellt Eberhard Schwarz anerkennend fest: „Frau Korkmaz ist unglaublich dynamisch und verfügt über ein ausgezeichnetes Netzwerk.“ Weiter lobt er: „Wir sind alle sehr beeindruckt, mit welcher Energie sie gestartet ist.“ Nun weiß auch Eberhard Schwarz, der Pfarrer der Hospitalkirche, dass viele Menschen furios wie ein Tiger starten, aber relativ schnell als Bettvorleger landen. Diese Gefahr scheint bei der Frau, die erst im August 1992 mit vierzehneinhalb Jahren von Izmir zur Familienzusammenführung nach Deutschland kam, eher gering.

Energiebündel Korkmaz

Ihr Lebenslauf legt nahe, dass sie enormes Durchsetzungsvermögen besitzt. Sie arbeitete sich über die Hauptschule, die Realschule und das Berufskolleg bis zum Jahr 2014 zur selbstständigen Marketing- und Medien-Unternehmerin hoch. Doch dann musste das Energiebündel eine Pause einlegen: Silvia Korkmaz wurde Mutter („Das bin ich mit Leib und Seele“) von Zwillingen. Seit Juni will sie aber wieder etwas mehr tun. Also moderiert sie ehrenamtlich beim Internet-Radiosender „Good Morning Deutschland“ eine Sendung. Und hat sich den Aufgaben im Hospitalviertel verschrieben. Ihre Ziele, die sie im Quartier anvisiert, sind angesichts ihrer verfügbaren Arbeitszeit alles andere als bescheiden. Wollte man sie in einem Satz bündeln, käme das heraus: „Ich will langfristig die Finanzierung des Vereins durch den Gemeinderat sichern, die Aufenthaltsqualität sowie die Identifikation für rund 1000 Bewohner und die 5000 arbeitenden Menschen im Viertel erhöhen.“ Kurzum: Silvia Korkmaz will, dass alles noch besser zusammenwächst. Schulen, Jugendhaus, Gastronomie, Organisationen, Händler und Bewohner.

Im Grunde hat sich die 16-Stunden-Geschäftsführerin den Job eines Vollzeit-Quartiers-Managers vorgenommen. Darauf angesprochen, macht sie große Augen, nickt und erklärt abermals: „Ich kann halt nicht anders.“ Und Angst zu scheitern kennt sie ohnehin nicht. Ihr Name ist Programm. Kormaz bedeutet im Deutschen soviel wie die Furchtlose.