In Zeiten der Ganztagsschule dürfen Schüler an heißen Tagen kaum noch früher nach Hause. Ein paar Ausnahmen gibt es aber. Wir haben uns in Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen umgehört.

Vaihingen/Möhringen - Manch einer aus der heutigen Elterngeneration erinnert sich noch an diesen Vers: „Wir protestieren auf allen Vieren, Schule ist ’ne Schweinerei, wir verlangen Hitzefrei!“ Doch dass Schüler mit dieser Forderung Erfolg haben, ist heutzutage äußerst selten. 1975 hatte das Kultusministerium bekannt gegeben, ein Schulleiter könne den Unterrichtsausfall nach der vierten Stunde anordnen – „an Tagen, an denen der Unterrichtserfolg nach den örtlichen Verhältnissen wegen drückender Hitze (Außentemperatur um 10 Uhr mindestens 25 Grad Celsius im Schatten) in Frage gestellt ist“.

 

Im Jahr 1980 wurde in Deutschland die Umstellung der Uhren auf Sommerzeit eingeführt: Die Sonne konnte die 25-Grad-Marke weitaus seltener knacken. In den vergangenen Tagen war das jedoch kein Problem. Dennoch mussten die meisten Schüler in Vaihingen und Möhringen bis zur letzten Stunde durchhalten.

Viele Grundschüler werden ohnehin auch am Nachmittag betreut

Wegen der verlässlichen Grundschule gilt für die Erst- bis Viertklässler in aller Regel: Was auf dem Stundenplan steht, findet auch statt. An der Pfaffenwaldschule im Dachswald dauert der Unterricht immer von 8 bis 12.30 Uhr. „Da darf nichts ausfallen“, sagt die Schulsekretärin Ruth Soovary. Denn in vielen Familien seien heute beide Elternteile berufstätig. Die Kinder würden allein zu Hause sein oder gar vor verschlossener Tür stehen.

Viele würden ohnehin auch am Nachmittag in der Schule betreut. An der Pfaffenwaldschule gibt es in der sechsten Stunde verschiedenen AG-Angebote. Manche sind kostenpflichtig. „Das kann dann natürlich auch nicht ausfallen“, sagt Ruth Soovary. Wegen der extremen Hitze gab es an der Pfaffenwaldschule in den vergangenen Tagen aber doch mal Hitzefrei. „Die Viertklässler hätten nachmittags Sport gehabt. Das ist ausgefallen“, sagt die Sekretärin.

Die Privatschulen machen es ähnlich

Ganz ähnlich sieht die Situation an den Privatschulen aus. „Das klassische Hitzefrei gibt es nicht mehr – zum Leidwesen unserer Schüler“, sagt Ellen Gaiser. Die Pressebeauftragte der Vaihinger Michael-Bauer-Schule ergänzt: „Auch wir sind eine verlässliche Grundschule und müssen die Kinder bis 12 Uhr betreuen. Die meisten sind aber ohnehin auch nachmittags bei uns im Hort.“ In der Mittel- und Oberstufe könne aber bei extrem heißen Temperaturen schon mal die ein oder andere Randstunde ausfallen. Das sei aber die Ausnahme. In der Regel suchten die Lehrer nach anderen Möglichkeiten, den Unterricht für die Mädchen und Jungen irgendwie erträglich zu machen. So sei am Donnerstag zum Beispiel buchstäblich Tag der offenen Tür gewesen. „Alle Türen standen offen, um ein wenig Durchzug zu machen“, sagt die Schulpressebeauftragte. Hin und wieder würden die Lehrer auch mit ihren Klassen ins Freie gehen und im Schatten eines großen Baumes lernen.

Auch an der Freien Evangelischen Schule (FES) auf den Hengstäckern in Möhringen gibt es so gut wie nie Hitzefrei. Allerdings fiel am Mittwoch und am Donnerstag der Nachmittagsunterricht für die älteren Schüler aus. „Die Klassenzimmer sind dann einfach zu heiß“, sagt die Schulleiterin Carmen Behling. Freitags gibt es an der Schule ohnehin keine Veranstaltungen am Nachmittag. Behling betont auch, dass die FES immer einen Tag im Vorfeld darüber informiere, ob es Hitzefrei gibt oder nicht. „Wir machen das nie spontan. Die Eltern müssen das wissen“, sagt Behling. Denn viele der Schüler würden weiter weg wohnen und könnten nicht mal eben allein nach Hause laufen.