Bei der Mitgliederversammlung gibt es auf manche Frage keine Antwort. Nun beschäftigen sich wohl Gerichte mit dem Umgang der Wandervögel mit ihrem Geld.

Bad Ditzenbach - Es waren im Bad Ditzenbacher Ortsverein des Schwäbischen Albvereins erst einmal recht harmlose Fragen: Ob denn eine Kostenaufstellung für den Etat der Ortsgruppe existiere, hatte im Januar bei der Mitgliederversammlung Frank Darter wissen wollen. Und ob diese der Kassiererin für ihren Bericht vorgelegen habe. Eine Antwort hat er darauf nie bekommen, weder vom Vorsitzenden Rainer Maier noch von der Kassiererin – auch nicht auf diverse schriftliche Nachfragen. Und weil sich seitdem die Vereinsführung standhaft weigert, Einblick in Kassenbücher und Abrechnungen zu geben, steht demnächst wohl ein Gerichtstermin an.

 

Damit will Darter nicht nur den Einblick in die Kassenunterlagen als Recht jeden Vereinsmitglieds erzwingen, sondern nebenbei wegen fehlerhafter Einladung gleich auch noch die Ungültigkeit der in der Mitgliederversammlung gefassten Beschlüsse feststellen lassen – insbesondere der Entlastungen des Vereinsvorstands.

Einige Mitglieder glauben, dass deutlich mehr Geld da sein müsste

Die kleine Affäre, so darf man die Vorgänge wohl nennen, hat ein Vorspiel – und einen Hintergrund, der viel mit der jedes zweite Wochenende bewirtschafteten Hiltenburghütte zu tun hat. Deren Umbau und Sanierung für rund 130 000 Euro hatten die Mitglieder schon im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit beschlossen.

Es werden seither Spenden für einen Anbau mit Toilettenanlage, Wasseraufbereitung und Entkeimungsanlage, für Abwasserentsorgung und Küche gesammelt. Insgesamt 25 000 Euro seien für den Hüttenumbau schon zusammengekommen. Ihm vorliegende Abrechnungen für Hüttenwochenenden hätten in diesem Zusammenhang – verglichen mit den Gesamtzahlen zu Einnahmen des Vereins – aber den Eindruck aufkommen lassen, dass in der Kasse des Vereins deutlich mehr Geld für die Sanierung vorhanden sein müsste, sagt Darter. Mittlerweile habe ihm der stellvertretende Vereinsvorsitzende bestätigt, dass es bei der Bad Ditzenbacher Albvereinsgruppe schwarze Kassen gebe.

Hüttensanierung könnte womöglich leicht bezahlt werden

Deren Sinn ist ein fiskalischer, besser: ein antifiskalischer: Die Einnahmen sollten am Finanzamt vorbeigeschleust werden. Wo jenes Geld nun aber geblieben sei, lasse sich aus den vorgelegten Bilanzen nicht entnehmen. Der Verdacht: es könnte in den vergangenen zehn Jahren oder noch länger Summen, die bei der Hüttenbewirtschaftung eingenommen wurden, womöglich genauso im Albuntergrund versickert sein wie das Spülwasser aus der Hüttenküche. Darter, der im Übrigen betont, dass ihm und seiner ebenfalls im Albverein aktiven Familie vor allem das Wohl des Vereins am Herzen liege: „Es handelt sich um Geld der Mitglieder, mit dem man möglicherweise die Hüttensanierung aus der Portokasse bezahlen könnte.“

Seine Rechnung ist relativ einfach: Mit Verweis auf rund ein halbes Dutzend ihm vorliegender Hüttenabrechnungen derer, die Wochenenddienste geleistet haben, kommt er zum Schluss, dass je Wochenende im Schnitt ein Plus von mindestens rund 500 Euro in den Kassen geblieben sein müsste. Übers Jahr wären dies bei etwa 20 Hüttenwochenenden um die 10 000 Euro. Dazu kommen noch zumindest 1000 Euro Gewinn, die beim vom mit 320 Mitgliedern größten Ditzenbacher Verein mitbewirtschafteten Dorffest erwirtschaftet wurden. Stattdessen habe, sagt Darter, der Verein für das vergangene Jahr lediglich einen Gewinn durch den Gastwirtschaftsbetrieb von etwa 1000 Euro ausgewiesen. Ein Umstand, der nach Erklärung verlange.

Albvereinsspitze schickt unabhängige Kassenprüfer

Der Kassenkampf zu Bad Ditzenbach hat inzwischen auch die Albvereinsspitze in Stuttgart alarmiert. Der Präsident Hans-Ulrich Rauchfuß hat in einem an alle Mitglieder des Bad Ditzenbacher Albvereins verschickten Brief eine „unabhängige Prüfung der Buchführung der letzten drei Jahre, sowie stichprobenartig auch des Zeitraums davor“ versprochen – wie von der Ortsgruppe selbst beantragt.

Am Gerichtstermin wegen der Offenlegung der Finanzen wird das aber wohl nichts ändern. Denn sonst blieben dann die Mitglieder des Vereins so vom Einblick in die Abrechnungszahlen wieder ausgeschlossen, moniert der hartnäckige Fragesteller Frank Darter, der selbst nicht nur 300 Euro in die Spendenkasse für den Hüttenumbau investiert hat, sondern nochmals denselben Betrag in die juristische Vorbereitung des Prozesses.

Der Albvereins-Präsident Rauchfuß war bisher für eine Stellungnahme nicht erreichbar, der Ditzenbacher Ortsgruppenchef Maier sagt immerhin, er wolle sich wegen des laufenden Verfahren nicht äußern. Derweil erhält Frank Darter neuen Rückenwind von den Bad Ditzenbacher Albvereinlern. Sie haben einen von rund 80 Mitgliedern unterzeichneten Brief an Rauchfuß geschickt. Das Hauptanliegen: er möge sich nicht in ein laufendes Gerichtsverfahren einmischen.

So heißt es in dem Schreiben: „Meinungsverschiedenheiten löst man in einem persönlichen Gespräch innerhalb eines Vereins und bringt die verschiedenen Parteien an einen Tisch. Das haben weder Herr Maier noch Sie jemals versucht. Wir wollen endlich objektive Aufklärung, selber Einblick in die Kasse und nicht einen durch Sie oder den Ortsgruppenvorstand gesteuerten Bericht eines sogenannten neutralen Steuerfachbüros.“