Der Karren bei den Stuttgarter Kickers ist nach dem 3:3 gegen Kassel weiter verfahren: Gesucht wird ein Co--Trainer, ein Sportdirektor – und vielleicht auch bald eine neuer Trainer.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Stuttgart genießt den zweifelhaften Ruf, eine Stadt der Baustellen zu sein. So gesehen passt sich der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers nahtlos in das Bild ein. Die Frage für die Verantwortlichen lautet nur: Wo mit der Reparatur anfangen, bei dem Trainer, Co-Trainer, Sportdirektor oder den neuen Spielern? Die Liste ist lang. Daran hat das 3:3 gegen Hessen Kassel am Montag nichts geändert, im Gegenteil. Die Mannschaft brach in der Defensive zum wiederholten Male zusammen, sobald der Gegner Ernst machte. 30 Gegentore (in 13 Spielen) sind kein Zufall mehr, sondern die meisten der Liga. „Wir haben derzeit Probleme bei defensiven Standards“, gab Kaczmarek zumindest zu, obwohl gerade solche Situationen zuletzt einstudiert wurden.

 

Andererseits kann man dem Trainer nicht vorwerfen, dass der Torwart beim zweiten Gegentreffer patzt und als i-Tüpfelchen Marvin Jäger völlig unbedrängt ein Eigentor beisteuert. „Er ist derzeit der ärmste Hund“, sagt Präsident Rainer Lorz, der mit seinen Gremiumsmitgliedern bei den Fans selbst in der Kritik steht. Priorität müsste nun die Ernennung eines Sportdirektors haben, quasi als übergeordnetes Organ, das die Weichen für die Zukunft stellt. Wolfgang Wolf hat sich (am Montag) noch in Funktion als Sport-1-Experte des Livespiels angeboten („wir sind in Gesprächen“), doch das stieß nicht auf ungeteilte Gegenliebe. Hinzu kommen offensichtlich auch unterschiedliche finanzielle Vorstellungen, bei den Kickers ist von einem niederen fünfstelligen Betrag im Monat die Rede, was die Möglichkeiten des sowieso schon klammen Vereins übersteigen würde. Das war ja schon im Sommer mit ein Grund dafür, den seit Michael Zeyers Ausstieg vakanten Posten nicht zu besetzen. „Die Wahl muss wohlüberlegt sein“, bremst Lorz die Hoffnung auf eine rasche Lösung.

Hirsch und Döringer keine Verstärkung

Dabei hatte Kaczmarek bei der Auswahl der Neuverpflichtungen nicht immer ein glückliches Händchen. Speziell Maurice Hirsch im defensiven Mittelfeld und auch Daniel Döringer als Leistungsträger in der Abwehr konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Das rächt sich jetzt. Denn die Innenverteidiger Mario Suver und vor allem Marvin Jäger wirkten in kritischen Situationen überfordert. Im Grunde muss auf dieser Potion nachgebessert werden. „Das macht nur Sinn, wenn es eine wirkliche Verstärkung ist“, betont Lorz. Natürlich ist der Markt überschaubar, den ins Auge gefassten Tobias Willers hat zuletzt ausgerechnet Kaczmareks Ex-Verein Viktoria Köln verpflichtet, jetzt stünde noch Robin Schuster (zuletzt Großaspach) oder vor allem der Ex-Hoffenheimer Denis Streker (26) zur Disposition.

Und als Co-Trainer? „Da gibt es einige Kandidaten“, sagt Lorz, wobei er hinzufügt: „Den werden wir aussuchen.“ Also nicht der Trainer, was nicht gerade als Vertrauensbeweis zu werten ist. Doch nach nur fünf Punkten aus den vergangenen acht Spielen wäre alles andere auch verwunderlich, auch wenn Kaczmarek sagt: „Das Verhältnis zwischen mir und der Mannschaft ist absolut intakt.“