An der Sigmaringer Straße sind Radfahrer verpflichtet, auf dem Gehweg zu fahren. Das führt zu Staus und Querelen mit Fußgängern. Nun verlangen die Grünen, dass die Radler auf der Straße fahren dürfen. Doch es gibt Kritik an dem Vorstoß – und diese ist durchaus berechtigt.

Degerloch - Nicht jeder Radweg ist gut für Radfahrer, auch wenn er gut gemeint ist. Der Fraktion der Grünen im Bezirksbeirat zufolge fällt der gemeinsame Fußgänger- und Radweg an der Sigmaringer Straße in diese Kategorie. Besonders schwierig ist die Situation an der Ecke Bruno-Jacoby-Weg nahe der Degerlocher Ortsausfahrt.

 

Wer auf der Straße radelt, macht sich strafbar

Zwei nebeneinander laufende Schulkinder reichen an der Stelle bereits aus, um einen kleinen Stau zu verursachen, so schmal ist die Stelle. Durch den angrenzenden Campus der International School of Stuttgart gehören solche Situationen dort zum Alltag.

Während Radfahrer anderswo auf die Straße ausweichen und die Fußgänger so problemlos umkurven könnten, ist ihnen das an der Sigmaringer Straße untersagt. Denn laut Straßenverkehrsordnung besteht durch den gemeinsamen Fußgänger- und Radfahrerweg Benutzungspflicht. Wer auf der Straße radelt, macht sich also sogar strafbar.

Grüne wollen einen für Radfahrer freigegebenen Fußgängerweg

Ein Unding, findet Karin Amler von den Grünen. Die Regelung gefährde Fußgänger und mache es Radfahrern unnötig schwer. Eine Alternative liegt auf der Hand: Ein für Radfahrer freigegebener Fußgängerweg, wie man ihn von der Jahnstraße kennt. Die Regelung soll für den Abschnitt auf der Sigmaringer Straße von der Albstraße an gelten und bis jenseits der B-27-Brücke führen, die kurz hinter dem Degerlocher Ortsschild beginnt und oberhalb der Sigmaringer Straße verläuft.

„Die Benutzungspflicht für Radfahrer muss hier aufgehoben werden“, fordert Amler. Dies würde Radfahrern erlauben, den Gehweg oder die Straße nach Bedarf zu nutzen. Denn die Straße, so Amler, böte Rad- und Autofahrern genug Platz. Ein vernünftiger Ansatz, urteilten ihre Kollegen im Bezirksbeirat. „Es geht darum, die Radfahrer zu schützen“, stimmte Michael Köstler (SÖS/Linke-plus) zu.

Freie Wähler halten Straße für zu gefährlich

„Es ist absurd, die Radfahrer zu zwingen, auf dem Gehweg zu fahren“, sagte Thilo Roßberg (FDP). Doch auch kritische Stimmen wurden laut: „Ich halte es für äußerst riskant, auf der Sigmaringer Straße zu fahren – und zwar auch für den Autoverkehr“, sagte Uli Demeter (Freie Wähler). Der Einwand scheint angesichts der Verkehrssituation nicht unberechtigt. Denn am Ortsausgang haben es manche Autofahrer besonders eilig und rauschen regelrecht ins Gewerbegebiet Tränke hinein oder Richtung Möhringen hinaus.

Außerdem biegen sie, vom Bruno-Jacoby-Weg kommend, um eine Kurve, was die Situation für Autofahrer unübersichtlich und für die von rechts kommenden Fahrradfahrer gefährlich macht. Im Bezirksbeirat fand sich trotz dieses Einwands eine Mehrheit für den Antrag der Grünen, den die Verwaltung nun prüft.