Die Heumahden-Aussiedlerhöfe liegen westlich von Kornwestheim, fast unmittelbar an der Markungsgrenze zu Möglingen. Dort betreibt der Landwirt Rolf Bayha eine Schweinezucht. Die Geschichte der Ansiedlung beginnt in den 60er Jahren.

Heumahden - Rolf Bayha ist nach wie vor viel mit dem Fahrrad unterwegs – obwohl neben dem Haus ein Quad steht. Darauf angesprochen, entgegnet der 45-jährige Landwirt: „Das gehört unserem Azubi.“ Bayha bevorzugt das Fahrrad. Schon als Schüler ist er damit die gut dreieinhalb Kilometer vom Bauernhof im Gewann Heumahden erst zur Kornwestheimer Schillerschule und später zum Ernst-Sigle-Gymnasium gefahren. Seit er zehn Jahre alt ist, lebt er auf dem Aussiedlerhof westlich der Stadt, jenseits aller Bahngleise, mitten auf dem freien Feld.

 

Er sitzt auf der Terrasse seines Bauernhauses. „Ich habe versucht nachzurechnen und bin auf 23 Menschen gekommen, die hier wohnen“, sagt der verheiratete Vater zweier Kinder. Die Bewohner verteilen sich auf sechs Gehöfte, die dreierlei Adressen haben: Drei liegen im Heumahden, zwei an der Asperger Landstraße und eines am Vöhinger Pfädle. „Das ist für Paketdienste oft eine Herausforderung“, sagt Bayha und lacht. „Meistens halten und fragen sie bei uns, weil wir aus Richtung Kornwestheim der erste Hof sind.“ Bayha betreibt im Heumahden einen Schweinezuchtbetrieb mit 240 Muttersauen. „Nimmt man Baden-Württemberg als Maßstab, sind wir etwa mittelgroß“, beschreibt er den Betrieb, „im deutschlandweiten Vergleich aber eher klein.“

Die Höfe sollten alle auf einen Fleck

Ausgesiedelt hat sich die Familie – damals noch mit Vater Gerhard Bayha als Hofbetreiber – im Jahr 1980 als vorletzter Landwirtschaftsbetrieb. Davor befand sich der Hof an der Jakobstraße, direkt neben dem heutigen Wette-Center in der Kornwestheimer Stadtmitte. „Damals war die Vorgabe der Stadt, dass die Höfe außerhalb auf einen Fleck kommen sollen“, erinnert sich Rolf Bayha. Nun gibt es dort seinen Betrieb, wenige Meter im Süden liegt das Gelände der Firma Händle Kompost & Biomasse, von wo aus ab und an ein recht herber Geruch über den Heumahden zieht. Die beiden Steegmaier-Höfe schließen sich im Westen an. Sie waren die ersten, die an der neuen Stelle ihren Platz fanden. Das war Anfang der 60er Jahre. Dazwischen liegen noch zwei weitere, kleinere Gehöfte.

Der Umzug sei schon eine große Umstellung gewesen, vor allem für einen damals zehnjährigen Bub, sagt Bayha. „In der Jakobstraße waren immer viele Kinder bei uns, oft waren wir daheim mehr als eine Fußballmannschaft“, erinnert sich der Landwirt. Nach dem Umzug sei das weniger geworden.

Mittlerweile lebt Rolf Bayha aber gern im Heumahden. Ob er sich vorstellen kann, woanders zu wohnen? „Eigentlich nicht, mir gefällt’s hier.“ Das Arbeiten mit und in der Natur – neben der Schweinezucht bewirtschaften die Bayhas eine Fläche von rund 60 Hektar – wolle er gegen nichts eintauschen. „Da erlebt man auf dem Feld schon mal einen Sonnenuntergang oder einen Regenbogen mit“, schwärmt er. Das seien zwar eher kleine, beiläufige Dinge, „man bleibt aber trotzdem kurz stehen und denkt: Hoppla.“

Die Stadt rückt immer näher

Wechsel von der Terrasse auf den Feldweg: „Wir befinden uns hier fast am höchsten Punkt Kornwestheims“, klärt Rolf Bayha auf, den Blick gen Westen gerichtet, den kerzengeraden Weg entlang. Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Manche sagen ja, dass es in Kornwestheim überhaupt keine wirkliche Erhebung gibt. Die sollen mal mit dem Fahrrad hier herausfahren.“ Radfahrer begegnen ihm viele, wenn er unterwegs ist. Aber nicht nur. „Wenn man frühmorgens um halb sechs mit den Schweinen zum Metzger fährt, kommen einem mindestens vier Menschen mit Hund und drei Jogger entgegen. Allein ist man hier nie“, versichert Bayha.

Und sollte doch einmal Sehnsucht aufkommen nach Kornwestheim, dann genügt ein Blick aus dem Garten in Richtung Osten. Über die Tomaten- und Maispflanzen hinweg zeichnet sich die Silhouette des Rathausturms ab, des Salamander-Schriftzugs und des -Schornsteins. Im Norden erspäht das Auge das Ludwigsburger W&W-Hochhaus, flankiert von Häuserreihen Pflugfeldens und Aspergs.

Ohnehin rückt die Stadt immer näher. „Früher hieß es, dass die Baugrenze der Rangierbahnhof sei“, sagt Bayha, „und heute haben wir Panalpina oder ZEG, die recht nahe an uns dran liegen.“

Zurück auf die Terrasse. Dort lehnt ein Kinder-Transportanhänger für ein Fahrrad. Nur: Rolf Bayhas Söhne sind zehn und zwölf Jahre alt. Sie passen also unmöglich mehr in das Vehikel hinein. „Der ist für Gepäck und Proviant“, klärt Bayha auf. „Meine Frau Iris geht demnächst mit den Kindern in den Urlaub – und dort wird geradelt.“ Er selbst wird dann auch wieder mit dem Fahrrad unterwegs sein, während er sich um Hof, Felder und Schweine kümmert. Nur vermutlich werden seine Strecken dann ein wenig kürzer ausfallen.

Die Ursprünge Heumahdens

Geschichte
Das Gewann Heumahden liegt 320 Meter über dem Meeresspiegel. In der wissenschaftlichen Jahresarbeit der Silcherschul-Lehrerin Ruth Marbach aus dem Jahr 1951 mit dem Titel „Die Flurnamen der Markung Kornwestheim“ ist vermerkt, dass der Name Heumahden bereits im Jahr 1256 erstmals in geschriebener Form auftauchte – damals allerdings noch als „Höumaden“.

Wiesen
Heumahden leitet sich vom ersten Schnitt des Heus im Frühsommer ab (Mahd wie mähen). Daher vermutet die Kornwestheimer Stadtarchivarin Natascha Richter: „Möglicherweise waren im Heumahden ursprünglich Wiesen statt Äcker.“