Wolfenstein machen Krawall auf der Bühne. Dahinter steckt aber viel mehr: ein leidgeprägter Namensgeber, Gedanken, die jeder Stadtmensch kennt, ein neues Konzeptalbum und musikalisches Feingespür.

Stuttgart - Dicht wie Löcher eines Siebes stehn; Fenster beieinander, drängend fassen; Häuser sich so dicht an, daß die Straßen; Grau geschwollen wie Gewürgte stehn.

 

So beginnt das wohl bekannteste Werk des deutschen Dichters Alfred Wolfenstein. Findige Leser haben es schon gemerkt: Der dient der Band, um die es heute geht, nämlich als Namensgeber. Die vier Herren sind alle Stuttgarter Jung und gemeinsam stehen sie als WØLFENSTEIN auf der Bühne. Unter Freunden des Hardcore Punk gelten sie als Geheimtipp. Aber eher die erfolgreiche Sorte von Geheimtipp, denn wenn man sich ihren Instagram-Feed anschaut, sieht man die Jungs jedes Wochenende in einer anderen Stadt, auf einer anderen Bühne spielen.

A propos Stadt: Das aktuelle Album heißt Städter und hier schließt sich der Kreis – vorerst. Denn Städter ist das wohl bekannteste und oben in Auszügen dargestellte Werk von Alfred Wolfenstein. Analog zum Gedicht handelt auch das Album von dem Leben in der Stadt, weitestgehend mit seinen Nachteilen. Obwohl zwischen Gedicht und Album – also quasi zwischen Wolfenstein und WØLFENSTEIN etwa hundert Jahre liegen, gibt es einige Parallelen, die das Album aufzeigt. Ja, ist nicht alles immer Sonnenschein. Klingen tut es trotzdem gut. Überzeugen kann sich davon ein jeder am 23.06. im Juha West.

Drei in drei Sekunden:

Favorite Spot zum Musik machen? Warme Venues in maritimer Lage

Größtes Vorbild aus Stuttgarter Musikszene? Florian Eymer, weil er super engagiert ist und man sich viel zu selten bedankt.

Persönliche Lieblingsplatte? Swain – Howl

Wie habt ihr euch gefunden?
Wir haben uns vermutlich erst Mitte 2013 so richtig gefunden, als Lorenz dazu gestoßen ist. Davor haben wir ungefähr ein Jahr mit unserem alten Drummer Jörg gespielt, leider trennten sich dann unsere Wege.
Wie ist eure verrückteste / lustigste / skurrilste Anekdote aus eurer Bandgeschichte?
Zusammengefasst: super viele nackte Jungs; Autounfälle, die uns Geld eingebracht haben; in Tschechien während dem Tätowieren in Ohnmacht fallen; in München beinahe in einem Bauwagen erfrieren und in Italien über einem Rave schlafen müssen.
Wie würdet ihr euren Stil in drei Worten beschreiben?
Loud, angry, noisy
Wie würdet ihr euer Album in Worte fassen?
Unser Album ist ja im Grunde ein Konzept-Album, es basiert auf einem Gedicht von Alfred Wolfenstein, welches den Namen ‚Städter‘ trägt. Inhaltlich behandelt das Gedicht die emotionale Isolation, die man in einer Stadt erfahren kann, obwohl man eigentlich ständig unter Leuten ist. Song-writerisch haben wir versucht, das zu machen, was uns selbst am besten gefällt. Wir sind uns in der Regel dann einig, wenn das Feeling stimmt und vertrauen da auf unsere Nasen und eben das was uns musikalisch inspiriert.
Das Album ist jetzt ein gutes halbes Jahr draußen. Hat sich für euch schon was verändert?
An sich hat sich das Ganze noch nicht wirklich bemerkbar gemacht, das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir wohl eher unter die Sparte „Geheimtipp“ fallen. Wir merken schon, dass das Feedback zum Album durchweg gut ist und uns die Leute auch explizit auf die Platte ansprechen, aber als Band nach außen gab es natürlich keinen Hype. Was allerdings ein wichtiger Punkt ist, ist die Tatsache, dass wir als Band an der Herausforderung, ein Album zu schreiben, sehr gewachsen sind. Das ist für uns sehr wichtig, weil alle in der Band einen recht starken und eigenen Charakter haben. Nach den gefühlten 1000 Kompromissen sind wir jetzt als Gruppe sozusagen bulletproof.
Wenn Stuttgart ein Song wäre, dann …
wäre es für uns wohl der Titeltrack unserer Platte ‚Staedter’
Was passiert bei euch als nächstes?
Wir spielen wie gewohnt weiter Konzerte, als nächstes geht es nach Hannover, Hamburg und Leipzig und direkt im Anschluss gibt es uns dann am 23.06 auch mal wieder in Stuttgart im Jugendhaus West zu sehen.