Live gespielte elektronische Musik führt in Stuttgart ein Nischendasein - noch. Revision sind angetreten, um das zu ändern. Vor ihrem Gig im Planetarium haben wir das Duo zum Soundcheck gebeten - und nicht nur über ihre musikalischen Vorbilder gestaunt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Elektronische Musik, live gespielt: das ist kein neues Konzept, aber eines, das lange Zeit unterschätzt wurde, auch in Stuttgart. Immerhin, an der einen oder anderen Stelle brodelt es wieder. Wer zum Beispiel bei einem der Abende mit Rhythm Is A Dancer dabei war oder bei unserem letzten Soundcheck-Künstler Noah Kwaku, der weiß, wie viel dynamischer und lebendiger Electro und House klingen können.

 

Revision zielen auf dieselbe Nische. Wobei "Nische" wahrscheinlich das falsche Wort ist: ihr Gig am Dienstagabend im Planetarium ist längst ausverkauft, und auch sonst läuft es bei dem Stuttgarter Duo. Wo Max Josenhans und Kai Erdi musikalisch herkommen und wo die Reise hingeht, erklären sie uns jetzt. Et voilà!
 

Drei in drei Sekunden:

Favourite Spot zum Musik machen? Für die Umsetzung: Proberaum, die entscheidende Idee oder Skizze kann aber überall entstehen.

Größtes Vorbild aus Stuttgarter Musikszene? Vorbild ist ein großes Wort. Ameli Paul oder Max Rieger (insb. mit All Diese Gewalt) sind aber immer wieder begeisternd.

Persönliche Lieblingsplatte? Max: HVOB – Silk (Link), Kai: Klez.e – Desintegration

Wann und wie habt ihr euch entschieden, Musiker werden zu wollen?
Musik haben wir schon recht lange gemacht. Revision startete praktisch nach einem Konzert von Howling im Club Cann mit dem Entschluss uns ein Drumpad zu kaufen, welches dann Kais unpraktischen und nicht livetauglichen Drumcomputer ersetzt hat.

Wie ist die verrückteste Revision-Anekdote?
Im Januar 2017 wurden wir von Rainer (Arcon Ultra) zu seiner Veranstaltung „Spielzimmer“ im Ribingurumu eingeladen. Wir hatten viel Arbeit in ein komplett überarbeitetes Set inkl. neuer Tracks gesteckt. Zwei Tage vor der Veranstaltung sind die ersten Cut-outs aufgetreten, bei der letzten Probe, zwei Stunden bevor wir losfahren wollten, hats uns dann alles verhauen. Im Endeffekt haben wir unser ganzes Zeug dann erstmal noch mitgenommen und auch noch im Auto bis wir da waren fieberhaft nach dem Auslöser gesucht. In der letzten Hoffnung doch mal alles noch aufgebaut, im Endeffekt lief es dann auf ein DJ-Set hinaus ...

Wie würdet ihr euren Stil in drei Worten beschreiben?
Melodisch, sphärisch, melancholisch


Wie werden im Planetarium Visuals und Musik zusammenspielen?

Wir konzentrieren uns auf den musikalischen Part, während Ubbo live dazu Visuals und Lights programmiert. Es gibt eine grobe Grundthematik und nur einzelne Absprachen bzgl. gewisser Zeitpunkte. Es entsteht ein spontanes, audiovisuelles Gesamtbild, was das Ganze auch irgendwie ausmacht.

Was passiert bei euch als nächstes?
Am 26. August spielen wir unser erstes Festival, das Eulenflug (♥). Danach gibt’s auf Grund von Kais Auslandssemester in Israel erstmal eine Live-Pause, während der unsere noch unveröffentlichten Sachen released werden und sicher auch einiges Neues entstehen wird.

Wenn Stuttgart ein Song wäre, dann …
... wäre er voll mit Field-Aufnahmen von Baustellen, Einkaufszentren und vor sich hin plapperndem Schwäbisch, hätte sicherlich auch seine schönen Parts und viele aufkeimende Erinnerungen, wäre aber vermutlich doch kein all time favourite. Vielleicht mittendrin noch eine Minute Stille für alle stillgelegten Clubs.


Revision spielen am Dienstag, 8.8. um 20 Uhr im Planetarium und am 26.8. am Eulenflug-Festival.


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