Der Staat müsse viel mehr Geld in eine Ladestruktur investieren, haben Experten beim Kongress „Stadt der Zukunft – Zukunft der Stadt“ gefordert.

Stuttgart - Berta Benz musste 1888 in einer Apotheke tanken, um ihre Fahrt fortsetzen zu können. Tankstellen gab es erst 30 Jahre später. Die drei Diskussionspartner des StZ-Autors und Moderators Michael Heller beim Stadtkongress zeigten sich optimistisch: So lange soll es nicht dauern, bis deutsche E-Autofahrer schnell und bequem ihr Vehikel aufladen können. „Wir sind da ganz gut aufgestellt“, sagte Elke Temme von Innogy Deutschland, einer RWE-Tochter.

 

Mehr Schnellladestationen benötigt

In Deutschland gibt es rund 10 500 Ladesäulen und 530 Schnellladestationen – vor allem von Letzteren brauche man mehr, denn der Markt werde wachsen. Martin Wietschel, der beim Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung das Geschäftsfeld Energiewirtschaft leitet, glaubt sogar, dass im Jahr 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen rollen könnten, wie 2008 von der Bundesregierung angekündigt. E-Autos würden vor allem daheim geladen. Außer einer gewöhnlichen Steckdose plus einer „Wallbox“, die das Laden schneller und sicher mache (Kosten: etwa 500 Euro), bräuchten E-Autofahrer gar nichts.

Staat muss mehr investieren

Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands der E-Mobilität, äußerte sich kritischer: „Die deutsche Automobilindustrie hat die Elektromobilität verschlafen.“ Ebenso die Politiker. Sigl nannte das Miet- und Wohnrecht, wo etwa Vorgaben für Leerrohre – durch die bei Bedarf Kabel gezogen werden können – fehlten. In einem waren sich die Experten einig: Der Staat müsse mehr als die avisierten 300 Millionen Euro in eine Ladestruktur oder in Umweltprämien investieren. Schnellladesäulen seien teuer, und nur bei diesen habe der Betreiber Chancen, über den Stromabverkauf Geld zu verdienen, so Elke Temme. Wünschenswert sei auch smartes Laden: Strom werde dann gezogen, wenn es für Umwelt und Geldbeutel am besten ist.