Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe wird ihre Mitarbeiter rund um den Feuersee in den kommenden Jahren abziehen. Ideen für eine Nutzung der dann leeren Bürogebäude gibt es schon.

Stuttgart/Kornwestheim - Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe(W&W) plant, ihre rund 2400 Mitarbeiter in Stuttgart in den kommenden Jahren größtenteils nach Kornwestheim zu verlegen. Dort soll ein neuer Unternehmenscampus gebaut werden. Auf dem Gelände rund um den Feuersee im Stuttgarter Westen könnten dafür jedoch bis zu 200 neue Wohnungen entstehen. Stuttgart verliert damit wie erwartet zwar einen großen Gewerbesteuerzahler, trotzdem steht die Verwaltung den Plänen des Versicherers positiv gegenüber.

 

Am Donnerstag hat die W&W ihre Pläne zum Ausbau des Unternehmenscampus in Kornwestheim präsentiert. Dieses Vorhaben soll bis 2023 abgeschlossen werden. 4000 Mitarbeiter werden dann in Kornwestheim Platz finden. Insgesamt sollen mehr als 400 Millionen Euro in den Ausbau in der Stadt im Kreis Ludwigsburg fließen. Damit gilt der Abzug der derzeit rund 2500 Mitarbeiter der W&W aus Stuttgart de facto als beschlossen. Der Großteil der Büros der Württembergischen in der Landeshauptstadt verteilt sich derzeit rund um den Feuersee im Stuttgarter Westen.

Büroflächen teilweise als Wohnraum nutzen

Für dieses Areal gibt es bereits weitreichende Pläne. Die W&W hat erste Gespräche mit der Stadt Stuttgart über eine künftige Wohnnutzung geführt. Eine Machbarkeitsstudie wurde zu diesem Zweck ebenfalls in Auftrag gegeben. Eine Entscheidung der internen W&W-Gremien, Büroflächen teilweise in Wohnraum umzuwandeln, sei jedoch noch nicht getroffen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens. „Sollten die Weichen in diese Richtung gestellt werden, ist frühestens vom Jahr 2021 an mit einer Wohnnutzung zu rechnen“, heißt es dazu in einem Schreiben. des Unternehmens.

In Bezug auf die Pläne, Wohnungen auf den ehemaligen Büroflächen zu errichten, ist bei der Württembergischen von bis zu 200 möglichen Einheiten zwischen Johannes-, Gutenberg-, Senefelder- und Ludwigstraße die Rede. Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) erklärt auf Anfrage: „Wir als Stadt begrüßen die Überlegungen der Wüstenrot & Württembergische AG zur Entwicklung der eigenen Liegenschaften im Stuttgarter Westen.“ Die Idee, einen Teil der vorhandenen Bürogebäude am Feuersee als Wohnraum zu nutzen, könne er sich „sehr gut vorstellen“, so Pätzold weiter. „Das unterstütze ich“, fügt der Baubürgermeister hinzu. Um dieses Vorhaben umzusetzen, müsste allerdings der bestehende Bebauungsplan geändert werden. „Darüber sind wir mit W&W im Gespräch“, so Pätzold weiter.

Wie zu erwarten fällt die Resonanz auf die W&W-Planungen auch in Kornwestheim durchweg positiv aus. „Wir haben lange gehofft, dass es so kommt“, sagt die Oberbürgermeisterin Ursula Keck mit Blick auf die zusätzlichen Arbeitsplätze, die in ihre Stadt verlagert werden. Lange Zeit war unklar, ob W&W den Standort in Kornwestheim erweitert oder stattdessen in das nur wenige hundert Meter entfernte Firmenareal in Ludwigsburg investiert, wo unter anderem das markante Wüstenrot-Hochhaus steht. Seit 1930 hat die Bausparkasse ihren Hauptsitz in der Barockstadt.

Dennoch fiel 2015 eine Vorentscheidung zu Gunsten von Kornwestheim, als dort mit dem Bau von zwei Bürohäusern begonnen wurde. Mit den Plänen, die nun vorgestellt wurden, hat sich der Konzern endgültig auf diesen Standort festgelegt. Fünf weitere Bürohäuser für mehr als 2800 Mitarbeiter sollen bis 2023 auf dem Areal entstehen. „Die Unübersichtlichkeit der bisherigen Gebäudesituation mit Satelliten in Stuttgart, Ludwigsburg, Kornwestheim und Karlsruhe und verschiedensten Architektursprachen wird zu Gunsten einer klaren baulichen Struktur aufgegeben“, erklärt W&W.

In Ludwigsburg beschäftigt das Unternehmen derzeit noch 1800 Mitarbeiter und besitzt neben dem markanten Hochhaus an der B 27 eine Reihe weiterer Immobilien, die meisten davon sind höchst sanierungsbedürftig. Die Stadt geht dennoch davon aus, dass W&W den traditionsreichen Standort nicht aufgeben wird – auch dann nicht, wenn die Neubauprojekte in der Nachbarstadt abgeschlossen sind. „Wir haben in den Gesprächen nicht den Eindruck gewonnen, dass Wüstenrot Ludwigsburg verlassen will, ganz im Gegenteil“, sagt Oberbürgermeister Werner Spec. W&W äußert sich diesbezüglich zurückhaltender: „Was ab 2024 mit den Ludwigsburger Flächen geschieht, ist aktuell vollkommen offen.“

In den vergangenen Jahren, schon vor den Ausbauplänen für den neuen Unternehmenscampus, hat die W&W bereits rund 650 Mitarbeiter von Stuttgart in Richtung Ludwigsburg und Kornwestheim verlagert. Derzeit beschäftigt die Württembergische in der Landeshauptstadt rund 2400 Mitarbeiter. Mit dem geplanten Abzug aus der Landeshauptstadt ist die Württembergische nicht der erste große Arbeitgeber, der Stuttgart verlässt. Das prominenteste Beispiel in diese Richtung ist sicherlich der Abzug von Bosch nach Gerlingen in den 1960er Jahren. Erst vor Kurzem folgte der Umzug der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young von Stuttgart-Weilimdorf an den Flughafen auf die Markung von Leinfelden-Echterdingen. „Natürlich ist es bedauerlich, wenn Stuttgart Unternehmen, auch in Teilen, und damit verbunden Arbeitsplätze verliert“, so Baubürgermeister Pätzold. Doch in der Verwaltung und im Gemeinderat war längst bekannt, dass es so kommen würde.

Die W&W nutzt in Stuttgart derzeit 18 Gebäude, manche davon nur in Teilen. Dazu zählen vorwiegend Bürogebäude. Die Gebäude sind überwiegend Eigentum des Versicherers. Die Bruttofläche aller von der Württembergischen in Stuttgart genutzten Gebäude beträgt knapp 74 000 Quadratmeter, davon umfasst das Feuersee-Areal rund 52 000. Neben den Immobilien am Feuersee gibt es weitere Gebäude an der Rotebühlstraße und am Rotebühlplatz.