Der Uni-Campus in Stuttgart-Hohenheim wird derzeit von einem einzigen Stromkabel versorgt. Darin sehen die Verantwortlichen eine große Gefahr. Nicht auszudenken, was im schlechtesten aller Fälle passieren könnte, sagen sie.

Hohenheim - Die Universität Hohenheim wünscht sich eine zuverlässigere Stromversorgung. Der Campus wird bisher von einem Direktkabel aus dem Umspannwerk Birkach versorgt. Seit einiger Zeit möchten die Verantwortlichen ein weiteres Kabel haben; das soll aus dem Umspannwerk an der Rembrandtstraße in Möhringen kommen.

 

Die Bauarbeiten der Stuttgart Netze in den vergangenen Monaten an der Ecke Fruwirth-, Steckfeld-, Adorno- und Welfenstraße sorgten für Aufsehen an der Universität Hohenheim. Nach Informationen der Stuttgart Netze und dieser Zeitung sollte eines der beiden dort neu verlegten Kabel der verbesserten Stromversorgung der Uni dienen. Das stimmt jedoch nicht ganz. Auf der Trasse vom Birkacher Umspannwerk über eine 2,3 Kilometer lange Strecke bis zur Kreuzung an der Uni wird kein weiteres Direktkabel zur Uni verlegt. Stattdessen sind es zwei Mittelstromkabel, von denen eines in die Umspannstation „Fruwirthstraße 1“ führt und das andere in die Kundenstation, die den Namen „Uni Hohenheim Versorgungszentrale“ trägt. Auf dem Weg von der Aulendorfer Straße bis hin zu diesen beiden Stationen versorgen die Kabel alle Umspannstationen, die entlang dieser Strecke stehen. So profitieren vor allem Privathaushalte in Birkach und Plieningen von der Neuerung. Aber auch die Universität Hohenheim ist in dem Verteilungsgebiet.

Gutachten zeigt, dass Kabel aus Möhringen sinnvoll ist

„Das Kabel, das da gezogen wurde, nutzt uns gar nichts“, sagt Florian Klebs, ein Sprecher der Universität. „Die Uni profitiert schon davon“, sagt dagegen Moritz Oehl, Sprecher der Stuttgart Netze. Denn: „Wenn das Direktkabel einmal ausfallen sollte, kann die Uni nach dieser Baumaßnahme mehr Leistung aus dem öffentlichen Netz ziehen.“ Florian Klebs ist damit nicht zufrieden: „Das ist nur eine gewisse Absicherung.“

Vor einigen Jahren habe sich ein Gutachter des Unibauamts der Sache angenommen. Dieser habe verschiedene Möglichkeiten – von neuen Kabeln bis hin zur Erneuerung von Kabeln – durchgerechnet. Seit zwei Jahren stehe nun fest, dass ein neues Kabel aus Möhringen die beste Lösung sei.

Ein Stromausfall an der Uni hätte schwerwiegende Folgen

Denn wenn auf der Trasse aus Birkach etwas passieren würde, würde es beide Kabel erwischen. Auch bei Stromabschaltungen sei man dann abgesichert. „Es kann ja sein, dass es im Umspannwerk Wartungsarbeiten gibt“, sagt Michael Fiebach, der die Technikabteilung der Uni leitet, „wenn wir dann noch ein zweites Kabel aus der anderen Richtung hätten, würde uns das gar nichts ausmachen.“ Bisher seien sie für so einen Fall nicht gerüstet. Bei einem Ausfall gebe es ein Notstromaggregat, das die „allerwichtigsten Sachen“ versorgt, sagt der Uni-Sprecher Klebs. Der Notstrom reiche aber lediglich für drei Stunden. „Es ist unvorstellbar, was ein Stromausfall an einer forschenden Uni für Auswirkungen hat“, sagt Fiebach. Denn aufwändig hergestellte Proben müssen zuverlässig gekühlt werden. Außerdem gibt es Tiere auf dem Campus, die nur bei der richtigen Temperatur und Feuchtigkeit überleben könnten. „Seit dem Gutachten laufen Verhandlungen zwischen der Uni und dem Land, damit das Geld für das neue Kabel bewilligt wird“, sagt Klebs.

Erneuerung des bestehenden Kabels wird ausgeschlossen

Bei der Stuttgart Netze sei es bekannt, dass die Universität von nur einem Direktkabel versorgt wird, das 40 bis 50 Jahre alt ist. Deshalb sei das Unternehmen mit der Universität in Kontakt getreten, bevor es die beiden Kabel in Birkach verlegt habe. Laut Oehl habe die Stuttgart Netze die Universität gefragt, ob das bestehende Direktkabel im Zuge der Arbeiten erneuert werden soll. Klebs sagt, das möchte die Uni nicht. Denn die Erneuerung sei teuer und würde nicht zu einer zuverlässigeren Versorgung beitragen. Die Verantwortlichen setzen auf die Lösung mit dem Kabel aus Möhringen. Ob dieses verlegt wird, entscheidet das Universitätsbauamt. „Wir hoffen auf eine Entscheidung im Herbst“, sagt Klebs.