Simon Terodde und Daniel Ginczek harmonieren im Sturm immer besser – noch muss sich der lange verletzte Ginczek aber mit der Jokerrolle begnügen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Daniel Ginczek machte am Dienstagmorgen dort weiter, wo er am Montagabend aufgehört hatte. Mit Links, mit Rechts, Volley und per Kopf – der Ginni wollte im lockeren Trainingsspielchen gar nicht mehr aufhören mit dem Toreschießen. Einmal in Fahrt . . .

 

Sein Aha-Erlebnis hatte der 25-Jährige da schon hinter sich. Es war Montagabend 21.38 Uhr, als der bei den Fans so beliebte Angreifer das Stadion des VfB Stuttgart zum Überkochen brachte. Im Angesicht des heranstürmenden 1,91-Riesen wurde Union-Verteidiger Toni Leistner plötzlich wackelig auf den Beinen. Er vertändelte den Ball, Ginczek spritzte dazwischen, setzte zum Doppelpass mit Simon Terodde an und netzte zum 3:1-Endstand ein.

Der Rest war Jubel in Weiß-Rot. Einer ging dabei besonders aus sich heraus: Simon Terodde freute sich wie ein kleines Kind über sein erstes Fallrückzieher-Tor. Dabei galt es doch „nur“ den Treffer des Sturmkollegen zu bejubeln. Kollegen und eigentlich auch Konkurrenten. Denn die Plätze im Sturmzentrum sind rar. Genau genommen gibt es nur eine feste Position, und die ist fest vergeben: an eben Terodde. Ginczek bleibt trotz seines Tores weiter nur die Rolle des „Verstärkers von der Bank“ (VfB-Trainer Hannes Wolf). Die aufrichtige Freude Teroddes verdeutlicht deshalb Eines: Neider sucht man im VfB-Team vergebens. Auf jeden Fall nicht unter den Angreifern.

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Sturm-Duo betreibt Eigenwerbung

Ganz im Gegenteil. Nach dem überzeugenden Auftritt und dem Ausbau der Tabellenführung betrieb das Sturm-Duo fleißig Eigenwerbung. „Nachdem Ginni mir letzte Woche zwei, drei Dinger aufgelegt hat, konnte jetzt ich ihm zum Glück eines auflegen“, strich der 29-Jährige seine Rolle als Vorlagengeber heraus. Der sich offenbar durchaus mehr gemeinsame Spielzeit vorstellen kann. „Es ist unheimlich schwer, uns beide zu verteidigen. Eine Doppelspitze wäre eine Variante“, findet der letzjährige Zweitligatorschützenkönig, der gegen die Berliner bereits seinen 20. Treffer erzielte.

Der langzeitverletzte Ginczek steht aktuell bei zwei Saisontoren. Auch er liebäugelt mehr denn je mit einer Startaufstellung Ginczek-Terodde. „Wir können zusammen viel Druck machen“, sagt der Modellathlet, der sich und Terodde gerne als „Ochsen“ bezeichnet.

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Wehe, wenn sie losgelassen! Doch halt Noch ist es nicht so weit. Wer Hannes Wolf beim Räsonnieren über sein Personal zuhört, stellt fest, dass er über Vieles nachdenkt, aber nicht darüber, in den verbleibenden vier Saisonspielen seine Grundstruktur in der Offensive zu verändern. Auch nicht nach der Verletzung von Außenspieler Carlos Mané, der nach erfolgreicher Operation mindestens sechs Monate ausfällt. Alexandru Maxim, Takuma Asano und Josip Brekalo füllten die Rolle hinter der Spitze am Montag mit Bravour aus.

Ginczek will nicht länger Joker sein

„Wir haben gegen Union Berlin sehr davon profitiert, ihn einwechseln zu können“, sagt Wolf über Ginczek. Das größtmögliche Kompliment für einen Joker – eine Rolle, mit der sich der 25-Jährige auf lange Sicht aber nicht zufrieden geben will. „Ein Mann für die Startelf zu sein, das will ich in dieser Rückrunde schon noch schaffen“, formulierte der Familienvater vor zwei Monaten seinen Anspruch auf eine Vollzeitstelle.

Einmal wagte Wolf den Versuch, beim 0:1 in Fürth. Das Experiment ging schief, was Wolf rückblickend aber nicht dem Sturmduo ankreidet. „Diese eine Halbzeit soll kein Vergleichswert sein“, sagt der Coach heute. Ginczek hat seither Fortschritte gemacht. Zwar springen ihm immer noch viele Bälle vom Fuß, was dem eigenen Übereifer genauso geschuldet sein kann wie der fehlenden Spielpraxis. Dafür kehrt der Torriecher zurück. Und als Vorlagengeber in Erscheinung zu treten (wie jüngst in Bielefeld) ist auch für einen Torjäger in Teilzeit mehr als nur ein Trost. Zumindest vorerst.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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