Seit Oktober arbeiten Jung und Alt an einem Spielplatz mit Wasserpark für den Agenda-Garten in Stuttgart-Degerloch. Beim Bildhauercamp entstehen die letzten Dekorationen für das nachhaltige Projekt.

Degerloch - Linus, Liam und Laurin schlagen mit Hammer und Meißel auf einen Stein, der auf einem abgesägten Baumstamm liegt. Ab und an befreit einer der Jungen die Arbeitsfläche mit einem kleinen Besen von den abgeklopften Splittern. Die drei bearbeiten den Stein so, dass er später schräg liegt, so dass das Wasser leicht darüber fließen kann.

 

Im Agenda-Garten ist einiges los. Jung und Alt gestalten im Bildhauercamp gemusterte Steine für die Wasseranlage. Das Klopfen von Eisen auf Stein ist nicht zu überhören. Im Gemeinschaftgarten des Vereins Agenda-Garten Degerloch ist in den vergangenen Monaten ein Spielplatz entstanden, der nun mit dem Bau des Wasserparks vollendet wird. Dafür haben Kinder und Mitglieder des Vereins in der zweiten Ferienwoche gelernt, wie Bildhauer mit dem Rohstoff Stein umgehen. So auch Linus, Liam und Laurin. „Wir haben auf der Rückseite ein großes L reingehauen, weil wir alle mit dem gleichen Buchstaben anfangen“, sagt einer der Jungen.

Kinder mit und ohne Behinderung helfen

Bereits bei der Gründung des Vereins sei das Spielen mit Wasser ein wichtiges Thema gewesen, sagt Carola Federspiel, die den Bau des Spielplatzes leitet. Denn dabei gehe viel Wasser verloren. „Hier recyceln wir es praktisch“, sagt Federspiel. So wird das Wasser aus dem eingerichteten Tank nach oben befördert und läuft dann kunstvoll über die Steine, die von Kindern und Erwachsenen mit Spiralen und Mulden versehen wurden. Die Steine hat der Verein geschenkt bekommen, zwei stammen noch vom Abriss des Michaelsaals, wo derzeit das Haus der Kirche entsteht. Der gesamte Agenda-Garten ist aus Spenden finanziert worden.

Beim Bildhauercamp haben auch einige Menschen mit Behinderung mitgeholfen. Die Kooperation mit dem Behindertenzentrum (Bhz) entstand durch den Bau des Spielplatzes. Bereits vorher sei das Bhz bei Sommerfesten in dem Garten gewesen, sagt Federspiel. Doch erst durch die intensive Zusammenarbeit auf dem Spielplatz sei eine feste Kooperation entstanden. Die Mitwirkung am Agenda-Garten ist Teil des Inklusionsprojekts des Bhz.

Wasser macht besonders Spaß

Wer im Bildhauercamp keine Lust hat, Steine zu bearbeiten, kann sich auf dem fertigen Teil des Spielplatzes vergnügen, lesen oder Figuren aus Lehm herstellen; auf dem 1400 Quadratmeter großen Gelände ist genügend Platz für verschiedene Aktivitäten. „Es ist ein relativ offenes Konzept“, sagt Federspiel. Besonders viel Spaß haben die Kinder, wenn ein Wassertest ansteht. Den macht man, wenn man prüfen möchte, ob das Wasser so durch die Rillen des Steins fließt, wie man sich das vorgestellt hat. Außerdem funktionieren die Düsen im Boden bereits. Wenn Carola Federspiel diese anmacht, kommen dünne Fontänen aus dem Boden, und die Kinder laufen von allen Seiten durch das erfrischende Nass. Auch Linus, Liam und Laurin lassen ihr Werkzeug liegen, sobald die Wasseranlage läuft.

Nach einer kurzen Erfrischung geht es aber sofort zurück an die Arbeit. Das Muster hatten die Jungen innerhalb von zwei Tagen fertig, obwohl sie vorher noch nie mit Hammer und Meißel gearbeitet hatten. „Nimm doch mal ein Spitzeisen, dann geht’s besser“, sagt Linus. Sobald sie den Stein schräg abgeflacht haben, wollen die Jungen ihn noch etwas „felsiger machen“. „Damit er nicht so glatt ist“, sagt der zehnjährige Liam.

„Gottfried-Hartenstein-Spielplatz“

Der Spielplatz wird am Sonntag, 25. Juni, eröffnet. „Da machen wir ein Wasserfest, es gibt Musik und Essen“, sagt Federspiel, „und wir wollen einfach unsere Zeit hier verbringen“. An diesem Tag feiert der Verein auch sein 15-jähriges Bestehen. „Wir wollen daran erinnern, um was es dem Verein geht“, sagt Federspiel. Nämlich um die Gemeinschaft und die Nachhaltigkeit.

Gottfried Hartenstein hatte bei der Gründung damals die Idee, Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mit der Natur auseinanderzusetzen. Er war Pfarrer in der Bonhoefferkirche auf dem Fasanenhof, hat dort das Jugendhaus mitgegründet und war Lehrer und Chorleiter am Degerlocher Wilhelms-Gymnasium. Vier Jahre nach der Gründung des Agenda-Garten-Vereins ist Hartenstein verstorben. Am 25. Juni wird nun der Spielplatz mit dem Wasserpark und den selbst entworfenen Steinen zu seinen Ehren „Gottfried-Hartenstein-Spielplatz“ getauft.