Die Ramsbachstraße in Stuttgart-Degerloch ist in den Fokus gerückt. Das Spielstraßen-Schild hindert manche Autofahrer nicht daran, schnell zu fahren. Nun kam es zu einem Unfall mit einem Kind.

Degerloch - Ein lauter Schrei von der Straße, ein Schock, und schließlich die Erleichterung: So hat Jana Röhrich den Unfall erlebt, den ihr Sohn an einem Nachmittag kurz vor den Osterferien an der Ramsbachstraße hatte.

 

Der sechsjährige Junge war frontal mit einem aus der Gegenrichtung kommenden Auto zusammengestoßen, als er mit seinem Fahrrad vom Kiefernweg herkommend bergab fuhr. Er stürzte und fiel hin, trug aber keine weiteren Verletzungen davon. Der Zusammenstoß ereignete sich, obwohl die Fahrerin des Autos nicht mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war. Höchstens 20 Kilometer pro Stunde habe sie auf dem Tacho gehabt, schätzt die Mutter Jana Röhrich.

Das Kind war in einen Schwatz vertieft

Der Grund für den Unfall liegt vielmehr an der unübersichtlichen Stelle: Am Ort des Aufpralls macht die Ramsbachstraße einen tückischen Knick und ist von beiden Seiten äußerst schwer einsehbar. Zumal das Kind, noch in einen Schwatz mit den Nachbarsjungen vertieft, auch auf der falschen Straßenseite radelte.

Was hätte passieren können, wenn ein schnelleres Auto ihren Jungen erwischt hätte, das mag sich Jana Röhrich nicht ausdenken. Für die 35-jährige Gastronomin jedenfalls steht fest: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier Schlimmeres passiert – wenn die Stadt nichts unternimmt. Denn es sei keine Seltenheit, dass Autos an der Ramsbachstraße mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind. „Wenn ich an die Paketboten denke, die hier hoch brettern, dann kann so eine Sache auch ganz anders ausgehen“, sagt Röhrich. Auch andere Autos führen oft zu schnell. Nicht selten erreichten sie 50 Kilometer pro Stunde. Besonders dann, wenn sie von unten aus Richtung Roßhaustraße fahren. Die freie Sicht bergaufwärts verlocke die Fahrer, Gas zu geben, glaubt Röhrich.

Bodenwellen würden mehr bringen, sagt die Mutter

Die Mutter bezweifelt, ob eine Verlängerung der Spielstraße bis zur Roßhaustraße die Situation verbessern kann. Die SPD im Bezirksbeirat fordert eben dies in einem Antrag – bislang endet die Spielstraße just vor dem Haus der Röhrichs an der Nummer 26. Vielmehr würden Bodenwellen helfen, denkt die Anwohnerin. In einer E-Mail hatte sie bereits vor geraumer Zeit die Bezirksbeiräte und die Stadt zum Handeln aufgefordert.

Die SPD reagierte und kam zu einem Vor-Ort-Termin vorbei. Die Bezirksbeiräte zeigten Verständnis, warnten jedoch auch: Röhrich solle zunächst eine Umfrage unter den Nachbarn machen. Denn nicht überall sind physische Barrieren gern gesehen – andernorts hätten Bodenschwellen Proteststürme unter Anwohnern hervorgerufen. Trotzdem kommt langsam Bewegung in die Sache, denn die Stadt will handeln. „Es wird etwas vorbereitet“, sagt Edgar Riester, beim Amt für öffentliche Ordnung mit dem Sachgebiet Verkehrsregelungen betraut.

Die Stadt bedauert, dass sich Raser nicht bremsen lassen

Den Vorfall habe man zur Kenntnis genommen. Riester bedauert, dass Spielstraßenschilder Autofahrer vielerorts nicht vom Rasen abhalten. Als Maßnahme komme nun infrage, das kaum sichtbare Spielstraßenschild vor Röhrichs Haus durch einen Bügel weiter ins Sichtfeld der Fahrer zu rücken. Auch Bodenschwellen könnte man installieren – diese seien jedoch kostspielig, so der Mann vom Ordnungsamt. Konkret seien die Planungen laut Stadt allerdings noch nicht.

So hat Jana Röhrich keine andere Wahl, als zu warten. Aus dem Unfall hat sie Konsequenzen gezogen: Einstweilen darf ihr Sohn nur noch in unmittelbarer Nähe des Hauses spielen.