Besser könnte es eigentlich nicht laufen: Die Kurse des Turn- und Sportvereins in Stuttgart-Heumaden quellen über. Das Interesse ist riesig. Doch eben dies bringt den Verein in die Bredouille.

Heumaden - Eigentlich kann Matthias Schneider sich freuen. Der TSV Heumaden, dem er vorsteht, brummt. Etwa 1700 Mitglieder hat der Club, viele besuchen die Kursprogramme. Diese sind jedoch teilweise rappelvoll. Dienstagabends etwa drängen sich bis zu 40 Sportwillige in die Heinz-Glauner-Halle. Legen sie ihre Übungsmatten aus, sieht es aus wie am Strand auf Mallorca. Eng geht es auch beim Kinderturnen zu. Nicht selten müssen sich Sportinteressenten mit Wartelisten zufriedengeben.

 

Der TSV Heumaden trainiert an allen erdenklichen Orten

Der Verein sucht deshalb Wege aus der Misere. In einem ersten Schritt ist für den Dienstag ganz aktuell ein Parallelkurs in der Halle Lange Morgen in Heumaden ins Leben gerufen worden. Die Trainerin Oliwia Blokus will das Sportangebot ähnlich wie Steffen Haßelwander gestalten, damit ein Wechsel leicht fällt. „Es ist kein Zwang zu wechseln, wir appellieren nur an Sie, dass die Angebote ausgeglichen besucht werden, um für Sie als Teilnehmer wieder bessere Bedingungen zu ermöglichen“, heißt es aus der TSV-Geschäftsstelle. Zudem wird in diesem Sommer verstärkt auf Freiluft-Angebote gesetzt.

Erschwerend kommt die unbefriedigende Hallensituation hinzu. Die Kapazitäten sind knapp, der TSV übt quasi überall, wo er kann: in Schulsporthallen, im Alten Rathaus Heumaden, in kirchlichen Gemeindezentren, sogar außerhalb in Ruit und Hedelfingen. „Wir haben Raumnot, vor allem bei Räumen, in denen Kursangebote für kleine Gruppen bis maximal 20 Personen stattfinden können“, sagt Matthias Schneider, doch auch die Abteilungen Handball, Basketball und Badminton würden gern mehr machen, wenn sie könnten.

Die sanitären Anlagen sind in die Jahre gekommen

Besonders unangenehm ist die Situation in der Sporthalle Lange Morgen. Diese stammt aus den 50ern, und das merkt man ihr deutlich an. Vor allem die sanitären Anlagen sind in die Jahre gekommen. Die Duschen kann man nicht nutzen, sagt Matthias Schneider. Gefährlich sei dort nichts, die Halle sei schlicht „steinalt“. Verzichten könne man drauf dennoch nicht. „Wenn wir die Halle nicht hätten, könnten wir 50 Prozent unseres Kindersports schließen“, betont Matthias Schneider.

Potenzial hat der Club im Untergeschoss des Vereinsheims ausgemacht. Dort soll die stillgelegte Kegelbahn zu Gymnastikräumen samt Sanitärtrakt umgebaut werden. Der Vorstand hat sich bei der Hauptversammlung bereits die Freigabe für das Vorhaben geholt. In Bälde soll ein Bauantrag eingereicht werden. Matthias Schneider geht von Bruttokosten in Höhe von circa 300 000 Euro aus und hofft auf städtische Zuschüsse von 30 bis 40 Prozent.

Es ist die dritte große Investition ins Vereinsheim in kurzer Zeit. Gerade erst ist die neue Terrasse des Lokals „Deux Greks“ für rund 95 000 Euro fertig geworden; vor zwei Jahren ist für etwa eine halbe Million Euro innen renoviert worden. „Das ist unser Eigentum. Wir investieren nichts in die falsche Richtung“, betont der Clubchef. In etwa einem Jahr soll der neue Kellerraum eingeweiht werden können.

Der Verein plant ein neues Projekt

Ob sich in der Turn- und Versammlungshalle Lange Morgen auch so schnell etwas tun wird, ist unklar. Sie soll abgerissen und neu gebaut werden. Machbarkeitsstudien und Kostenschätzung – zuletzt rund 6,3 Millionen Euro – liegen seit Jahren bei der Stadt in der Schublade. Allerdings ist im Doppelhaushalt 2016/17 kein Geld dafür eingestellt worden – auch, weil Lokalpolitiker und Vereine Befürchtungen geäußert hatten, dass ein Neubau parallel zu dem der Sporthalle in Riedenberg negative Folgen für den Sportbetrieb im Bezirk haben könnte. Mit dem Bau der Lange-Morgen-Halle könnte frühestens 2019 begonnen werden, sofern im Doppelhaushalt 2018/2019 das Geld bewilligt wird, hieß es Ende 2015.

Die Stadt hält sich zu den Chancen bedeckt

Wie der Stand der Dinge ist – auch vor dem Hintergrund, dass der Neubau des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) sowohl bei der Stadtverwaltung als auch im Bürgerhaushalt in den Fokus gerückt ist – dazu hält man sich im Rathaus bedeckt. „Wir können dazu aktuell leider noch nichts sagen, da die Haushaltsberatungen erst im Herbst beginnen. Erst dann wird sich klären, welche Projekte forciert werden“, lässt ein Sprecher wissen. Matthias Schneider betont, dass er das Projekt GSG als „extrem notwendig“ erachtet, sagt aber auch: „Die Frage muss man sich durchaus stellen, ob die Stadt die Möglichkeit hat, beides parallel zu machen.“

Der Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck glaubt indes nicht, dass sich die Projekte in die Quere kommen. Beim GSG-Neubau ginge es im Haushalt maximal um Planungskosten, „so weit ist man da noch nicht“. Wie weit man bei der Turn- und Versammlungshalle ist, das will er noch vor der nächsten Bezirksbeiratssitzung in Erfahrung bringen. „Ich muss da weiterkommen. Wir sind ja nicht das Pentagon.“