Der Jugendrat Stuttgart-Möhringen hat jüngst im Polizeirevier 4 Balinger Straße getagt. Wir haben die Nachwuchspolitiker bei ihrem Besuch begleitet und Interessantes erfahren.

Möhringen - Die Jugendlichen machen große Augen. Zwar sind die Zellen im Revier 4 an der Balinger Straße nicht vergittert, wohnlich sind sie aber trotzdem nicht. Es sind abgeschlossene Räume ohne Fenster. Nur eine Decke und eine Toilette in der Ecke, die in den Boden eingelassen ist, sind im Raum zu sehen. „Wir müssen hier jegliche Verletzungsgefahr ausschließen“, erklärt der Kriminaldirektor Martin Rathgeb.

 

Der Jugendrat von Stuttgart-Möhringen ist an diesem Tag zu Besuch. Rathgeb leitet das Revier und führt die Gruppe durch die Räume. Sechs Mitglieder des Jugendrates, zwei Mitarbeiter vom Jugendhaus Möhringen sowie die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis und ihre Stellvertreterin Marie-Ann Heymann sind anwesend.

Polizeihauptkommissar Andreas Geisser zeigt der Gruppe die Bilder der Überwachungskameras in den einzelnen Zellen und den aktuellen Einsatzplan für die ganze Stadt. Randalierende Person, Fahrzeugbrand und Suizidandrohung – in Stuttgart ist viel zu tun für die Polizei. Ständig kommen neue Funksprüche rein. „Oft verstehen die Bürger nicht, dass sie so lang auf uns warten müssen, wenn sie sich beispielsweise wegen Lärmbelästigung beschweren, aber manchmal gibt es noch größere Probleme in der Stadt“, sagt Andreas Geisser. Wichtig sei ihm dennoch, die Anliegen aller Bürger ernst zu nehmen.

Die Besichtigung der Zellen dient auch der Abschreckung

„Das ist ja wie im Krimi“, bemerkt Marcel Weber vom Jugendrat Möhringen. Der 19-Jährige hat sich als Jugendrat wählen lassen, um sich politisch zu engagieren. „Ich schaue im Fernsehen keine Krimis an, die Realität ist schon hart genug“, sagt Rathgeb. Ob die Polizei auch mit Blaulicht mal eine Pizza holen kann, möchte Marcel wissen. „Wir haben nur im Notfall Sonderrechte und das ist bei Hunger nicht der Fall“, erklärt Martin Rathgeb.

Die Polizeihauptmeisterin Denise Skotarek vom Referat Prävention unterstützt die Besuche von Jugendgruppen im Polizeirevier. „Wenn die Jugendlichen mal so eine Zelle von innen gesehen haben, trägt das schon zur Abschreckung bei“, sagt sie. Denise Skotarek ist auch für die Gewalt-, Verkehrs- und Drogenprävention an Schulen zuständig. „Außerdem schließt unser Präventionsprogramm auch Senioren ein, um sie beispielsweise vor dem Enkeltrick zu schützen“, erklärt sie. Mit Gewalt und Drogen sind die Jugendräte noch nicht in Berührung gekommen. „Wir möchten ein Vorbild für andere Schüler sein und zeigen, dass man auch im Kleinen etwas bewegen kann“, sagt Marcel. Er hält in Schulen Vorträge zur Alkohol- und Gewaltprävention. Von der abschreckenden Wirkung einer Gefängniszelle kann er nun berichten.