Die SPD im Gemeinderat kritisiert Sparvorschläge von Fritz Kuhn und Michael Föll. Die Fraktion fordert, dass auch kleinere Hallenbäder wie das in Stuttgart-Plieningen für jedermann offen bleibe. In Plieningen ist man über diese Frage gespalten...

Plieningen - Der SPD-Stadtrat Hans Pfeifer hat eine klare Meinung zu den Sparplänen des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn und des ersten Bürgermeisters Michael Föll für das Jahr 2018: Er hält rein gar nichts von ihnen. Unter anderem ärgere die SPD im Gemeinderat, dass Kuhn und Föll drei Stuttgarter Hallenbäder für die Öffentlichkeit schließen wolle – nämlich die Bäder in Plieningen, Bad Cannstatt und Feuerbach. Diese würden zu viel Geld kosten. „Die Stadt leistet sich großzügige Investitionen auf der einen Seite und will bestehende nicht erhalten“, sagt Pfeifer. Für ihn ist das ein Unsinn, der bei einem Haushaltsvolumen von rund drei Millionen Euro und Rücklagen in dreistelliger Millionenhöhe nicht sein müsste.

 

Die SPD im Gemeinderat formuliert es in einer öffentlichen Mitteilung noch deutlicher: Die Stadt Stuttgart schwimme im Geld, heißt es darin. Doch unter anderem in Plieningen solle nach dem Willen des Oberbürgermeisters und des für Finanzen zuständigen Bürgermeisters bald niemand mehr schwimmen gehen, der dies einfach zum Privatvergnügen und nicht als Vereinsmitglied tun will. Dies ist bisher freitags möglich.

Der Trend: Besucherzahlen nehmen ab

Von Januar bis April 2017 kamen freitags zum öffentlichen Badebetrieb 2075 Besucher. Im Jahr 2016 waren es 4391, 2015 5394, und 2014 waren es 6502 Besucher. Dieser Trend könnte dafür sprechen, dass die Beliebtheit des Plieninger Hallenbades von Jahr zu Jahr sinkt.

Im Bezirk gibt es dennoch einige, die eine Schließung des Hallenbads genauso ablehnen wie die SPD-Stadträte. Wenig erstaunlich ist, dass sich die SPD-Bezirksbeiratsfraktion in der Person von Silvia Auwärter-Carstensen eindeutig hinter die Forderung ihrer Genossen im Gemeinderat stellt. Die SPD-Bezirksbeirätin will vor allem die Interessen älterer und finanzschwächerer Mitbürger gewahrt wissen, wenn über die Zukunft des Hallenbads im Wolfer entschieden werde. „Es gibt auch Menschen, die nicht einfach so ins Fildorado fahren können, oder denen es zu teuer ist“, sagt Auwärter-Carstensen. Gerade die Grünen sollten aus ihrer Sicht im Blick haben, dass die Plieninger kurze Wege zurücklegen, wenn sie schwimmen gehen wollten. Ihr sei zwar bewusst, dass das Bad nicht so oft besucht werde wie andere Bäder in Stuttgart. „Das liegt aber an der mangelnden Attraktivität. Da sollte die Stadt eben Geld in die Hand nehmen und und das Bad ansprechender gestalten. Dann kommen auch mehr Besucher“, sagt sie.

Michael Wörner von der Plieninger CDU drückt sich vorsichtiger aus. Der Bezirksbeirat würde sich wünschen, dass das Plieninger Hallenbad auch künftig für die Öffentlichkeit zur Verfügung stünde. „Aber das muss wirtschaftlich tragbar sein“, sagt er. Die Kritik der SPD an Kuhns und Fölls Sparplänen helfe allein nicht weiter. „Da müsste eine umfassende Lösung gefunden werden“, sagt er. Wörner erinnert in diesem Zusammenhang an die schon vor Längerem diskutierte Idee, dass der TV Plieningen das Bad betreiben könnte.

TV Plieningen wünscht sich Sauna

Folker Baur, der erste Vorsitzender des TV Plieningen, nennt einen solchen Plan eine Vision. „Ich verschließe mich nicht gegen neue Ideen“, sagt er. Allerdings sei das Projekt völlig eingeschlafen. „Da müssten sich alle mal an einen Tisch setzen und sich einen Plan ausdenken“, sagt er.

So sei es aus seiner Sicht nötig, einen Sponsor zu finden, der das Bad attraktiver fürs Publikum mache. Baur denkt insbesondere an eine kleine Sauna innerhalb des Bads. „Das wäre auch für unsere Gewichtsabteilung wichtig“, sagt er und sieht vor seinem inneren Auge wohl seine müden Sportler, wie sie ihre strapazierten Muskeln in einer Sauna lockern.

Der Bezirksbeirat Thomas Plagemann (Grüne) gibt zu, dass er sich über das Hallenbad im Wolfer keine Gedanken macht. Er wisse wenig über das Bad. „Ich könnte jetzt sagen, dass es eine tolle Sache ist, wenn die SPD es offen halten will“, sagt er. „Aber ich kenne niemanden, der da schwimmen geht. Vielleicht ist es den Leuten am Ende egal, ob sie in das Bad können oder nicht“, meint Plagemann. Er könne die Position des Oberbürgermeisters und des ersten Bürgermeisters jedenfalls verstehen. „Ich habe schon manchmal gedacht: Die arme Stadt, die muss das alles bezahlen“, sagt er.