Die Parkraumbewirtschaftung wird in den Bezirken Süd und Nord sowie auf Bad Cannstatt ausgeweitet.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd/S-Nord -

 

Seit zwei Jahren stehen in vielen Stadtteilen im Süden und Norden Parkscheinautomaten. Pendler müssen Tickets ziehen, Anwohner können Parkausweise für 30, 70 Euro im Jahr beantragen. In den fraglichen Gebieten hat die Parkraumbewirtschaftung den Parkdruck spürbar gelindert. Allerdings wird dadurch ein Teil des Parkverkehrs in die benachbarten, weniger zentral gelegenen Gebiete abgedrängt. Die Leute nehmen in Kauf, ein paar Schritte mehr zu gehen, wenn sie dafür ihren Wagen kostenlos abstellen dürfen. Parkt das Auto den ganzen Tag da, sparen sie auf diese Weise 7,20 Euro, die ein Tagesticket kosten würde.

„Das liegt im System: Wenn man das Parkraummanagement einführt, breitet es sich immer weiter aus, bis die Pendler ganz draußen sind“, erklärte Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung bei einem Info-Abend am Mittwoch im Rathaus. Genau dies, so der stellvertretende Amtsleiter, sei die Absicht des Gemeinderats gewesen, als er 2013 das Parkraummanagement für die gesamte Innenstadt beschlossen habe. „Weniger Pendlerverkehr in der Innenstadt bedeutet weniger zugeparkte Straßen und mehr Platz für Radfahrer oder spielende Kinder.“

Auswärtige bekommen auch Ausweise

Daher ist die Stadt nun dabei, entlang und oberhalb des Südheimer Platzes im Süden sowie westlich des Europaviertels im Norden jeweils eine weitere Zone einzurichten. Nach Gutdünken der Verwaltung ging das nicht, es gibt dafür rechtliche Vorgaben. So musste die Stadt den Nachweis führen, dass in den fraglichen Gebieten der Parkdruck hoch ist und die Zahl der benötigten Parkplätze die Zahl der vorhandenen Stellplätze übersteigt. Auch die Größe des Gebiets und die Art des Zuschnitts unterliegen juristischen Regularien.

Mit diesen argumentierten denn auch Stephan Oehler und seine Kollegin, Birgit Wöhrle von der Straßenverkehrsbehörde, die für die Umsetzung des Parkraummanagements zuständig ist, als Zuhörer Einwände vorbrachten. Warum die Kielmeyerstraße in S-Nord bewirtschaftet werden soll, wollte ein Anwohner wissen. Es handele sich doch um eine Anlieger- und keine Durchgangsstraße. „Wenn man etwas am Rande nicht einbezieht, kann es sein, dass dann der Verkehr dorthin gedrängt wird“, so Oehlers Antwort. Umgekehrt monierte eine Zuhörerin, dass im Süden der Authenriethweg ausgeklammert sei, obwohl auch dort Parkdruck herrsche. Möglicherweise, so Oehler, finde der Weg bei der nächsten Parkzonenerweiterung Berücksichtigung.

Bis zum Start im November werden im Süden 43 und im Norden 23 neue Parkscheinautomaten aufgestellt. Derzeit werden die Fundamente dafür ins Trottoir eingelassen und mit Warnbaken versehen, damit man nicht drüberstolpert. Im September kommen die Automaten und die Schilder werden aufgestellt.

Neben den 2013 neu eingeführten Schildern mit der langen Bezeichnung „Parkbewirtschaftungszone“ und den zugehörigen „Ende Parkbewirtschaftungszone“, das mit einem einzigen durchgestrichenen „P“ auskommt, stellte Birgit Wöhrle noch ein Schild vor, das „immer wieder Ärger macht“: Es bezeichnet Kurzparker-Zonen, in denen auch Fahrer mit Anwohnerausweis nur eingeschränkt privilegiert sind. Der Ausweis gilt hier nur wochentags ab 19 Uhr und samstags ab 14 Uhr. Orange gekennzeichnete Kurzparker-Zonen findet man in Gebieten mit vielen Geschäften. Der Kundschaft soll ermöglicht werden, das Auto in der Nähe zu parken. Hier gibt es auch die „Brötchentaste“, die Gratistickets für 30 Minuten auswirft, und die Parkdauer ist auf zwei Stunden beschränkt. Solche Parkzonen sind hauptsächlich in Mitte ausgewiesen und im Süden in einem Abschnitt der Böblinger Straße.

Via Internet gibt’s den Ausweis am schnellsten

Hartnäckig halte sich das Gerücht, dass jeder Haushalt nur einen Parkausweis bekommen kann. „Das ist falsch!“, sagt Birgit Wöhrle. Parkausweisberechtigt ist jeder, der ein Auto besitzt, und dem weder ein Stellplatz noch eine Garage zur Verfügung stehen. Überprüft werden die Angaben der Antragsteller stichprobenartig. Für einen Zweitwagen gibt es keinen Ausweis. Außerdem muss der Halter seinen Erstwohnsitz im Gebiet haben. Dass so viele auswärtige Kennzeichen an der Windschutzscheibe haben – fast 30 Prozent der Ausweisbesitzer haben kein Stuttgarter Nummernschild –, hänge auch mit dem neuen Zulassungsgesetz zusammen, erläuterte die Expertin von der Straßenverkehrsbehörde: „Man muss sein Auto heute nicht mehr ummelden, wenn man den Wohnort wechselt. Das ist alles flexibler geworden. Gerade bei jungen Leuten, ist es zur Zeit schick, das alte Kennzeichen aus der Heimat zu behalten.“ Außerdem gebe es zahlreiche Studenten, deren Auto aus Spargründen auf die Eltern zugelassen ist. Den Ausweis gibt es ab August. Wöhrle rät, ihn früh zu beantragen und dies lieber via Internet als im Bürgerbüro. „Das geht am schnellsten.“