In der Zeitstufenliste nennt die Stadt Gebiete, in denen neue Wohnungen entstehen sollen. Auf der Filderebene gibt es da noch viel Potenzial. Doch manche Projekte sind umstritten.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Wohnungen sind in Stuttgart Mangelware, und das schon seit Jahren. Darum hat sich die Stadt das Ziel gesetzt, jedes Jahr mindestens 1800 neue Wohnungen zu bauen. Um einen Überblick zu bekommen, wo in welchem Zeitraum wie viele neue Wohnungen entstehen könnten, legt das Referat für Städtebau und Umwelt dem Gemeinderat alle zwei Jahre die Zeitstufenliste Wohnen vor. „Die Zeitstufenliste ist Grundlage für die planerische Steuerung des Wohnungsbaus, der Wohnbauförderung und die Infrastrukturvorsorge bei den für den Wohnungsbau vorgesehenen Gebieten in Stuttgart“, heißt es in der aktuellen Vorlage.

 

In den vergangenen Jahren hat die Stadt vor allem in den Außenbezirken gebaut. Aktuell gebe es aber deutliche Verschiebungen zugunsten der inneren Bezirke. Dort sei der Platz zwar begrenzt, dafür werde aber um so dichter gebaut, heißt es in der Vorlage. Und während die Bautätigkeit im Norden Stuttgarts abnehme, bleibe sie im Süden – also auch auf den Fildern – auf einem konstant hohen Niveau. „Die Baufertigstellungszahlen in den Stadtbezirken zeigen deren Beliebtheit, sind aber auch abhängig von den sich bietenden konkreten Baumöglichkeiten“, heißt es in der Vorlage.

Möhringen ist auf dem zweiten Platz

Einzelne größere Bauvorhaben führen zu Sondereffekten. Das ist der Grund dafür, dass die Zahl der Wohnungen in Möhringen von 2010 bis 2015 um 6,7 Prozent gestiegen ist. Denn in den vergangenen Jahren wurden sowohl der Seepark an der Vaihinger Straße mit 250 Wohnungen als auch der Europaplatz auf dem Fasanenhof mit 314 Wohneinheiten fertiggestellt. Hinzu kommt noch das Wohn- und Geschäftsgebäude an der Ecke Vaihinger Straße/Maierstraße mit 20 Wohnungen. Damit liegt Möhringen stadtweit auf dem zweiten Platz hinter der Stadtmitte, die mit einem Plus von 7,5 Prozent die Nase vorn hat. In Vaihingen stieg die Zahl der Wohnungen um 3,5 Prozent. Im Vergleich ist das der fünfte Platz. Fertiggestellt wurden in den vergangenen Jahren der zweite Bauabschnitt der SWSG-Wohnungen an der Steig- und Festwaldstraße in Rohr mit 35 Wohnungen sowie 50 neue Wohnungen an der Jurastraße in Vaihingen.

Für die weitere Planung von Wohnungen gibt es vier Stufen. In der Zeitstufe 0 sind Gebiete erfasst, die sofort bebaubar sind, weil es bereits einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt. Die Verwaltung ordnet drei Vaihinger Grundstücke in diese Kategorie ein: nämlich die Vischerstraße 1a und die Vischerstraße 2 sowie das Grundstück an der Ecke Hauptstraße/Seerosenstraße. Auf allen drei Flächen sind neue Studentenwohnheime geplant. Auf der 0,65 Hektar großen Fläche an der Vischerstraße sind insgesamt 277 Wohneinheiten geplant. An der Seerosenstraße sind es 0,25 Hektar für 125 Wohneinheiten. Insgesamt sollen in Stuttgart in den kommenden Jahren etwa 760 Wohnungen für studentisches Wohnen entstehen, an campusnahen Standorten der Uni Stuttgart in Vaihingen und der Universität Hohenheim.

Thema Nachverdichtung Ehrlichweg

In der Zeitstufe 1 sind diejenigen Gebiete erfasst, die kurzfristig bebaut werden können. Die Verwaltung geht dabei von einem Zeitraum von drei Jahren aus. Aus Vaihingen und Möhringen ist nur eine einzige Fläche dabei. Nämlich das Grundstück an der Ecke Robert-Leicht-Straße/Vorderer Haarwald. Dort könnten nach den Planungen der Stadt 25 neue Wohnungen entstehen. In der Zeitstufe 2 „sind Gebiete erfasst, die aufgrund bereits bekannter Schwierigkeiten bei der Bauleitplanung beziehungsweise Bodenordnung oder aus Prioritätsgründen erst mittelfristig realisierbar erschienen“, heißt es in der Vorlage. Die Verwaltung nennt einen Zeitraum von sechs Jahren. In diese Kategorie gehört auch die geplante Nachverdichtung am Ehrlichweg auf dem Fasanenhof. Die fünf Baugenossenschaften wollen auf dem 4,4 Hektar großen Grundstück ungefähr 90 neue Wohnungen bauen. Bei den Menschen auf dem Fasanenhof ist dieses Projekt freilich ein ungeliebtes Kind.

Eiermann-Areal hat großes Potenzial

Der Eiermann-Campus wird in der Vorlage als Wohnungsbauschwerpunkt bezeichnet. Demnach könnten auf dem Gelände der ehemaligen IBM-Zentrale im Westen Vaihingens 1000 bis 1500 neue Wohnungen entstehen. Die Gerch-Gruppe hat das Gelände gekauft. Im vergangenen Jahr gab es einen städtebaulichen Wettbewerb, bei dem die Jury den Entwurf der Büros Steidle Architekten und Realgrün Landschaftsarchitekten zum Sieger kürte. Ob, und wenn ja, in welcher Form dieser nun realisiert wird, ist aber offen.