Mit der Jugend haben die Anwohner des Schulcampus kein Problem. Nur die Chauffeurdienste der Eltern nerven.

Vaihingen - Es ist der erste Tag der Sommerferien. Ungewohnte Ruhe liegt über dem Gelände, wo sich sonst die Schüler des Hegel-Gymnasiums, der Pestalozzischule, der Robert-Koch-Realschule und der Verbundschule Rohr tummeln. Die Fahrradständer sind verwaist. In der Vischerstraße sitzen Anwohner im Garten und genießen die Sonne. „Natürlich fällt auf, dass weniger los ist“, bestätigt Angelika Wedel, die seit 14 Jahren in der Nachbarschaft zu den Lehranstalten lebt. „Ich fühle mich auch während des Schuljahres nicht gestört. Abgesehen von den Pausen, wo es auch mal lauter zugeht, bekommt man von den Schülern nicht viel mit.“ Davon abgesehen seien die Schulen bereits da gewesen, als sie sich für die Wohnung entschieden habe. „Wer über einer Kneipe einzieht, darf sie ja auch nicht beschweren, wenn es am Abend mal ein bisschen lebhafter zugeht“, sagt die 57-Jährige.

 

Auch Heinz Huttenlocher fühlte sich noch nie von lärmenden Kindern gestört, wohl aber davon, dass einige Jugendliche den Gehweg vor seiner Haustür zur Raucherecke erklärt haben. „Regelmäßig die Kippen wegzufegen, das war unerfreulich.“ Es sei aber besser geworden. Die Gründe sind unklar: „Ich weiß nicht, ob sich andere Anlieger bei den Schulen beschwert haben. Das mit dem Rauchen hat jedenfalls nachgelassen.“ Schlimmer geworden ist seiner Einschätzung nach das Fahrverhalten der Eltern, die ihren Nachwuchs mit dem Auto zum Unterricht kutschieren: „Einige rasen durch die Siedlerstraße, als dächten sie, Rücksicht sei unnötig, so lange ihr Kind im Wagen hockt. Da kann es ja nicht angefahren werden.“ Auch Angelika Wedel sind die Schüler-Taxis ein Dorn im Auge: „Wer denkt, wir hätten Probleme mit Fahrradkolonnen, der irrt. Das Chaos verursachen die Autos der Eltern, die sich hier alles herausnehmen“, sagt sie.

In den Stoßzeiten ist um die Schulen einiges los

Viktoria (16) genießt es, in der unterrichtsfreien Zeit mit ihrem Hund am Schulgelände entlang zu bummeln, ohne an Klassenarbeiten und frühes Aufstehen denken zu müssen. Sie besucht das Hegel-Gymnasium und empfindet es in erster Linie als Vorteil, gleich nebenan zu wohnen. Natürlich sei in den Stoßzeiten einiges los, sagt sie. Die Kita liege schließlich auch gleich um die Ecke, ebenso wie der Festplatz an der Krehlstraße, wo gerade wieder ein Zirkus gastiert. Insgesamt fühlt sie sich aber wohl. Mit Schülern der anderen Schulen hat sie eher wenig zu tun: „Ich habe das Gefühl, dass jeder ziemlich für sich bleibt“, sagt die angehende Elftklässlerin. „Ob ein Schulcampus daran viel ändern würde, weiß ich nicht. Ich halte die Idee aber auf jeden Fall für gut, auch wenn ich selbst wohl nicht mehr davon profitieren werde.“

Am Imbisswagen der Curryteria und Schlemmerecke an der Robert-Koch-Straße hat man den Ferienbeginn noch gar nicht recht registriert. „Früher hatten wir hier an guten Tagen genug Schüler als Kunden, um zwei Klassen zu füllen“, berichtet der Mann am Wurstgrill. „Das ist heute anders.“ Eine Handvoll junger Kunden gebe es immer noch. Insgesamt seien es aber eher die Väter, die auf eine Rote oder ein paar Pommes vorbeischauten. Zumindest in dieser Hinsicht scheinen die elterlichen Fahrdienste auch ihr Gutes zu haben.