Jugendliche der Heilbrunnenschule zeigen am Freitag das Theaterstück „Ring frei!“. Die Schüler haben das Stück mitentwickelt und ihre ganz persönlichen Wünsche und Ängste einfließen lassen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - In der Turnhalle der Heilbrunnenschule ist eine richtige Bühne aufgebaut. An einem Drahtseil hängen schwarze und weiße Vorhänge, welche die Schauspieler vom Publikum trennen. Das Bühnenbild ist spartanisch. Die vier im Rechteck aufgestellten Holzständer mit den roten Seilen ergeben den Boxring. Daneben steht eine Leinwand. „Alle hinter die Bühne, wir fangen an“, ist plötzlich Anke Marx’ Stimme zu vernehmen. Sie ist Theaterpädagogin und führt bei dem Stück Regie.

 

Zunächst sind noch Schritte und Gemurmel zu hören, dann wird es still. Lena kommt auf die Bühne und kündigt den „größten Kampf dieser Schule“ an: „Den Kampf des Lebens.“ Dann erklingt die Filmmusik „Conquest of Paradise“ von Vangelis. Auf der Leinwand sind die Bilder der Schüler zu sehen, schwarz gekleidet mit knallroten Boxhandschuhen. „Theater hat an der Heilbrunnenschule eine lange Tradition“, sagt die Klassenlehrerin Ruth Aldinger. Die Schauspielerei ist ihr wichtig. „Die Schüler profitieren davon. Sie lernen viel für die Schule und fürs Leben“, sagt Aldinger. Das beginne beim lauten und deutlichen Sprechen, reiche über den bewussten Einsatz von Gestik und Mimik bis hin zu einer positiven und selbstbewussten Selbstdarstellung. „Und es geht um Teamarbeit, um einen respektvollen Umgang miteinander“, ergänzt Marx. Seit November arbeitet sie mit den elf Schülern. Es ist ein Klassenverband aus Fünft-, Sechst- und Siebtklässlern. Mit dabei ist auch eine Schülerin aus der Neunten. Sie wollte unbedingt wieder mitmachen.

Die Schüler haben sich auch ums Bühnenbild gekümmert

Die Schüler haben nicht nur das Stück einstudiert. Zusammen mit Anke Marx, Ruth Aldinger und dem Lehrer Florian Wielandt haben sie sich auch um die Kostüme und die Requisiten gekümmert. Das Bühnenbild und die Fotos entstanden im Werkunterricht bei Florian Wielandt. Ursula Marx hat das Stück zusammen mit den Schülern entwickelt. Am Anfang seien es vor allem Improvisationsspiele gewesen. Die Bewegung sei den Schülern wichtig gewesen. „So kam ich schließlich auf den Boxring“, sagt Marx. In die einzelnen Szenen habe sie dann weitere Themen einfließen lassen, welche die Mädchen und Jungen umtreiben.

Die Angst vorm Versagen

Zum Beispiel der Druck in der Schule. In der ersten Runde des Boxkampfes sitzt Maya allein auf einem Plastikstuhl im Boxring. Ringsum stehen die Lehrer und stellen ihre Fragen – immer lauter, immer strenger, immer schneller. Maya bricht auf ihrem Stuhl zusammen, und die Lehrer rufen nur im Chor: Durchgefallen! In der nächsten Szene steigt Leon in den Ring. Seine Eltern löchern ihn mit Fragen, wollen wissen, ob er die Hausaufgaben gemacht und den Müll rausgetragen hat. Irgendwann platzt Leon der Kragen: „Jetzt bin ich aber mal dran“, schleudert er seinen Eltern entgegen.

Zahra kämpft um die Freundschaft. Sie wird von allen Jugendlichen geschnitten, niemand will ihr die Hand geben. Doch am Ende findet sie einen Verbündeten, und gemeinsam begehren sie gegen die Anführerin der Clique auf. „Es geht um die Wünsche und Ängste der Jugendlichen. Jeder kämpft, um seinen Traum zu verwirklichen. Lena zum Beispiel will Schauspielerin werden, und das nicht nur in dem Theaterstück, sondern auch im richtigen Leben. Sie ist die Neuntklässlerin, die unbedingt wieder mitmachen wollte. „Theater ist mein Leben“, sagt Lena. Für sie ist es bereits das fünfte Stück. Jeden Tag übe sie eine Stunde lang ihren Text und das Schauspiel. Lampenfieber vor dem Auftritt am Freitag hat sie nicht. „Ich bin das schon gewöhnt“, sagt die 16-Jährige.

Termin: Die Heilbrunnenschule zeigt am Freitag, 19. Mai, das Stück „Ring frei“. Die Vorstellung in der Turnhalle der Förderschule am Dornröschenweg 30 beginnt um 15 Uhr.