Sommer, Sonne, Mückenstich: Werden die Insekten in dieser Saison zur Plage? Noch zögern Experten mit einer Prognose. Aber bei der Zunahme einer Art, die bestimmte Viren übertragen kann, sind sie sich für den Südwesten Deutschlands sicher.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Speyer Sind Grillabende in diesem Jahr ein Fest für Mücken? Muss man beim Public Viewing der Fußball-EM in sechs Wochen verstärkt mit kleinen Blutsaugern rechnen? Kurz: Wird es ein Stechmückenjahr? Das können die in einem Verband organisierten Stechmückenjäger am Oberrhein derzeit weder ausschließen noch prophezeien.

 

Für exakte Prognosen ist es noch zu früh

„Ob ein stechmückenreiches Jahr bevorsteht, lässt sich nicht sagen“, teilt die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in Speyer mit. In Teilen Süddeutschlands werden Stechmücken auch Schnaken genannt. „Wie viele Larven schlüpfen, hängt von Überschwemmungsereignissen ab.“

Bei einem nassen Sommer treten solche Ereignisse häufiger auf als in einem trockenen Sommer. „Außerdem leben Stechmückenweibchen sechs bis acht Wochen. Die nun geschlüpften Exemplare entscheiden also noch nicht darüber, wie es aussehen wird.“

Bekämpfung per Hubschrauber

Aktuell bekämpfen die Experten die Stechmücken wieder mit dem Wirkstoff Bti, der Larven tötet. „Verlaufen die derzeitigen Einsätze problemlos, ist in naher Zukunft mit einer starken Stechbelästigung durch Auwaldstechmücken in den Rheinauen und der Umgebung nicht zu rechnen.“

Zuletzt war das Rheinwasser durch Regenfälle gestiegen. „Die kleine Hochwasserspitze hat niedrige Bereiche in den Rheinauen geflutet, und die Kabs übernahm zwischen Rastatt und Ludwigshafen auf beiden Seiten des Rheins Hubschrauberflüge zur Behandlung größerer Areale“, sagt eine Sprecherin. „Es gab auch kurze Flüge in Rheinhessen und dem südlichen Hessen.“ Weitere Einsätze könnten stetig anfallen.

Tigermücke breitet sich aus

Zur Verbreitung der Tigermücke sagte die Sprecherin, die Kabs beobachte, dass „in jedem Sommer immer mehr Tigermücken gemeldet werden und immer mehr Kommunen mit dem Thema konfrontiert“ seien. „Im vergangenen Jahr waren mehr als 50 neue Gemeinden oder Städte in wärmebegünstigten Regionen Südwestdeutschlands betroffen, allen voran die Oberrheinebene.“

Aufgrund der hohen Zahl brauche es kein „Einschleppungsereignis“ aus dem Ausland mehr. Tigermücken können Krankheitserreger wie Dengue- oder Zika-Viren übertragen.

„Nachbarkommunen können sich inzwischen gegenseitig mit Tigermücken versorgen, wenn sich eine Person mit einem Fahrzeug von einem Ort zum anderen bewegt. Sollte der Sommer wieder so heiß werden wie die letzten, wird sich dieser Trend wohl fortsetzen“, betont die Sprecherin.

Beobachten, eindämmen, Plage verhindern

EindäIn der Kabs - einem eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Verein - haben sich mehr als 90 Kommunen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe ist es, die Vermehrung der Blutsauger – einschließlich derer, die Krankheiten übertragen – einzudämmen, um eine Plage zu verhindern.

Die Arbeit der Experten mit dem Wirkstoff Bti, der Larven tötet, ist aufwendig: Am Boden schlagen sie sich für die Bekämpfung der Auwaldstechmücken durchs Dickicht, aber viele Brutstätten müssen aus der Luft vernichtet werden. Hier werden Helikopter eingesetzt.

Welche Krankheiten können die Mückenstiche auslösen?

In Südeuropa ist die Asiatische Tigermücke schon länger heimisch. Seit wenigen Jahren breitet sie sich auch in Deutschland aus. Sie kann Dutzende Krankheitserreger übertragen, darunter potenziell tödliche Erreger wie das Zika-und Dengue-Virus. Eine Infektion kann zu hohem Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen führen, was tödlich enden kann.

Außerdem kann ein Stich des Insekts das Chikungunya-Fieber auslösen, das mit hohem Fieber und Gliederschmerzen einhergeht und sich chronifizieren kann. Voraussetzung ist, dass die Mücke zuvor einen Wirt gestochen hat, der den Erreger in sich trägt.

Weil der Erreger in Stechmücken in Deutschland überwintern kann, rechnen Experten mit zunehmenden Fallzahlen bis hin zu größeren saisonalen Erkrankungswellen. In süd- und südosteuropäischen Ländern gibt es derartige Ausbrüche schon seit Jahren.

Info: Asiatische Tigermücke

Erste Fundee
Die wärmeliebende Asiatische Tigermücke war erstmals im September 2007 an einem Rastplatz der Autobahn A5 (Basel-Karlsruhe) bei Weil am Rhein gefunden worden. Seitdem häuften sich die Fälle, insbesondere in Südwestdeutschland.

Transportwege
Aus dem Jahr 1979 stammt nach Angaben der European Mosquito Control Association (EMCA) der erste europäische Nachweis der Tigermücke in Albanien. 1990 wurde es in einer Ladung gebrauchter Reifen aus den USA in den Hafen von Genua eingeschleppt. Auch der Campingtourismus aus Südeuropa ist bei den stechenden Globetrottern äußerst beliebt und führt zur raschen Verbreitung in nördlicheren Gefilden.

Aussehen
Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine zwischen zwei und zehn Millimeter große, auffällig schwarz-weiß gemusterte Stechmücke, die zur Gattung Aedes gehört. Sie ernährt sich von Blut und Nektar und ist in Nordamerika, Südamerika, Europa und Südostasien verreitet.

Vorkommen
Ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen, ist sie inzwischen auch in Deutschland – vor allem im Süden und Südwesten – beheimatet. Unmittelbar mit der abgeschlossenen Entwicklung von der Larve zum Insekt sind die tagaktiven Tiere geschlechtsreif. Aedes albopictus kann Krankheiten wie das Zika-Virus sowie das Chikungunya- und Denguefieber übertragen.