Der Leidensdruck ist noch mehr angeschwollen: Anwohner der Tiroler Straße in Obertürkheim fordern immer lauter, dass der Schleichverkehr Richtung Esslingen gestoppt wird. Allerdings sind es durchaus auch Einheimische, die diesen Weg illegal nutzen.

Obertürkheim -

 

Der Auflauf im Sitzungsaal glich einer Demonstration: 28 Anwohner der Tiroler Straße drängten in die Sitzung des Bezirksbeirates und zeigten so, wie sehr der Leidensdruck in der Straße durch den eigentlich verbotenen Durchgangsverkehr angeschwollen ist. Zuletzt hatte sich zum „Dilemma Tiroler Straße“ eine „Nachbarschaftsinitiative“ gegründet.

Deren Sprecher Volker Dangel beschrieb dem Gremium nun die Situation vor Ort: „Der weiter gestiegene Durchgangsverkehr gefährdet die Anwohner. Und nachts steigt die Lärmbelästigung. Es wird viel zu schnell gefahren, Autos weichen auf die Gehwege aus. Die sind teils zugeparkt und Frauen mit Kinderwagen müssen auf die Straße ausweichen.“ Er selbst sei vor seinem Haus auch schon „fast angefahren“ worden: „Das war haarscharf.“ Arwed Sienitzki schilderte ebenfalls „gefährliche Situationen“ und fragte: „Muss hier erst etwas passieren, damit endlich eingeschritten wird?“

Bis zu 500 Autos jeden Tag

Dabei ist Sache im Grunde klar geregelt: Der nach Esslingen führende Feldweg ist am Eingang mit einem Durchfahrtsverbot für motorisierten Verkehr versehen, nur landwirtschaftlicher Verkehr ist zugelassen. „Tatsächlich findet hier der kleine Grenzverkehr zwischen Uhlbach und Rüden statt. Sogar Lieferwagen und Lkw fahren durch“, berichtete Dangel. Zwischen 400 und 500 Autos würden gezählt - pro Tag. Im Übrigen befürchtet er weiteren Zuwachs durch bereits erschlossene Baugebiet auf Esslinger Seite. Zugleich beklagte er, „dass das Durchfahrtsverbot nicht durchgesetzt wird“. Die Antwort der Stadt auf einschlägige Eingaben komme „einer Kapitulation“ gleich.

Dass das Problem weit zurückreicht, beklagte ein älterer Anwohner, der Bezirksvorsteher Peter Beier das Original eines einschlägigen Antwortschreiben aus dem Jahr 1966 überreichte – vom damaligen OB Arnulf Klett. Eine „verkehrsjuristische Bauchlandung“ nannte Dangel ein Schreiben, das er er dazu in der Zeit von OB Wolfgang Schuster erhalten hatte. Auch die Polizei sehe sich außer Stande, hinreichend zu kontrollieren. Deshalb fordern die Anwohner, „dass man die Durchfahrt effektiv sperrt und so den Transitverkehr verhindert“.

Schnell mit einer Ausrede bei der Hand

Nur hinter vorgehaltener Hand äußerte später ein Anwohner, „dass sich auch Uhlbacher an der eigenen Nase fassen sollten“. Sprich: „Der Weg ist geschickt, das nutzt man eben gerne auch selbst.“ Dangel nimmt da auf Nachfrage unserer Zeitung kein Blatt vor den Mund: „Das sind auch Stuttgarter. Und wenn man sie anspricht, kommen sie mit der Ausrede, zu ihrem Gartengrundstück zu fahren.“ Dangel stellt aber klar: „Die Straße ist als Wohnstraße angelegt, mit Anliegerverkehr.“ Betroffen sei im Übrigen auch die Luise-Benger-Straße, wo nicht zuletzt im Bereich der Grundschule über erhöhten Verkehr geklagte werde.

Egal, wen man vor Ort anspricht, aus jedem bricht es heraus. Eine Anwohnerin, die auf halber Höhe der Tiroler Straße wohnt, wird sarkastisch: „Frauen mit Kindern auf die Straße und Autos auf den Gehweg! Vielleicht funktioniert es ja dann. Das ist ja sowieso schon fast Realität.“ Dann macht sie klar, worum es den Anwohnern geht: „Wir brauchen eine Lösung. Wir wollen endlich ernstgenommen werden!“