Nach dem Ausfall von Michael Kraus muss Handball-Bundesligist TVB Stuttgart noch enger zusammenrücken, erstmals an diesem Mittwoch (19 Uhr) bei den Rhein-Neckar Löwen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Markus Baur ging auf Nummer sicher. Der Trainer des TVB Stuttgart ließ lieber Fußball spielen. Da ist die Verletzungsgefahr beim Handball-Bundesligisten geringer. Zumindest kann nur schwerlich ein Trümmerbruch der Mittelhand passieren, wie es Michael Kraus am Samstag in Lemgo passiert ist. War das Unheil denn gleich klar? „Für mich schon“, sagt Baur, der einst mit seinem Spielmacher im WM-Team von 2007 gestanden hatte.

 

Ein Schock, ohne Frage. Auch wenn die Beteiligten die Sache nicht zu hoch hängen wollen. Schließlich steckt die Mannschaft fünf Spieltage vor Ende der Saison mitten im Abstiegskampf. „Natürlich ist das ein Rückschlag“, sagt der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. „Aber es hilft jetzt kein Jammern.“ Dafür heißt’s: enger zusammenrücken. Und zur Beruhigung (falls möglich), es gab auch schon Spiele zu Saisonbeginn, in denen Kraus nicht so stark gespielt hat, oder eben wie am Samstag nur rund 15 Minuten. Dennoch reichte es beim Mitkonkurrenten trotz eines Zwei-Tore- Rückstands kurz vor Schluss zu einem 24:24 – und einem wichtigen Punkt. Das macht Mut. „Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft mit ihrem Teamgeist versuchen wird, den Ausfall zu kompensieren“, sagt Schweikardt, „um die zum Klassenerhalt noch fehlenden drei, vier Punkte zu holen.“

Bei den Löwen geht es um jedes Tor

An diesem Mittwoch (19 Uhr ) bei den Rhein-Neckar Löwen geht es eigentlich nicht um mögliche Punkte, sondern darum, nicht unter die Räder zu kommen. Das impft auch Schweikardt der Mannschaft ein: „Jetzt zählt jedes Tor!“ Natürlich im Angriff, aber auch jedes, das man in der Abwehr nicht bekommt. Schließlich geht es nebenbei darum, das Torverhältnis nicht zu ruinieren, denn auch das könnte am Ende noch ausschlaggebend sein. Denn schon seit langem ist es im Keller der Handball-Bundesliga nicht mehr so eng zugegangen wie in dieser Saison. Zum Vergleich: Im Vorjahr konnte sich der TVB in der Rückrunde elf Spiele ohne Sieg erlauben, um das Klassenziel dennoch zu schaffen.

Das läuft jetzt nicht mehr. Gleich ein halbes Dutzend Mannschaften kämpfen um die Erstklassigkeit, wenn man davon ausgeht, dass Schlusslicht Coburg bereits abgestiegen ist, auch wenn der Aufsteiger zuletzt dem VfL Gummersbach eine schmerzliche Niederlage zugefügt hat. Nicht zum Schaden des TVB. Doch der muss erst einmal nach sich selbst schauen. In Mannheim, am Samstag gegen Berlin, das zuletzt den angepeilten EHF-Cup verpasst hat. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie was zu feiern gehabt hätten“, meint Schweikardt. Auf solche Spekulationen will sich Baur nicht einlassen. „Ich glaube, dass sich an unseren Chancen nichts geändert hat.“

Auf Schweikardt lastet viel Verantwortung

Der individuelle Ausfall Kraus’ ist nicht zu ersetzen, das zeigt schon der Blick auf die Torjägerliste, da ist der 33-Jährige mit 123 Feldtoren der mit Abstand beste Werfer. Zudem war er Denker und Lenker im Spiel. Die Last muss jetzt größtenteils Michael Schweikardt übernehmen, der die Rolle zuletzt in Flensburg und Lemgo gut ausgefüllt hat. Quasi als Back-up stieß Alex Heib zum Kader, der zuletzt allerdings unter Kniebeschwerden litt. „Wir wollen mal schauen, ob’s geht“, sagt Baur. Viel mehr kann er nicht tun. Die Transferliste hat seit 15. Februar geschlossen.

Nichts geht mehr. Wirklich? „Man kann jemand holen, der noch nicht gespielt hat“, sagt Baur. „Aber ich kenne keinen für die Position.“ Mitkonkurrent Bergischer HC hat sich zum Beispiel mit dem Iraner Pouya Norouzi Nezhad verstärkt, der zuletzt gegen Wetzlar drei Tore warf. Wobei Stuttgart in dieser Saison praktisch jede Verletzung mitgenommen hat. Wie zum Beweis schaute dieser Tage Djibril M’Bengue nach seiner Knie-OP zur Reha in der Scharrena vorbei. „In zwei Tagen sind die Krücken weg“, sagt er. Bleibt zu hoffen dass dafür die Mannschaft – ohne Kraus – jetzt nicht am Stock geht.