Von der Theorie zur Praxis: die Architektin Nicola Missel hat im Rahmen ihrer Masterarbeit ein Übehaus für Musiker entwickelt. Es steht auf dem Stuttgarter Leonhardsplatz und kommt bestens an.

S-Mitte - „Euch gehört unser Herz“, steht mit Filzstift auf dem großen, gelben Ringbuch geschrieben, das Nicola Missel erst vor zwei Wochen als Gästebuch in ihrem „Übehaus“ ausgelegt hat. Inzwischen ist es schon fast voll. „Ja, es macht mich einfach nur stolz und sprachlos, dass das Projekt so unglaublich bei den Stuttgartern ankommt“, sagt die junge Architektin. Was als Projekt für ihre Masterarbeit anfing, steht heute live und in gelber Farbe mitten auf dem Leonhardsplatz. Ein aus gelben Kisten aufgestapelter Turm, ein Platz zum Musizieren, Proben und Jammen mitten in der Stadt. Die Idee: ein öffentlicher Proberaum für alle, in dem „jeder heimatlose Musiker ungestört trällern, klimpern und sich austesten“ kann. Der darf jetzt, ob der hohen Nachfrage noch bis Herbst in der City stehen bleiben.

 

Ein bisschen wie ein Ufo

Im Haus ist Platz für drei bis fünf Musiker, ein Klavier steht bereit. Es sieht toll aus, wenn das Sonnenlicht hereinscheint, das durch die gelb verkleideten Boxen noch viel wärmer wirkt. Von der Decke hängen lange Glühbirnen im Retro-Style herunter, die das Haus nachts zu einem funkelnden Leuchtfeuer werden lassen. Ein bisschen wie ein Ufo, das auf dem Leonhardsplatz gelandet ist.

Die Idee für das Projekt entstand in eigener Sache. Nicola Missel spielt Tuba und tourt mit ihrer Band „Impala Ray“ inzwischen durch die ganze Republik. Gefunden hatte sich die Gruppe in München, wo Missel ihren Bachelor in Architektur machte und zum Master dann nach Stuttgart kam. In beiden Städten war es schwierig, geeigneten Raum zum Üben und Proben zu finden. „Wenn ich in meiner Wohnung spiele ist es eben wirklich so, dass es nach einer Viertelstunde klopft.“

Interesse am kulturellen Leben

So wurde die Suche nach Raum zum Musizieren und Proben in der Stadt zum Thema ihrer Masterarbeit. „Musik und Architektur habe ich schon immer einmal verbinden wollen“, so Nicola Missel. Gleichzeitig interessierte sie sich für das kulturelle, gesellschaftliche Leben in der Stadt. „Gerade hier in Stuttgart gibt es noch so viele ungenutzte Flecken, die man kulturell aufwerten und neu beleben könnte“, sagt sie. „Ich habe mich gefragt, ob man in Telefonzellen oder öffentlichen Toiletten keine Proberäume einrichten könnte . . .“