Aus Geldnot will ein 32-Jähriger drei Überfälle begangen haben, das Gericht vermutet sexuelle Motive. In der Aussage des Mannes gibt es einige Ungereimtheiten.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Drei Frauen hat der 32-jährige Angeklagte im Frühjahr in Leutenbach und Waiblingen überfallen. Das gibt der Industrieelektroniker vor Gericht zu. Allerdings macht die Vorsitzende der 5. Strafkammer keinen Hehl daraus, dass sie ihm seine Beweggründe für die Taten nicht glaubt. Er behauptet, er habe aus finanzieller Not gehandelt, da er nicht einmal mehr Geld abheben konnte, um Essen für seine Familie zu kaufen. Die Richter hingegen vermuten sexuelle Motive hinter den Taten. Einiges beim Verhalten des Mannes spricht für diese Annahme.

 

In allen Fällen waren junge Frauen die Opfer, in einem Fall fasste der Angreifer der Frau in den Schritt, nachdem er sie zu Boden gerungen hatte. Bei den Taten sprach er kaum etwas, was die Vorsitzende Ute Baisch mit der Bemerkung kommentierte, er sei ein „sprachloser Räuber“. Immer wieder wirft der Mann während seines Geständnisses ein, er habe dieses und jenes getan, um seinem jeweiligen Opfer dieses oder jenes zu ersparen. „Wenn Sie es ganz gelassen hätten, wäre den Frauen alles erspart geblieben“, wirft die Richterin darauf ein ums andere Mal ein.

Finanzielle Not seien das Motiv für die Überfälle

Der Angeklagte hat am 29. April und in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai drei Überfälle begangen. Der erste fand am 29. April gegen 19 Uhr in Leutenbach statt. Er habe es auf das Handy einer Passantin abgesehen gehabt, sagt der 32-Jährige. Um 19 Uhr packte er die junge Frau von hinten, bedrohte sie mit einem Messer und sagte: „Du kommst jetzt mit, sonst schlitze ich dir die Kehle auf.“ Stattdessen setzte sich die Überfallene vehement zur Wehr, trat dem Angreifer vors Schienbein, und kratzte ihn im Gesicht, sodass er von ihr abließ und davon rannte. „Wohin sollte sie mitkommen? Wollten Sie nicht doch etwas anderes, als das Telefon?“, hakt die Vorsitzende und später auch ihr Beisitzer nach. „Ich hatte keine sexuellen Absichten“, beteuert der Angeklagte dagegen immer wieder.

In der rund drei Stunden dauernden Vernehmung verhaspelt sich der Angeklagte ein ums andere Mal. So kann er nicht plausibel erklären, wie er Geld für Sprit und eine Softairpistole hatte, jedoch kein Geld mehr, um den täglichen Bedarf für seine Frau und seine beiden kleinen Kinder zu bezahlen. Er sei finanziell in eine Schieflage geraten, weil ihm sein letzter Arbeitgeber allerhand Konditionen vorgelogen und Lohn vorenthalten habe, der ihm zustand. So habe er teure Werkzeuge für seinen Meisterkurs selbst bezahlen müssen und dazu einen Kredit aufgenommen. Mit der Zeit habe die Familie kaum noch Geld zum Leben gehabt, weshalb er sich bei einem Freund noch etwas lieh. Als dann Mitte des Monats kein Pfennig Geld mehr übrig gewesen sei, habe er den Entschluss gefasst, die Überfälle zu begehen.

Der Prozess wird am 30. August fortgesetzt

Aus diesem Grund überfiel er am 7. Mai um 23 Uhr eine 17-Jährige in der Waiblinger Salierstraße, nachdem diese aus einem Bus gestiegen war. Auch hier wehrte sich das Opfer vehement und schlug den 32-Jährigen in die Flucht. Dieser passte noch in der selben Nacht um 3 Uhr morgens eine Frau in der Dammstraße ab. Bei dem Überfall gingen beide zu Boden. Todesangst habe sie gehabt, sagte die Frau später zur Polizei. Der Angreifer rannte mit ihrer Tasche davon, ließ diese jedoch auf der Flucht fallen. „Eigentlich war alles umsonst“, resümiert der Verteidiger des 32-Jährigen. Der Prozess wird am 30. August fortgesetzt