Die Aufarbeitung der martialischen Vorkommnisse von Karlsruhe und die drastischen Maßnahmen werden den Ultras von Dynamo Dresden nicht schmecken. Club-Urgestein Ralf Minge droht sogar mit Rücktritt.

Dresden - Dynamo Dresden fährt ab sofort einen härteren Kurs gegen seine Ultras. Mit drastischen Maßnahmen will der Fußball-Zweitligist künftig Ausschreitungen seiner Anhängerschaft bei Auswärtsspielen vermeiden. So werden in der kommenden Saison keine Auswärts-Dauerkarten für Dynamo-Ultras ausgegeben. Zudem werde ein Sicherheitszuschlag von zwei Euro für Auswärtsspiele erhoben und bei bestimmten Partien Tickets nur an Vereinsmitglieder verkauft. Das teilte der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born am Montag auf einer Pressekonferenz zu den Randalen von Dynamo-Anhängern beim Auswärtsspiel am 14. Mai in Karlsruhe mit.

 

Dort hatten rund 2000 Anhänger der Sachsen in Militär-Kleidung schon beim Anmarsch Pyrotechnik gezündet, später die Einlasskontrollen überrannt und einen Kiosk geplündert. 15 Polizisten und 21 Ordner waren nach Polizeiangaben damals verletzt worden. Dynamo will versuchen, den Dialog vor allem der Ultra-Bewegungen der Vereine mit Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Deutscher Fußball Liga (DFL) wieder in Gang zu bringen.

Der Sportgeschäftsführer fordert Unterstützung

Sportgeschäftsführer Ralf Minge forderte dazu auch die Unterstützung der Politik. „Wir als Verein stoßen an unsere Grenzen. Logistisch und menschlich“, sagte Minge und drohte sogar mit Rücktritt, sollten die Vereins-Bemühungen im Umgang mit den Randalierern nicht fruchten. „Ich sehe mich in der Verantwortung, stehe auch dazu. Wenn wir nicht vorankommen, muss man persönliche Konsequenzen erwägen“, sagte Minge und erinnerte an die zuletzt schwierigen Zeiten: „Vor drei Jahren haben wir nach dem Abstieg alle Trübsal geblasen, es folgte eine sportliche und wirtschaftliche Entwicklung, die ihresgleichen sucht. Jetzt sitzt man hier und hat trotzdem ein Scheiß-Gefühl.“

Dynamo schaffte zwar mit Platz fünf das beste Abschneiden in der 2. Liga überhaupt, doch „es liegt ein großer Schatten über dem, was wir erreicht haben“, sagte Minge. Auch Dynamo-Präsident Andreas Ritter zeigte sich aufgrund der Vorkommnisse enttäuscht. „Ich möchte nichts rechtfertigen, Fakt ist: Das Auftreten in Camouflage-Outfit befremdet uns. Kriegsbemalung und -rhetorik sowie Gewalt gehören nicht zum Verein“, sagte er und betonte: „Unsere Farben sind schwarz-gelb.“

Urteil des DFB-Sportgerichts steht noch aus

Hinsichtlich der Kriegserklärung der Anhänger in Richtung DFB bezog er klar Stellung: „Die SGD hat nicht vor, in einen Krieg gegen den DFB zu ziehen. Auch unsere Satzung sagt aus, dass wir uns den Regeln des Dachverbandes unterwerfen, um in Dresden Fußball spielen zu können. An der ein oder anderen Stelle kann man die Kritik an den Verbänden nachvollziehen. Das rechtfertigt aber nicht die Vorkommnisse. Dialog muss das Ziel sein.“

Nach den Ausschreitungen in Karlsruhe wartet der Verein noch auf das Urteil des DFB-Sportgerichts. Zuvor hat er aber die Frist für die Stellungnahme bis zum 31. Mai verlängert. Der Verein will auch strukturell auf die Vorkommnisse reagieren. Ein zusätzlicher hauptamtlicher Mitarbeiter wird sich ab der kommenden Saison ausschließlich um sicherheitsrelevante Themen kümmern. Dynamo hält sich zudem vor, bei einem weiteren Überfall auf Verpflegungsstationen den gastgebenden Vereinen zu empfehlen, diese geschlossen zu halten. Für entsprechende Ausgleichszahlungen dient auch der Zuschlag von zwei Euro auf die Auswärtstickets. Rechtskräftig verurteilte Krawallmacher werden rigoros aus dem Verein ausgeschlossen.