Der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke setzt auf die Digitalisierung, auch wenn dadurch Tausende von Arbeitsplätzen verloren gehen.

Frankfurt - So hatte sich Martin Zielke seinen ersten großen Wurf sicher nicht vorgestellt. Schon Anfang der Woche war durchgesickert, dass der seit Mai amtierende Vorstandschef der Commerzbank nach einer gründlichen Analyse gemeinsam mit den Beratern von McKinsey rund 9000 der knapp 50 000 Stellen abbauen wolle. Seitdem kam stückchenweise immer wieder eine kleine Neuheit hinzu, ja, sogar im Intranet der Bank tauchte versehentlich vorübergehend ein Schreiben des Vorstandschefs auf, in dem er um Verständnis für die Maßnahmen warb. Am Donnerstag dann sah sich das Management offenbar gezwungen, noch mehr Einzelheiten zu veröffentlichen, obwohl für den heutigen Freitag eine Pressekonferenz angesetzt ist, auf der Zielke die Beschlüsse des Aufsichtsrats verkünden will.

 

Nach der Vorlage, mit der der Commerzbank-Chef in die Sitzung des Aufsichtsgremiums gegangen ist, sollen insgesamt sogar 9600 von derzeit 45 000 Vollzeitstellen gestrichen werden. In zukunftsträchtigen Bereichen sollen zugleich 2300 Arbeitsplätze entstehen. Das Investmentbanking wird weiter verkleinert und mit dem Firmenkundengeschäft zusammengelegt, aus vier Sparten werden so zwei. Die Restrukturierung werde 1,1 Milliarden Euro kosten, erklärte die Bank. Dafür müssen die Aktionäre bis auf Weiteres auf eine Dividende verzichten. Die Ertrags- und Rendite-Ziele bleiben angesichts der Dauer-Niedrigzinsen bescheiden.

An den Filialen will Commerzbank-Chef Zielke festhalten

Einige Beobachter wollen in dem jetzt vorgelegten Plan gar eine Kritik an Zielkes Vorgänger Martin Blessing entdeckt haben. Der hatte bisher das Ziel ausgegeben, die Kosten bei sieben Milliarden Euro zu deckeln, Zielke peilt jetzt 6,5 Milliarden an, Analysten hatten sechs Milliarden als Obergrenze erwartet. Zielke malt denn auch keine goldene Zukunft, sondern gibt der Bank eher bescheidene Vorgaben. Das Institut weiß angesichts der niedrigen Zinsen mit dem Geld, das ihre Kunden auf den Konten parken, offenbar nicht viel anzufangen. Bei anhaltenden Niedrigzinsen sei nur eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent erreichbar, heißt es in der Vorlage für den Aufsichtsrat. Nur wenn sich die Lage an den Märkten normalisiere, könne die Bank acht Prozent schaffen. 2015 waren es 4,2 Prozent.

Kern der Strategie sind eine Konzentration aufs Kerngeschäft und die Digitalisierung der ganzen Bank. Ziel sei „ein digitales Geschäftsmodell, aber mit einer persönlichen Note“ – denn an den Filialen will Zielke festhalten. Das will die Bank sich bis 2020 rund zwei Milliarden Euro kosten lassen – mehr als die Deutsche Bank, die im gleichen Zeitraum 750 Millionen Euro in die IT investiert.