Der Verein Frauen helfen helfen feiert 10. Geburtstag. Männer dürfen spenden, aber nicht Mitglied werden.

Stuttgart - Stuttgart - Nein, das ist kein Fehler. Der Verein, der am heutigen Montag vor zehn Jahren gegründet worden ist, heißt tatsächlich Frauen helfen helfen. „Das bezeichnet genau das, was wir tun: Geldsammeln und es an Institutionen zur Finanzierung von ausgewählten Projekten weiter leiten“, sagt Silke Schmidt-Dencker, die auch Geschäftsführerin des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart ist

 

Die 50-Jährige hat mit Anja Arends (51), Henriette Härle (52) und neun weiteren Frauen den Verein gegründet. Dafür brauchte es zwölf Mitglieder. Deshalb haben die Drei jeweils drei Bekannte angesprochen. „Alle haben ja gesagt und sind heute noch dabei, stellt Schmidt-Dencker fest. Mittlerweile hat der Verein mit Sitz im Stuttgarter Norden 130 Mitglieder: alles Frauen. „Zu der Problematik, um die wir uns kümmern, haben wir Frauen einen besseren Zugang“, begründet Schmidt-Dencker den Ausschluss von Männern.

Helfen wollen die Frauen Kindern, Frauen und Familien in Not. Auslöser war der Besuch eines Jungen aus der Nachbarschaft. Der besuchte wie die Kinder von Schmidt-Dencker und der anderen Vereinsgründerinnen die Mühlbachhofschule. „Der Neunjährige hat unseren Kühlschrank ausgeräumt, um seinem zwei Jahre jüngern Bruder etwas zu essen mitzubringen“, sagt Schmidt-Dencker. Die Mutter des Drittklässers war verschwunden – wohin wusste niemand – und hat ihre beiden Söhne sich selbst überlassen.

Armut und Not im wohlhabenden Stuttgart, sogar in der eigenen Nachbarschaft: die Gründerinnen konnten es kaum glauben, stießen aber noch auf weitere Fälle in Stuttgart: 11-jährige Zwillinge, deren Eltern geschieden waren, lebten eine Woche bei der Mutter, die andere Woche beim Vater. Irgendwann erklärte die Mutter, sie habe keine Lust mehr auf die Mädels und ließ sie im Stich. Im Stich ließ auch eine Mutter ihre kleine Tochter nach der Trennung von dem Vater. Sie setzte sich mit ihrem neuen Freund in ihre Heimat, die Türkei, ab. „In einem scheinbar intakten Umfeld ist Not von den Nachbarn oft nicht wahrzunehmen“ sagt Schmidt-Dencker und stellt fest: „Es gibt Situationen, die wir nicht verändern können, aber auch Menschen und Institutionen, die helfen können.“

Geld für Fußballtore und eine Metallwerkstatt

Um helfen zu können, hat der Verein in den vergangenen zehn Jahren um die 620 000 Euro, meist von Privatpersonen, gesammelt und unterstützt mit dem Geld pro Jahr 72 Projekte und 62 Einzelmaßnahmen. Das Haus der Familie hat eine Anschubfinanzierung für sein „Wellcome-Projekt“ erhalten. Geschult werden dabei zum Beispiel ehrenamtliche Helfer für die Betreuung junger Familien. Der Aktionsspielplatz Raitelsberg bekam Geld für die Anschaffung von Fußballtoren und einem Klettergerüst. Und damit eine geschlossene Einrichtung für straffällig gewordene Jugendliche eine Metallwerkstatt einrichten konnte, gab es von den helfenden Frauen auch Geld. Die jüngste Aktion ist die Aktion Ranzenpacker: Künftige Erstklässler aus Familien mit kleinem Budget sollen eine Erstausstattung für ihren Schulstart bekommen.

In den Regalen des Heimbüros des Vereins im Stuttgarter Norden stehen dicke Ordner mit Anträgen für Projekte. Wöchentlich kommen neue dazu. Härle, Arends und Schmidt-Dencker durchforsten sie regelmäßig nach weiteren guten Projekten, die aus Geldmangel zu scheitern drohen. „Die Spenden fließen zu hundert Prozent in die Projekte, da wir keine Verwaltungskosten haben und Porto sowie Sonstiges aus eigener Tasche finanzieren“, sagt Schmidt-Dencker. Der Mitgliedsbeitrag bei Frauen helfen helfen liegt bei einem Euro pro Tag. Und auch wenn sie nicht Mitglied werden können: Spenden von Männern sind selbstverständlich willkommen.