Während die Stuttgarter Offensive nahezu erstklassig bestückt ist, bleibt die Defensivzentrale die große Problemzone des Fußball-Zweitligisten. „Da gibt es bei uns Steigerungsbedarf“, sagt der 20 Jahre junge Abwehrchef Timo Baumgartl.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Neulich hat der in Esslingen geborene Serdar Tasci dem Internetportal „Spox“ ein Interview gegeben, in dem viel von seiner Leidenschaft zum VfB die Rede war. „Der VfB ist und bleibt mein Verein“, sagte der 29-Jährige, der ja 2007 mit den Stuttgartern Deutscher Meister geworden war: „Irgendwann werde ich zum VfB zurückkehren, ob als Spieler oder in anderer Funktion.“

 

Tatsächlich dürfte es im Fan-Umfeld der Stuttgarter den ein oder anderen geben, der sich mit Blick auf den aktuellen Kader des Zweitliga-Dritten eine sofortige Rückkehr Tascis vorstellen könnte. Der ist bei seinem aktuellen Arbeitgeber Spartak Moskau, dem aktuellen Tabellenführer der ersten russischen Liga, in der Vorrunde lediglich auf acht Einsätze gekommen.

Die 30 VfB-Tore bedeuten Platz zwei in der zweiten Liga

Immerhin sticht beim Blick aufs VfB-Personal ins Auge, dass das Ungleichgewicht zwischen Offensivpower und Abwehrschwäche in dieser Winterpause eher zu- denn abgenommen hat. „Angriff schlägt Abwehr“, so könnte zusammengefasst das größte Problem des Stuttgarter Kaders auf einen Nenner gebracht werden. Denn in seiner Offensivabteilung ist der VfB für einen Zweitligisten nahezu erstklassig bestückt. Schließlich sorgten hier bereits in der Vorrunde der häufig einschussbereite Torjäger Simon Terodde (elf Saisontreffer) im Verbund mit den beiden flinken Flügelleuten, dem Japaner Takuma Asano (links) und dem Portugiesen Carlos Mané (rechts), häufig für Gefahr in des Gegners Abwehr – auch wenn es den jungen Sommerneuzugängen auf der Außenbahn zuweilen noch an Konstanz fehlte. Mit 30 geschossenen Toren liegt die VfB-Offensive jedenfalls hinter Hannover (31) ligaweit auf dem zweiten Platz.

Nun kommt es noch besser: Da sowohl Tobias Werner (hartnäckige Adduktorenverletzung) wie auch Daniel Ginczek (Kreuzbandriss) ihre Verletzungen auskuriert haben und wieder voll im Saft stehen, weil zudem mit dem Deutschamerikaner Julian Green („Ich habe das Bayern-Gen“) ein junger Profi mit reichlich Entwicklungspotenzial verpflichtet wurde, darf man von der VfB-Offensive für die am Sonntag (13.30 Uhr) mit dem Gastauftritt beim FC St. Pauli beginnenden Rückrunde der zweiten Liga getrost noch mehr Durchschlagskraft erwarten.

Klar ist, dass die eigene Defensive da im teaminternen Vergleich nicht mithalten kann. Mit den Abgängen von Philip Heise (verkauft nach Dresden), Stephen Sama (verkauft nach Fürth) und Toni Sunjic (ausgeliehen nach Palermo) hat der VfB zwar zunächst einmal quantitativ Ballast abgeworfen, also den Kader verschlankt – trotzdem dürfte es mit dem Unternehmen sofortiger Wiederaufstieg sehr eng werden gerade mit Blick auf die Sechserposition, vor allem aber auf die Innenverteidigung, die beim VfB inzwischen fast schon traditionell die Achillesferse ist.

Die Innenverteidigung ist fast schon traditionell die Achillesferse

21 Gegentore hat sich der VfB in der Vorrunde eingefangen – von den Teams der oberen Tabellenhälfte verteidigte da nur der Tabellen-Neunte aus Nürnberg schlechter. „Da gibt es bei uns Steigerungsbedarf“, sagt der gerade mal 20 Jahre junge Abwehrchef Timo Baumgartl, der gemeinsam mit dem mitunter hölzernen Marcin Kaminski und dem nicht immer wetterfesten Benjamin Pavard das verbliebene Innenverteidiger-Trio bildet. Beruhigend ist das nicht, zumal das Trainingslager bereits hinter dem VfB liegt und noch kein Defensivmann verpflichtet wurde. Also doch der erfahrene Serdar Tasci?

„Wir werden nichts machen, von dem wir nicht hundertprozentig überzeugt sind und werden keinen Euro fahrlässig ausgeben“, sagt der Manager Jan Schindelmeiser, der also lieber keinen Abwehrspieler mehr verpflichten würde als eine Kompromisslösung. Immerhin ist Schindelmeisers Anforderungsprofil klar umrissen: Gesucht ist ein möglichst junger Innenverteidiger, der als Linksfuß auch den nach dem Heise-Abgang als linker Verteidiger konkurrenzlosen Emiliano Insua ersetzen könnte.

Der Neue sollte zudem hoch verteidigen können, sollte also ein moderner Abwehrmann sein. Zudem darf er keinesfalls das Gehaltsgefüge sprengen, was definitiv gegen Tasci spricht. Schließlich scheiterte dessen Wechsel von Moskau zu Trabzonspor kürzlich an den Gehaltsvorstellungen, die über zwei Millionen Euro pro Saison liegen. Man darf also gespannt sein, wie und ob der VfB seine Defensive noch verstärkt. Ein Kandidat aus der Bundesliga, das hat Schindelmeiser bereits erklärt, dürfte es wohl definitiv nicht werden.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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