Die Fans des VfB Stuttgart warten auf neue Spieler. Doch auch abseits des Bundesliga-Kaders wird gearbeitet. So hat sich der Club durch interne Veränderungen weiteren finanziellen Spielraum verschafft. Dabei ist eine beträchtliche Summe zusammengekommen.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Drei Wochen sind vergangen, seit die Mitglieder des VfB Stuttgart für die Ausgliederung der Profisparte in eine Aktiengesellschaft (AG) gestimmt haben. Damit schien klar: Die Weichen für eine bessere Zukunft des Bundesliga-Aufsteigers sind gestellt. Und nun?

 

Schwingt die Erleichterung über das klare Votum noch immer mit, wenn man mit den Verantwortlichen spricht. Vor allem der Präsident aber will den Eindruck vermeiden, damit sei die Arbeit getan. Wolfgang Dietrich weiß: „Wir müssen liefern.“ Vor allem gilt das derzeit für den Sportvorstand Jan Schindelmeiser.

Der jettet durch die (Fußball-)Welt, rund eine Woche vor Start der Saisonvorbereitung ist aber bislang nur der 19-jährige Orel Mangala verpflichtet worden. Doch das Vertrauen in Schindelmeiser ist groß – und die Transferperiode noch lange nicht an ihrem Höhepunkt oder Ende angelangt. Und so sind es nicht nur die Justierungen am Kader, die den Club derzeit beschäftigen.

Der Präsident schlägt mögliche Aufsichtsräte vor

Nach dem Notartermin am 2. Juni wartet man nun auf die entsprechenden Eintragungen im Handels- und Vereinsregister. Parallel dazu arbeitet Wolfgang Dietrich an der künftigen Besetzung der Gremien. Ein Aufsichtsratsposten der AG ist fix besetzt – durch den Clubchef selbst. Zwei weitere scheinen klar: Wilfried Porth (für Investor Daimler) und Franz Reiner (für Hauptsponsor Mercedes-Benz Bank). Sechs weitere Posten im Kontrollorgan müssen vergeben werden, Dietrich ist der Mann, der die Vorschläge macht, wahrscheinlich ist, dass wie bisher Martin Schäfer, Hartmut Jenner und Hermann Ohlicher dazu gehören. Der bisherige Aufsichtsrat des Vereins bestellt zudem zwei weitere Präsidiumsmitglieder für den e.V., die dann von der Mitgliederversammlung im Herbst bestätigt werden müssen. Einer davon bekommt ebenfalls einen Sitz im AG-Aufsichtsrat.

Spätestens bis zum Start der Bundesligasaison (18. August) soll all das über die Bühne gegangen, die VfB-Profsparte als AG tätig und die Mannschaft entsprechend verstärkt sein. Dabei gilt es als Segen, dass die Grundvoraussetzungen passen. Zum einen durch die 41,5 Millionen Euro, die Daimler als Investor zuschießt. Zum anderen, weil zahlreiche in den vergangenen Monaten vollzogene strukturelle Änderungen und Prozess-Optimierungen zu einem weiteren finanziellen Spielraum geführt haben. Auf eine Summe im hohen einstelligen Millionenbereich sollen sich die Einsparungen addieren. Präsident Dietrich sagt: „Wir haben aber kein Personal abgebaut.“ Vielmehr hätten die Mitarbeiter zuletzt parallel zu ihren eigentlichen Aufgaben die Herkulesaufgabe Ausgliederung gemeistert. „Das verdient Anerkennung“, sagt der Clubchef. Lediglich der Posten von Marketingexperte Rainer Mutschler (zum Eishockey-Zweitligisten Ravensburg Towerstars) wird nicht neu besetzt.

Vertragsgespräche mit dem Trainer geplant

Finanziell stehen die Weiß-Roten also gut da, der Rückstand zu den Clubs, die zuletzt dauerhaft in der Bundesliga gespielt haben, ist dennoch nicht schnell aufzuholen – der VfB belegt im Ranking der TV-Gelder Rang 17. Da es den Verantwortlichen auch um Nachhaltigkeit geht, ist daher klar: Trotz des neuen finanziellen Spielraums werden keine horrenden Ablösesummen bezahlt oder irrwitzige Verträge abgeschlossen. Und auf einmal ausgeben will der Verein das Geld auch nicht. „Aber wir befinden uns jetzt endlich in der Lage, langfristig planen zu können“, sagt Dietrich und verweist auf seinen Vierjahresplan für die sportliche Entwicklung. Zu dieser zählt vor allem: Kontinuität. Und so gehört es zu den Aufgaben der kommenden Monate auch, mit dem Trainer über eine vorzeitige Vertragsverlängerung zu reden.

Der Kontrakt von Hannes Wolf läuft aktuell noch bis zum Ende der kommenden Saison. Zunächst soll sich der Coach auf die Saisonvorbereitung und den Bundesligastart konzentrieren, dann wird es wohl erste Gespräch geben. Dietrich sagt: „Wir streben grundsätzlich nach einer langfristigen Zusammenarbeit, gehen das Thema aber ganz entspannt an.“