Die Projektgruppe Villa Berg hat sich mit der Machbarkeitsstudie für das Gebäude im Stuttgarter Osten befasst – ein kompliziertes Unterfangen.

S-Ost - Das Ergebnis der intensiven Bürgerbeteiligung zur künftigen Nutzung der Villa Berg, die ein „offenes Haus für Musik und mehr“ werden soll, ist eindeutig gewesen. Dass dies aber angesichts der Gegebenheiten in dem denkmalgeschützten Gebäude ein kompliziertes Unterfangen ist, das zeigte sich nun auch in der Projektgruppe im Stadtteil- und Familienzentrum Stöckach. Dort sollten aus erster Hand „Informationen zum aktuellen Stand der Machbarkeitsstudie“ erfolgen, wofür eigens die damit betrauten „2-bs Architekten“ Volker Bernsdorf und Martin Schinner aus Nürnberg angereist waren.

 

Auftrag erst vor zwei Wochen bekommen

Den Auftrag zur Studie hatten sie erst vor zwei Wochen bekommen, weshalb Bernsdorf die Erwartungen für den Abend zu dämpfen versuchte: „Wir haben noch nicht einmal die Daten für das Bestandsmodell.“ Gleichwohl besteht in der Projektgruppe die Erwartung, dass bereits im Oktober Ergebnisse vorliegen, was Jörg Trüdinger so begründete: „Damit wir im nächsten Doppelhaushalt Mittel für den Architektenwettbewerb bekommen und dann in drei Jahren anfangen können.“

Zunächst aber musste erst einmal ein im Hintergrund weiter schwelender Konflikt eingedämmt werden, der teils heftig aufflammte. Kernpunkt ist die Verbindlichkeit der Ergebnisse der Bürgerbeteiligung, deren informellen Charakter Baubürgermeister Peter Pätzold in einem Brief an die Gruppe unterstrichen hatte.

Weil im Auftrag für die Machbarkeitsstudie in allen drei zu prüfenden Varianten der Erhalt des Sendesaales als gesetzt gilt, sprachen Beteiligte von einer „Alibiveranstaltung“ und „Unverschämtheit“, drohten mit dem Austritt aus der Projektgruppe und meinten, die „ganze Bürgerbeteiligung sei für die Katz“.

Dem hielt Astrid Schmelzer, die Projektbeauftragte vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, entgegen, dass es „keine Denkverbote“ gebe. Sie betonte: „Wir erwarten Erkenntnisse zur Nutzbarkeit der Villa, und da gibt es kein Tabu. Sollte es hinsichtlich des Saales knirschen, dann wollen wir das wissen.“ Im übrigen seien „die Ideen aus der Bürgerbeteiligung in den Auftrag aufgenommen“ worden. Schirmer sprang ihr bei: „Fakt ist, dass es für uns keine Denkverbote gibt. Wir arbeiten ergebnisoffen. Sollten wir mit den Variantenfeldern nicht zurechtkommen, dann müssen Konsequenzen gezogen werden. Wir werden dann eine Veränderung der Varianten vorschlagen.“

Für Aufsehen gesorgt

Mit Interesse aufgenommen wurde der „kombinierte Ansatz“ (Schmelzer) in der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie. Demnach wird zunächst ein digitales, dreidimensionales Gebäudemodell erarbeitet, in dem dann gewünschte Nutzungen durchgespielt werden, inklusive der Erprobung von Anbauten. Neu ist, dass bereits die virtuelle Bespielung eng verkoppelt wird mit betriebswirtschaftlichen Aspekten. Zu diesem Zweck haben die Architekten, die zuletzt mit der Transformation einer Nürnberger Kaserne in ein „Haus für Gegenwartskultur“ für Aufsehen gesorgt hatten, Expertise ins Team geholt. Neben „gastronomischer Beratung“ den freien Kulturberater Steffen Zimmermann sowie die auf „kulturwirtschaftliche Beratung“ spezialisierte „Metrum Strategie- und Managementberatung“ aus München, die durch Meike Schlicht vertreten war.

Schlicht beschrieb ihre Aufgabe so: „Wir versuchen, von der Nutzung her zu denken. Wie funktioniert ein Betrieb? Was braucht es an Infrastruktur auch im Backstagebereich? Wie kann das Haus auch bei Parallelveranstaltungen reibungslos funktionieren? Wie müssen die Mieten sein?“ Und hinsichtlich der Kosten wolle man „auch bei der Gastronomie einen Input geben, denn Finanzquellen sind für den Betrieb ebenfalls wichtig.“

So werde man die „Praxis- und betriebswirtschaftlichen Fragen kontinuierlich mit der Arbeit der Architekten abgleichen“. Eine Vorgehensweise, deren Sinn Zimmermann mit Bezug auf das Nürnberger Referenzprojekt mit launigem Unterton so beschrieb: „Unsere dortigen Fehler musste Nürnberg bezahlen.“ Ergo: Bei der Villa Berg soll solchen Fehlern mit dem „kombinierten Ansatz“ vorgebaut werden.