Eine Anleitung zum Mobbing aus dem Jahr 2006 bringt Generalsekretär Peter Tauber in Bedrängnis. Die Frage ist nur: wie sehr?

Berlin - Peter Tauber gehört zu denen, die regelmäßig an der sogenannten „Morgenlage“ im Bundeskanzleramt teilnehmen. Die deutsche Regierungschefin, ihre wichtigsten Berater und Mitstreiter werden dort auf den neuesten Nachrichtenstand gebracht und darüber unterrichtet, was vielleicht sonst noch so rauscht im Blätterwald. Es ist also davon auszugehen, dass der CDU-Generalsekretär seiner Parteichefin Angela Merkel schon auseinandersetzen musste, was es mit dieser Mobbinggeschichte auf sich hat, die sich in den vergangenen Tagen zu einer für die Union ziemlich unangenehmen Sache ausgewachsen hat.

 

Es geht um ein Papier aus dem Jahr 2006 mit Überlegungen dazu, wie die damals offenbar unbeliebte CDU-Geschäftsführerin in Taubers hessischem Heimatwahlkreis aus der Partei gedrängt werden könnte. Unter dem Titel „Pflegehinweise für das Kaninchen“ ist auf den neun Seiten beispielsweise der Vorschlag zu finden, dass Anne Höhne-Weigl mit der Kündigung ihrer ebenfalls bei der CDU beschäftigten Tochter gedroht werden könne, wenn sie nicht freiwillig einen Aufhebungsvertrag unterschreiben wolle.

So weit, so unschön. Tauber hat eingeräumt, damals Kenntnis von dem internen Papier gehabt zu haben, nicht jedoch, dessen Mitverfasser zu sein. Dafür gibt es bisher auch keine Anhaltspunkte. In die Tat umgesetzt wurden die Pläne nicht – auch weil Höhne-Weigl selbst das Papier in die Hände bekam. Hinzu gekommen ist jedoch am Donnerstag der Vorwurf ihrerseits, auch von Tauber direkt gemobbt worden zu sein – etwa über das Mithören privater und dienstlicher Telefonate. Das Nachhaken verschiedener Journalisten hat zudem E-Mail-Verkehr aus dem Jahr 2012 ans Tageslicht befördert, in dem Tauber – wiederum in seinem Wahlkreis – eine neue Vorsitzenden für die Frauen-Union am Ort sucht. „Hallo Jungs“, heißt es da, „wir haben ein neues Problem: die Frauen-Union.“ In eindeutig chauvinistischer Wortwahl empfiehlt Taubers damaliger Bundestagsbüro-Mitarbeiter seinem Chef daraufhin Katja Leikert, die heute selbst im Bundestag sitzt. Zwar würde diese es „in der Schlangengrube“ Frauen-Union zwar schwer haben, doch „rein optisch wäre sie ein Gewinn“. Tauber bestreitet die Echtheit der E-Mails nicht, kann aber darauf verweisen, dass die eindeutig sexistischen Äußerungen nicht aus seiner Feder stammen.

Taubers Position wird nicht hinterfragt

Trotzdem wird in der CDU über die Geschichte geredet. Aus Taubers Umfeld im Adenauerhaus wird sie zurückgeführt auf „einen kleinen harten Kern von Leuten, die ihm schaden wollen“. Als Gründe werden lokale Eifersüchteleien und Taubers hartes Durchgreifen genannt, nachdem er den Kreisverband bei Amtsantritt mit 120000 Euro Schulden vorgefunden hatte. Und ja, auch seine volle Unterstützung für Merkels Flüchtlingspolitik könne im konservativen Hessen und in der noch schwärzeren Jungen Union dort alte Weggefährten herausgefordert haben, heißt es.

Diese Lesart teilen nicht nur offiziell, sondern auch im Vertrauen viele in der Partei. Taubers Position als CDU-Generalsekretär scheint nicht hinterfragt zu werden: Die Frauen-Union auf Bundesebene hat keine Konsequenzen dieser Art gefordert, und auch sein Kreisverband, der ihn am 4. November wieder als Direktkandidaten für den Bundestag aufstellen soll, hat sich hinter den 42-Jährigen gestellt.

Eine wichtige Stimme in der christdemokratischen Frauen-Union, die ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen will, setzt sich auf Anfrage jedoch klar von Tauber ab. Sie nennt den Vorgang „beschämend“, „disqualifizierend“, und ist darüber hinaus der Meinung, dass „das Jahr 2006 auch noch nicht so lange her ist“. Die CDU-Frau ist jedenfalls der festen Überzeugung, dass die Geschichte auch einen nachhaltigen Eindruck bei der Kanzlerin hinterlassen wird, deren frauenpolitisches Engagement gerne unterschätzt wird: „Ich glaube, Merkel wird Tauber fallen lassen, aber nicht gleich.“