Steffen Bilger (CDU) hat sich in seiner zweiten Wahlperiode zum Verkehrsexperten der Unionsfraktion gemausert. Ob ihn den Ludwigsburger die Karriereleiter noch weiter nach oben führt?

Ludwigsburg - Man kann sicher ohne Übertreibung feststellen, dass Steffen Bilger seine Karriere recht zielstrebig verfolgt hat. Mit 19 Jahren war er bereits Bundesgeschäftsführer der Schülerunion, über die klassische „Eselstour“ von Junger Union und CDU-Bezirksverbänden hat er sich nach oben gearbeitet.

 

Seit acht Jahren sitzt der in Backnang (Rems-Murr-Kreis) Aufgewachsene im Bundestag, der Posten im Verkehrsausschuss sowie als Kuratoriumschef der Bundeszentrale für politische Bildung dürfte nicht das Ende der Karriereleiter sein. Gerade in den vergangenen Monaten ist der 38-Jährige gefragt – denn er ist der Berichterstatter für Alternative Antriebe in seiner Fraktion.

Da geht er schon mal im Fernsehen in eine „Phoenix“-Talkshow, zum SWR oder zum Deutschlandfunk. Die erste Reihe der TV-Bühnen ist aber noch Politpromis wie Wolfgang Bosbach und Ministern vorenthalten. Immerhin 121-mal wurde er in der Stuttgarter Zeitung zitiert, wie die Statistik zeigt. Oft zu regionalen Verkehrsprojekten.

Die Arbeitswoche hat 100 Studen

Arbeit hat der CDU-Politiker genug. „In manchen Sitzungswochen sind es gut 100 Stunden“, sagt er. In Berlin gebe es von früh morgens bis Mitternacht Termine, Treffen und Empfänge. Und da die wichtigsten Entscheidungen informell getroffen werden, gilt es, bis zum Ende dabei zu sein. Bilger hat das Netzwerken gelernt, als Vorsitzender der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion knüpft er neue Verbindungen. Im Bundestag hat er 21 Reden gehalten und war fast immer bei den Abstimmungen anwesend. Das zeigt Disziplin und Ehrgeiz. Im heimatlichen Wahlkreis bleibt aber neben vielen Vor-Ort-Terminen ab und an Zeit zum Durchschnaufen.

Bilger hat mit seiner Frau Isabell seit Frühjahr 2016 einen Sohn. „Ich genieße die Stunden mit der Familie“, sagt er. Etwa im Märchengarten des Blühenden Barock. Deswegen hat er sich diesen auch als Lieblingsort fürs Porträtfoto ausgesucht. „Ich war schon früher oft hier“, sagt der 38-Jährige und lächelt. Denn als Märchenerzähler will er natürlich nicht in Erinnerung bleiben. Tatsächlich hat sich Steffen Bilger Respekt verschafft, in- und außerhalb seiner Partei, weil er als Verkehrsexperte viel Sachkenntnis vorweist.

Vernschaufen im Wahlkreis – gelegentlich

Das hilft auch dabei, das eine oder andere Projekt im Wahlkreis zu befördern. Wie die Umfahrung der B 10 bei Enzweihingen, die in greifbarer Nähe ist. Bilger weiß, welche Drähte die richtigen sind. „Manchmal hilft es auch, einen Informationsvorsprung zu haben“, sagt er. Etwa bei der Sanierung des Ludwigsburger Bahnhofsaufzugs – da galt das Windhundprinzip: Wer sich zuerst meldet, bekommt den finanziellen Zuschlag. Manchmal sind aber die Hände gebunden, wie beim Ausbau der A 81. Bilger schiebt den Schwarzen Peter der Landesregierung zu: „Es ging noch keine einzige Unterlage nach Berlin.“

Auch den Nordostring hat Bilger noch nicht aufgegeben, obwohl die Widerstände enorm sind. Der CDU-Abgeordnete möchte alle Kommunen noch einmal an einen Tisch holen, um vielleicht einen Kompromiss zu finden. In der Politik braucht es einen langen Atem, das hat der Jurist inzwischen oft genug erfahren.

Wohin für ihn die Karriereleiter noch geht? Vielleicht so hoch wie im Märchengarten der Turm von Rapunzel, der oben auf einer Anhöhe steht? Steffen Bilger setzt sein gelassenes Lächeln auf, für das er bekannt ist: „Wenn ich eines gelernt habe in der Politik, dann, dass nichts planbar ist.“ Doch seine Expertise in Sachen Verkehrspolitik ist allgemein anerkannt – höhere Weihen sind also nicht ausgeschlossen.